Bm-Aktion Mobile Redaktion Vier Kandidaten im verbalen Schlagabtausch

Wermelskirchen · Die Bewerber ums Bürgermeisteramt brachten etwa 100 Wermelskirchenern bei der Mobilen BM-Redaktion auf dem Loches-Platz ihre Standpunkte zu einzelnen Themen näher. In einigen Bereichen waren sie sich einig, es gab auch unterschiedliche Ansichten. Kontrovers diskutiert wurde aber nicht.

 Wurden von BM-Redaktionsleiter Udo Teifel (Mitte) bei der Mobilen Redaktion gestern mit Fragen gelöchert (v.r.): die Bürgermeisterkandidaten Rainer Bleek (SPD), Stefan Leßenich (CDU), Marc Dieluweit (parteilos) und Mike Galow (Linke).

Wurden von BM-Redaktionsleiter Udo Teifel (Mitte) bei der Mobilen Redaktion gestern mit Fragen gelöchert (v.r.): die Bürgermeisterkandidaten Rainer Bleek (SPD), Stefan Leßenich (CDU), Marc Dieluweit (parteilos) und Mike Galow (Linke).

Foto: Jürgen Moll

Die heiße Phase des Bürgermeisterwahlkampfs hat begonnen. Höchste Zeit also für die Kandidaten, die wahlberechtigten Wermelskirchener zu überzeugen, bei der Wahl am 13. September an der richtigen Stelle das Kreuz zu machen. Bei der Mobilen Redaktion der Bergischen Morgenpost auf dem Loches-Platz stellten sich gestern Stefan Leßenich (CDU, unterstützt von WNKUWG), Rainer Bleek (SPD), Marc Dieluweit (parteilos, unterstützt von Bürgerforum und FDP) sowie Mike Galow (Linke) den Fragen von BM-Redaktionsleiter Udo Teifel und den interessierten Bürgern. Ein Überblick.

 Gute Resonanz: Insgesamt etwa 100 Wermelskirchener schauten zwischen 11 und 12.30 Uhr bei der Mobilen Redaktion auf dem Loches-Platz vorbei.

Gute Resonanz: Insgesamt etwa 100 Wermelskirchener schauten zwischen 11 und 12.30 Uhr bei der Mobilen Redaktion auf dem Loches-Platz vorbei.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Warum sollten die Bürger Sie wählen und keinen der drei übrigen Kandidaten? Rainer Bleek setzt vor allem auf die "große Führungserfahrung", die er in seiner beruflichen Laufbahn bereits sammeln konnte. "Außerdem habe ich immer ein offenes Ohr für die Menschen, und ich verfüge über eine Menge Durchsetzungsvermögen", sagte er. Auch Marc Dieluweit, der aus der freien Wirtschaft kommt, versicherte, die nötige Führungserfahrung für den Chefposten im Rathaus zu haben. "Ich möchte die Verwaltung kundenfreundlicher ausrichten", sagte er. Stefan Leßenich betonte: "Wermelskirchen ist meine Stadt. Ich bin gut vernetzt, möchte mit den Bürgern gemeinsam ein Leitbild entwickeln und die Stadt zukunftssicher machen." Mike Galow würde sich als Bürgermeister klar für die Beteiligung der Bürger einsetzen, betonte er. Vor allem die Informationspolitik müsse verbessert werden. "Die Menschen sollen besser und schneller informiert werden", sagte Galow.

 Auch einige Wermelskirchener - hier Dieter Maier zu sehen - stellten Fragen an die vier Bürgermeisterkandidaten.

