Wermelskirchen Verbotsschilder sorgen für Chaos

Wermelskirchen · Das Durchfahrtsverbot auf der Telegrafenstraße wird von vielen Autofahrern weiter ignoriert. Die Polizei hat in einer Stunde 54 Verstöße registriert. Teilweise spielen sich abenteuerliche Szenen ab.

 Vorwärts, rückwärts oder einfach geradeaus: Vor der Stadtsparkasse spielten sich in den vergangenen Tagen teils abenteuerliche Szenen ab.

Vorwärts, rückwärts oder einfach geradeaus: Vor der Stadtsparkasse spielten sich in den vergangenen Tagen teils abenteuerliche Szenen ab.

Foto: W. Schubert

Das Durchfahrtsverbot am Ende der Telegrafenstraße wird weiterhin von zahlreichen Autofahrern missachtet. Die Polizei hat in einer gezielten Kontrolle bei vergleichsweise geringem Verkehrsaufkommen am Donnerstag in der Mittagszeit innerhalb von einer Stunde 54 Autofahrer angesprochen, die das Durchfahrtsverbot nicht beachteten. Das teilt Polizeisprecherein Sheila Behlert jetzt auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Bezirksbeamte Frank Preyer habe das Gespräch mit den Fahrern gesucht und kein Verwarngeld verhängt. Weitere 20 Autofahrer drehten um, als sie den Polizisten im Gespräch sahen, oder sie bogen kurz vor der Einmündung noch nach rechts Richtung Brückenweg ab, berichtet Behlert. Preyer fragte nach, warum die Fahrer das Verbot missachteten. 29 einheimische Fahrer (elf ortsfremde) gaben an, dass sie die Verbotsschilder überhaupt nicht gesehen hatten. Sechs ortskundige Fahrer (zehn ortsfremde) sagten, sie hätten die Beschilderung bewusst ignoriert. Fünf Einheimische (sechs Ortsfremde) gaben zu, dass sie die Verbotsschilder zwar gesehen, sie aber nicht verstanden hatten.

Die Bezirksbeamten werden in den nächsten Tagen weiterhin in unregelmäßigen Abständen vor Ort die Autofahrer ansprechen. "Es wird vorerst keine Verwarngelder geben", sagt die Polizeisprecherin. Sie stellt klar, dass die Polizei bei Fragen zur Beschilderung beratend tätig sei. "Letztlich muss die Stadtverwaltung entscheiden, ob dort nachgebessert werden muss."

In den vergangenen Tagen spielten sich zeitweise abenteuerliche Szenen vor der Stadtsparkasse ab. Ein Erlebnisbericht: Die Verkehrsführung entspricht der Straßenverkehrsordnung. Sie ist verzwickt, unübersichtlich und vor allem neu. Auch wenn die gelben Leuchten zeitweise nicht blinken, ist trotzdem alles ausgeschildert. "Ich habe vor der Sparkasse geparkt", sagte zum Beispiel eine junge Frau. "Was muss ich denn nun machen?", fragte sie. Die Antwort müsste lauten: "Schilder lesen." Was macht die Frau? Sie fährt vom Parkplatz auf die Telegrafenstraße in Richtung Eich - so wie immer. Das machen die meisten anderen Verkehrsteilnehmer ebenso - die Schilder werden ignoriert.

Ein Rentner macht durch Winken deutlich, dass die Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt ist. Er wird von einem Autofahrer fast überfahren. Nach dem dritten Versuch gibt er kopfschüttelnd auf. Ein Autofahrer, der falsch fährt, wird von Fußgängern auf die neue Regelung aufmerksam gemacht. Sein Kommentar durchs offene Fenster: "Willst du eins auf die Fresse?" Autofahrer, die vorschriftsmäßig von der Telegrafenstraße nach rechts abbiegen, hätten sicher nicht damit gerechnet, dass ihnen dort ein Auto entgegenkommt. Aber auch das passiert: Ein Mann fährt unbekümmert in der falschen Richtung durch die Einbahnstraße "An der Feuerwache", biegt dann natürlich nach rechts ab, um verbotenerweise zur Eich zu fahren.

Das vorschriftsmäßige Verhalten beim Verlassen der Parkplätze vor der Sparkasse ist eine Herausforderung. Vorwärts, rückwärts, mal links vorbei, mal rechts vorbei - alle Varianten werden praktiziert. Teilweise ist es ein einziges Tollhaus vor der Sparkasse. Am vergangenen Donnerstag soll es in dem Bereich einen Auffahrunfall gegeben haben. Die Polizei hat davon gehört, "wir wurden aber nicht gerufen, um den Unfall aufzunehmen", sagt Behlert.

Fazit: In anderen Städten gibt es viele Beispiele für eine funktionierende Verkehrsberuhigung der Innenstädte - nur Wermelskirchen kriegt es wieder mal nicht hin. Wie soll es weitergehen?

(wsb)
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