Wermelskirchen Tomkins und die Macht der Strohpuppen

Wermelskirchen · Der bekannte Bauchredner traf auch in der Katt den Nerv seines Publikums.

 Benjamin Tomkins in Aktion.

Benjamin Tomkins in Aktion.

Foto: Livion-Desing (Archiv)

Der Brüller des Abends schallte aus der Konserve. Rein formal brüllte ihn zum Schluss ein süßer, putziger Schmusedino, ein kleiner Tyrannosaurus Rex. Aber es wurde auch so ein Brüller. Die Besucher der voll besetzten kleinen Halle der Katt bogen sich vor Lachen. Der "Puppenflüsterer" (Agentur) Benjamin Tomkins hatte die Leute bei seinem Auftritt voll im Griff. Und seine Puppen ebenso.

Steckte doch immerhin sein steuernder Arm in ihrem verlängerten Rücken. "Hell-Häschen", "Froschkönig", ein alter Sack, der Gorilla "Ding-Dong", das kleine grüne Männchen aus Tomkins Gehirn, ein alter Mann und Klein-Dino: Alles, was Tomkins - ein Meister der Kommunikation - mit ihnen anstellte, sorgte für Gelächter im Publikum. Die Leute hingen an den Lippen der Puppen. Und Tomkins verführte sie dazu.

Es dauerte nicht lange, und sie freuten sich bereits beim Erscheinen der nächsten Marionette. "Oooh, wie süß!"-Rufe machten die Runde. Der Saal mutierte zur Lachmasse. Die Masse entwickelte eine Eigendynamik - wer nicht aufpasste, blieb als Individuum auf der Strecke. Schön beschrieben von Nobelpreisträger Elias Canetti in "Masse und Macht". Ähnlich manipulieren Diktatoren mittels Hofschranzen - ihren Strohpuppen - das Volk. Sie stecken in ihnen. Sie müssen nur wissen, wo bei ihnen das Loch ist. Und ganz der stolze Mächtige geht Tomkins sogar noch einen Schritt weiter: Er demaskiert diese Manipulation und schlägt ein quirliges, schnuckeliges Äffchen mit dem Kopf aufs Klavier. Ein Aufschrei im Saal. "Glauben Sie nicht, dass Sie das Ganze ein bisschen zu ernst genommen haben?", sagt Tomkins. So demonstriert er "Missverständnisse in der Kommunikation". Das sei sein eigentliches Thema des Abends, betont er immer wieder.

Der nichtssagende Titel "King Kong und die weiße Barbie" ist nur Publikumsmagnet. Derart zeigt der Künstler, wie problemlos der größte Nonsens - "Alter Sack schluckt Katze" - bei den Leuten ankommt mit einem Stück Stoff im Arm. Ja, es ist nur ein Stück Stoff.

Aber dieser Stoff ist der Stoff, aus dem verführerisch Putziges gemacht wird. Bis auf den grantigen Alten sind die Puppen alle kindlich, niedlich, schmusig, gleichwohl schlitzohrig. Tomkins schaffte es puppenspielend leicht mit und im Handumdrehen ihnen Leben einzuhauchen. Die Besucher beziehen sofort Stellung für sie. Da kann dann der knurrige Alte auch solche Witze machen wie "Ich bin auf Bier-Diät: In einer Woche vier Tage verloren" oder "Ich kann weitersehen - habe mir einen Fernseher gekauft." Gag an Gag - die Lacher zählen.

"Tomkins hat den Nerv der Besucher getroffen - alle hatten Spaß", sagte Besucher Jochen Steinhaus am Ende. Und Katt-Manager Achim Stollberg nannte es einen "unterhaltsamen Abend". Recht hat er, auch wenn der letzte Brüller aus dem Off kam.

(bege)
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