Auch einige Wermelskirchener - hier Dieter Maier zu sehen - stellten Fragen an die vier Bürgermeisterkandidaten.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Sind bei der prekären Haushaltssituation der Stadt Wermelskirchen in Zukunft überhaupt noch Investitionen möglich? Für Marc Dieluweit war dies eine der wichtigsten Fragen. Das Ziel sei klar: Der Haushaltsausgleich bis zum Jahr 2021 habe oberste Priorität. "Wir dürfen unseren Kindern keine Schulden übertragen", sagte er. Investitionen würden auch in Zukunft möglich sein. "Es gibt Spielräume." Mike Galow möchte den Bürgern keine Versprechen machen, die später nicht eingehalten werden können. Die Kreditlinie sei erschöpft. "Wir müssen darauf achten, dass die Sozialleistungen nicht weiter abgebaut werden", sagte Galow. Stefan Leßenich verwies auf die im Haushaltssicherungskonzept verankerten Steuererhöhungen - "die Bürger dürfen nicht noch weiter belastet werden". Er werde sich dafür einsetzen, die Wirtschaftsförderung zu stärken und die Gewerbeflächenentwicklung voranzutreiben. Ziel müsse es sein, die Attraktivität Wermelskirchens zu verbessern. Der CDU-Mann nannte als Beispiel die Errichtung eines Indoor-Spielplatzes. Auch für Rainer Bleek ist das Thema Gewerbeflächen wichtig. "Wir müssen schauen, wo wir neue Flächen ausweisen können." Wichtig sei dabei die interkommunale Zusammenarbeit. Es gebe einige Gewerbeflächen, die von zwei Kommunen zusammen entwickelt werden könnten, zum Beispiel in Bergisch Born.

Falls Sie gewählt werden: Was wird Ihr "Leuchtturmprojekt" für die Zukunft sein? Für Rainer Bleek hat die Entwicklung des Loches-Platzes samt Ansiedlung eines Lebensmittelvollsortimenters Priorität. "Das ist das große Projekt der nächsten Jahre", sagte er. Mike Galow möchte als Bürgermeister ein großes Open-Air-Festival in Wermelskirchen organisieren. "Das macht die Stadt bekannt und lockt Leute an." Stefan Leßenich verzichtet auf ein Leuchtturmprojekt. "Wir sollten Bewährtes beibehalten, zum Beispiel das Hallenbad. Die Gestaltung des Loches-Platzes ist wichtig, aber kein Leuchtturmprojekt", sagte er. Marc Dieluweits oberstes Ziel ist, die Stadt aus den Schulden zu führen. Dabei gebe es ein Spannungsverhältnis zwischen Einsparungen und sinnvollen Investitionen. Der Loches-Platz sei wichtig, "die Kirmes muss erhalten bleiben".

Welche Schulnoten geben Sie der Stadtverwaltung für ihre Arbeit? Kein Kandidat wollte eine Note verteilen. Sie waren sich einig, dass die Arbeit innerhalb der Verwaltung zu komplex sei, als dass man sie mit einer Note bewerten könne. In vielen Bereichen werde gute bis sehr gute Arbeit geleistet, es gebe in anderen Bereichen aber durchaus noch Verbesserungsbedarf, lautete die Meinung der vier Kandidaten.

Was werden Sie unternehmen, um die Jugend zu fördern und an Wermelskirchen zu binden? Auch in diesem Punkt herrschte bei den Kandidaten Einigkeit: Die Jugend in Wermelskirchen muss mehr gefördert werden. Mike Galow nannte den Verein Rollrausch als schlechtes Beispiel. "Er hat immer noch keinen neuen Standort, das kann nicht sein." Außerdem würde er sich als Bürgermeister für die Errichtung eines zweiten Jugendcafés einsetzen, und auch das AJZ Bahndamm müsse unterstützt werden. Marc Dieluweit möchte vor allem die Vereine unterstützen, "davon profitiert auch die Jugend". Die Stadt müsse attraktiver für junge Leute werden. Die Finanzierung der Vorhaben sei das größte Problem. "Es geht nur miteinander. Verwaltung und Vereine müssen zusammenarbeiten", sagte Dieluweit. Auch Stefan Leßenich forderte, dass die Jugendlichen Treffpunkte in der Stadt brauchen. Auch das Hallenbad steigere die Attraktivität, "ich werde mich für einen Neubau einsetzen", kündigte er an. Es dürfe nicht sein, dass sich noch mehr Jugendliche von Wermelskirchen abwenden und ihre Freundeskreise in die umliegenden Städte verlagern. Für Rainer Bleek ist wichtig, "dass wir für die Jugendlichen Plätze schaffen, die sie auch akzeptieren". Daher seien Abstimmung und Kommunikation wichtig. Außerdem werde er sich dafür einsetzen, dass in Zukunft weniger Kinder an der Armutsgrenze leben müssen. "Ich plane, eine Art ,Bündnis gegen Kinderarmut' zu schaffen", kündigte Bleek an.

