Wermelskirchen Thesen und Fakten zur Telegrafenstraße

Wermelskirchen · Verkehrsplaner Peter Sienko widerlegte alle Bedenken und Sorgen zum Durchfahrtsverbot und dem gegenläufigen Radverkehr in der Telegrafenstraße mit Zahlen und Fakten. Trotzdem gab es für den Radverkehr (noch) keine Mehrheit.

Peter Sienko versuchte, den Kritikern gleich zu Beginn seines Vortrags den Wind aus den Segeln zu nehmen. "Unser Ziel ist klar: Wir möchten eine Verkehrsentlastung in der Telegrafenstraße erreichen und gleichzeitig die volle Kundenerreichbarkeit sicherstellen", sagte der Verkehrsplaner. "Wird der reine Durchgangsverkehr auf den Brückenweg verdrängt, steigert das die Attraktivität der Telegrafenstraße für Fußgänger und Kunden." Das Ingenieurbüro Isaplan hatte im Auftrag der Stadtverwaltung die Verkehrssituation auf der Telegrafenstraße bis ins Detail ausgewertet und Lösungsvorschläge erarbeitet.

"Verkehrsplanung ist keine Willkür", sagte Sienko. Beim Thema Durchfahrtsverbot konnte er die Mehrheit der Politiker überzeugen, beim gegenläufigen Radverkehr nicht. Dabei machte er den Politikern anhand von Zahlen, Fakten und Prognosen deutlich, dass sowohl das Verdrängen des Durchgangsverkehrs, als auch der gegenläufige Radverkehr funktionieren würden. Bedenken und Sorgen, die zuletzt immer wieder genannt wurden, formulierte er in Thesen, die er anschließend widerlegte.

These 1 Die Straße An der Feuerwache ist für Busse und Lastwagen nicht befahrbar!

Isaplan hat die Straße mit "Bemessungsfahrzeugen" am Computer komplett vermessen und so geprüft, ob große Lastzüge den Abzweig Richtung Brückenweg nutzen können. Ein Linienbus habe dies auch in der Praxis getestet. Ergebnis: "Die Durchfahrt mit Lastzügen und Bussen ist ohne Einschränkung möglich", sagte Sienko.

These 2 Die Sparkassen-Parkplätze wären nicht mehr nutzbar!

Natürlich würde die Verkehrsbelastung An der Feuerwache durch das Durchfahrtsverbot erhöht. Für den Experten sind die kalkulierten 3500 Autos pro Tag aber eine "überschaubare Größe". Sienko: "Rückwärts ausparken wird dort ohne Probleme möglich sein."

These 3 Die Sichtweite an der Ecke An der Feuerwache/Brückenweg ist für ein gefahrloses Abbiegen nicht ausreichend!

Laut Sienko beträgt die Sichtweite nach links Richtung Loches-Platz 40 bis 50 Meter, nach rechts sogar 50 bis 70 Meter. Zudem gelte dort Tempo 30. "Selbst für Tempo 50 wäre die Sichtweite ausreichend."

These 4 Die Straße An der Feuerwache müsste wegen der erhöhten Verkehrsbelastung umgebaut werden!

Laut Sienko sorgen Lastwagen für große Straßenschäden. In diesem Fall sei die Zahl der Lieferfahrzeuge, die die Straße nutzen würden, aber vertretbar. Kurzfristig werde kein Umbau nötig sein. "Wenn die Straße unter der jetzigen Belastung etwa 40 Jahre hält, dann hält sie bei steigendem Verkehr vielleicht 15 oder 20 Jahre", sagte der Experte.

These 5 Das Durchfahrtsverbot kann nicht ausreichend kontrolliert werden!

Laut Sienko müsste die Polizei in der Anfangszeit das Durchfahrtsverbot stärker kontrollieren. Seine Meinung: Wenn Fahrer einmal merken, dass die reine Durchfahrt über den Brückenweg schneller ist, werden sie nicht mehr durch die Telegrafenstraße fahren. "Außerdem wird das Einhalten der Verkehrsregeln vorausgesetzt."

These 6 Durch die Entwicklung des Loches-Platzes gibt es einen Rückstau An der Feuerwache, weil Autos nicht abbiegen können.

Isaplan hat den verkehrsungünstigsten Entwurf für den Loches-Platz in die Berechnung für die neue Verkehrsführung in der Telegrafenstraße einbearbeitet. Ergebnis: Der Loches-Platz habe keine Auswirkungen auf die Wartezeiten An der Feuerwache. Heute steht ein Autofahrer dort im Schnitt knapp neun Sekunden, bevor er abbiegen kann, am Ende der Telegrafenstraße sind es zurzeit etwa 25 Sekunden. Mit der neuen Verkehrsführung würden sich diese Zahlen lediglich vertauschen, sagte Sienko. "Einen langen Rückstau wird es nicht geben."

These 7 Der Engpass am Eiscafé Venezia ist zu schmal für Rad- und Busverkehr!

Die Straße ist dort 3,50 Meter breit. Für eine sichere Begegnung von Auto und Fahrrad seien laut Richtlinien drei Meter ausreichend. "Die letzte Stelle am Eiscafé ist nicht üppig, aber ausreichend", sagte Sienko. Optional könne man dort drei Poller versetzen, um für ein sichereres Empfinden zu sorgen.

These 8 Gegenläufiger Radverkehr verursacht mehr Unfälle!

Isaplan hat die Unfallstatistik der Polizei von 2010 bis 2015 ausgewertet. Ergebnis: Auf der Telegrafenstraße gab es einen Unfall, an dem Radfahrer und Fußgänger beteiligt waren, zudem fünf Unfälle mit Autos und Fußgängern und zwei Unfälle mit Radlern und Autofahrern. Sienko: "Es handelte sich um Rangierunfälle, es war Alkohol im Spiel oder die Verkehrsregeln wurden missachtet." Eine Erhöhung der Unfallzahlen werde nicht erwartet.

(ser)
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