Serie Das Ist Mein Arbeitsplatz Von der Hobelbank in die weite Welt

Wermelskirchen · Martin Drosten baut in der Tischlerei Wagner Möbel für Privatleute und für die Autoindustrie. Moderne Steuerungstechnik hat längst Einzug gehalten. Aber letztlich geht es immer um die handwerkliche Umsetzung.

Am Anfang ist es ein Brett. Unscheinbares Holz. Wenn Martin Drosten es in die Finger bekommt, dann verwandelt es sich. Aus dem Holz werden Schränke, Treppen, Möbel, immer Einzelstücke und auch mal Produkte für die Industrie. Seit über 20 Jahren arbeitet Martin Drosten für die Tischlerei Wagner in Wermelskirchen. Dort hat er seine Ausbildung gemacht. Zwei Chefs hat er erlebt, unzählige Aufträge und den Wandel der Branche. Schrankwände mit Blattgold wünschen sich Kunden heute nur noch selten, dafür werden Fenster eingebaut, immer öfter bewerkstelligen Tischler auch ursprünglich fachfremde Aufgaben, und die Technik hat sich rasend schnell verändert.

Aber eines ist geblieben: "Ich habe schon immer gerne mit Holz gearbeitet", sagt Drosten. Damals als er mit seiner Familie am Ferienhaus in Holland erst einen Steg und dann eine Terrasse baute. Und später, als er sich nach der Schule für die Ausbildung zum Tischler entschied. "Bereut habe ich es nie", sagt er. Auch nicht, als sich der Beruf veränderte. Heute verbringt Martin Drosten nicht mehr so viel Zeit an der Hobelbank. Stattdessen arbeitet er mit Werkzeugmaschinen, die durch den Einsatz moderner Steuerungstechnik einen Teil der Arbeit übernehmen - so genannte CNC-Maschinen. Martin Drosten programmiert den Rechner, bereitet das Holz vor und die Maschine fräst, bohrt und sägt.

Ohne diese Technik ist Tischlerhandwerk heute nicht mehr denkbar. "Aber ich habe das Handwerk von der Pike auf gelernt", sagt der 41-Jährige. Und das hilft ihm, wenn er heute Designern großer Automobilunternehmen gegenübersitzt und über so genannte "Displays" spricht. Auf diesen Möbeln präsentieren Autohersteller und -zulieferer auf Messen ihre Produkte - weltweit. Gebaut werden sie immer öfter in Wermelskirchen, unter anderem von Martin Drosten. Am Anfang eines solchen Auftrags stehen dann jene Gespräche mit den Designern. "Wir fragen immer danach, was machbar ist. Designer fragen danach, was schön ist", sagt er und schmunzelt. Eine Einigung finden beide Seiten am Ende immer. In der Tischlerei werden anschließend Ideen zur handwerklichen Umsetzung gesammelt und diskutiert, bevor sich Martin Drosten und seine Kollegen an die Arbeit machen, um Pläne und dann Musterteile zu erstellen. Materiallisten werden geschrieben, Holz bestellt und manchmal werden auch befreundete Firmen einbezogen, um deren Maschinen nutzen zu können. "Jedes Teil wird dann einzeln bemessen, zugeschnitten und zusammengebaut", sagt der Tischler. Dabei handelt es sich dann nicht mehr nur um Holz, sondern auch um andere Materialien, die im Möbelstück verarbeitet werden. "Am Ende lackiere ich die Stücke", sagt Martin Drosten. Dafür hat er ein Händchen. Außerdem mag er es, dem Werk den letzten Schliff zu geben. "Am Ende verbindet mich viel mit dem Möbelstück", erzählt er, "und ich wünsche mir immer, dass es so lange wie möglich in Gebrauch bleibt."

In der Autoindustrie hat sich die Qualität aus Wermelskirchen bereits rumgesprochen: Zuweilen schickt die Tischlerei Möbel in die USA. Messen in ganz Europa werden mit Displays aus Wermelskirchen bestückt. "Und wir waren auch schon ein paar Mal in Shanghai", erzählt Drosten. Der Weg von der ersten Idee bis zur Auslieferung ist also zuweilen weit - jeden Schritt begleiten die Mitarbeiter der Tischlerei. "Der schönste von allen bleibt aber die Fertigung", sagt Martin Drosten.

(RP)
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