Wie weit werden Sie sich als Bürgermeister von Parteien, die Sie unterstützen, abhängig machen? Oder werden Sie ein unbequemer Verwaltungschef sein? In der der Kandidatenrunde herrschte Einigkeit. "Man sollte sich als Bürgermeister nicht von einer Partei abhängig machen", sagte zum Beispiel Stefan Leßenich. Wichtig sei, dass man einen guten Kontakt zu allen Fraktionen im Stadtrat pflege. "Der Bürgermeister kann eigenen Ideen einbringen und er muss die Fraktionen zusammenführen", sagte Leßenich. Auch Mike Galow ("Wermelskirchen steht bei mir an erster Stelle, nicht das Parteiprogramm"), Marc Dieluweit ("Ich bin den Interessen der Wähler unterworfen") und Rainer Bleek ("Ein Bürgermeister muss politische Mehrheiten organisieren, um Sachprobleme zu lösen") sprachen sich deutlich gegen eine Abhängigkeit zu einer Partei im Hintergrund aus.

Welche Maßnahme werden Sie als Bürgermeister zuerst umsetzen? Alle Kandidaten gaben an, zunächst viele Gespräche mit den Mitarbeitern der Verwaltung zu führen, um sie und die Abläufe kennenzulernen. Rainer Bleek möchte zudem die Sauberkeit in der Stadt und die Pflege der Grünflächen zeitnah verbessern. Marc Dieluweit hat die Gestaltung des Loches-Platzes und die Verkehrssituation auf der Telegrafenstraße auf der Agenda. Stefan Leßenich möchte mit einem Arbeitskreis eine "Zukunftsoffensive" entwickeln, in der alle wichtigen Themen Beachtung finden. Und Mike Galow möchte den Haushaltsplan für die Bürger vereinfacht visualisieren und auf der Internetseite der Stadt veröffentlichen.

Wie soll es mit dem Rhombus-Gelände an der B 51 weitergehen? Stefan Leßenich möchte dort Gewerbe ansiedeln ("es gibt viele tolle Ideen"), außerdem könnte er sich dort eine Fläche für Dauerparkplätze vorstellen, denn auf dem Loches-Platz werde die Zahl der Dauerparkplätze nach der Neugestaltung reduziert, sagte er. Marc Dieluweit verwies darauf, dass sich das Gelände in Privateigentum befinde und die Stadt nur begrenzt Einfluss habe. Rainer Bleek sieht das Rhombus-Areal ebenfalls als Gewerbefläche. "Parkplätze sind womöglich zu weit weg von der Innenstadt", meinte er. Auch Mike Galow favorisierte die Entwicklung als Gewerbefläche.

Wie schneiden Ihre Konkurrenten bei der Wahl ab? Mike Galow über Rainer Bleek: "Ich denke, dass er in die Stichwahl kommt." Stefan Leßenich über Marc Dieluweit: "Ich denke, dass es zur Stichwahl zwischen Rainer Bleek und mir kommt." Rainer Bleek über Mike Galow: "Ich denke, er bekommt drei bis fünf Prozent." Marc Dieluweit über Stefan Leßenich: "Er wird mit mir in die Stichwahl kommen - und ich werde gewinnen."

Was machen Sie am 13. September um 21 Uhr? Rainer Bleek: "Ich trinke ein Bier auf den Einzug in die Stichwahl." Stefan Leßenich: "Ich hoffe, den Wahlsieg feiern zu können." Marc Dieluweit: "Ich bedanke mich bei den übrigen Kandidaten für den fairen Wahlkampf." Mike Galow: "Ich freue mich über mein Ergebnis von fünf Prozent plus X."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort