Wermelskirchen US-Schüler zu Gast in einer bergischen "Puppenstube"

Wermelskirchen · Es war der ehemalige amerikanische Präsident George W. Bush, der letztlich mit seiner Rede über "good and bad countries" den Grundstein für den Schüleraustausch zwischen Wermelskirchen und Kentucky legte. Deutschland weigerte sich im Jahr 2003 am Irak-Krieg teilzunehmen und wurde damit aus Sicht des Präsidenten zu einem "schlechten Land". Peter Fricke, Geschäftsführer der Holding "Tente International GmbH", erlebte diese Rede in einem Hotel in Chicago. "Das kann nicht wahr sein", dachte er und setzte sich nach seiner Rückkehr mit der damaligen Schulleiterin des Gymnasiums, Elke Bergmeister, zusammen.

 Gruppenfoto nach der Besichtigung bei Tente-Rollen. 14 Schüler aus den USA erkunden zurzeit Wermelskirchen und das Bergische Land.

Gruppenfoto nach der Besichtigung bei Tente-Rollen. 14 Schüler aus den USA erkunden zurzeit Wermelskirchen und das Bergische Land.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Fricke, der 1984 sein Abitur in Wermelskirchen machte, konnte die Schulleitung überzeugen - so entstand die Idee zum Schüleraustausch mit Kentucky, der maßgeblich von Tente-Rollen finanziell unterstützt wird. 2015 jährt sich diese erfolgreiche Aktion zum zehnten Mal. 14 Gäste aus den USA sind zurzeit im Bergischen und wohnen bei Gastfamilien. Einige sprechen Deutsch, da sie entsprechende Kurse besuchen. "Einige sprechen nur Englisch, sind aber an Deutschland interessiert und deshalb mitgekommen. Das ist prima", sagte Lehrer Andreas Frömmel während einer Besichtigung bei Tente-Rollen.

Wermelskirchen und das Bergische haben schon einige Eindrücke hinterlassen. "Like a doll house", sagen einige. Nein, kein Tollhaus, sondern gemeint ist eine Puppenstube. Klein, überschaubar aber auch gemütlich - so ist der Eindruck der Austauschschüler. "Da, wo die US-Schüler herkommen, gibt es so gut wie keine Gehwege. Jeder Weg wird mit dem Auto erledigt. Hier kann man Freunde mit dem Fahrrad erreichen oder sogar zu Fuß gehen", sagte Frömmel. Das sei in Amerika fast unbekannt.

Die ehemalige Krankenschwester Susan Schneider arbeitet für die amerikanische Schule und begleitet die Gruppe. "Wir sind erstaunt über die vielen Graffitis", sagte sie. "Das gibt es bei uns nur an den Zügen." Und sie berichtete, dass dies in den USA ganz streng verfolgt und geahndet werde. Bis zur Rückreise am 26. Juni werden die Gäste aus Amerika viel unternommen haben: eine Fahrt zum Haus der Geschichte in Bonn, zum Beethoven-Haus oder zur Gedenkstätte des KZ-Breitenau. Zudem machen sie eine Kanu-Tour auf der Wupper. "Das normale Ausflugsprogramm mit Schloss Burg, Schwebebahn und Kölner Dom überlassen wir den Gastfamilien", sagte Englischlehrerin Patricia Vis.

(wsb)
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