Wermelskirchen Syrerin will sich ihren Kindheitstraum erfüllen

Wermelskirchen · Samah Mohamad Hasan (17) absolviert zurzeit ein Praktikum in der Bergischen Apotheke. Schon als Kind im syrischen Aleppo wollte sie Apothekerin werden. Den Traum möchte sie jetzt hier verwirklichen.

 Die 17-jährige Samah Mohamed Hasan aus Syrien absolviert zurzeit ein Praktikum in der Bergischen Apotheke.

Die 17-jährige Samah Mohamed Hasan aus Syrien absolviert zurzeit ein Praktikum in der Bergischen Apotheke.

Foto: Jürgen Moll

Für Samah Mohamad Hasan ist es ein großer Schritt zur Erfüllung eines Lebenstraums - und letztlich auch ein bedeutender Schritt in Richtung "Ankommen". Die 17-jährige Syrerin aus der umkämpften Stadt Aleppo absolviert zurzeit ein Praktikum in der Bergischen Apotheke von Ulla Buhlmann an der Carl-Leverkus-Straße. "Meine Mutter erzählt mir täglich davon, dass ich schon als kleines Mädchen immer davon geschwärmt habe, einmal in einer Apotheke arbeiten zu wollen", sagt Samah Hasan und strahlt.

Seit Anfang des Jahres ist Samah Hasan in Deutschland. Anfangs lebte sie mit ihrer Mutter sowie Bruder und Schwester in der Erstaufnahme in der Dhünner Mehrzweckhalle. Inzwischen hat die Familie in Hülsen eine Wohnung. Der Vater lebt getrennt von der Familie ebenfalls in Wermelskirchen. Täglich besucht Samah Hasan vormittags die Internationale Klasse des Berufskollegs. Dort erhalten die Schüler vor allem Deutsch-Unterricht, lernen aber auch Englisch oder Sport. Dazu gesellt sich die Berufsorientierung, schließlich ist die Klasse als Vorbereitung zur Berufsausbildung konzipiert. Das Berufskolleg hält die Schüler zu Praktika an, damit sie Erfahrungen sammeln.

Jeden Morgen um 7 Uhr steigt Samah Hasan in Hülsen in den Linienbus nach Wermelskirchen. Zweimal wöchentlich geht sie nach der Schule dann noch zum Praktikum in die Bergische Apotheke. Die Vermittlung einer Bekannten, die der Familie mit Rat und Tat zur Seite steht, machte dies möglich. "Samah hat einen sehr langen Weg vor sich, sie hat ein ehrgeiziges Ziel. Die Zeit wird es zeigen. Ich zweifele jedoch nicht daran, dass sie es schaffen kann", sagt Ulla Buhlmann. Sie empfiehlt den Weg, den sie einst selber beschritt: Zuerst die Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Angestellten (PTA) absolvieren, dann das Pharmazie-Studium.

"Ich möchte mit Menschen arbeiten, möchte ihnen helfen. Es ist mein Traum, irgendwann meine eigene Apotheke zu haben. Ich habe aber viel Zeit", sagt die 17-Jährige. Sie blickt zuversichtlich und selbstbewusst in die Zukunft. In den ersten Tagen ihres Praktikums erhielt sie bereits einen Einblick in die Komplexität der Arbeit in einer Apotheke - vor allem in die vielen Tätigkeiten im Hintergrund, die mit reichlich kaufmännischem Fachwissen und Papierkram verbunden sind. "Ich darf ja per Gesetz eine Praktikantin gar nicht in die Kundenberatung schicken. Und bei Samah würde es dafür sprachlich noch nicht reichen", sagt Buhlmann. Für jemanden, der noch kein Jahr in Deutschland ist, kann sich Samah Hasan aber schon gut verständigen. Sie macht sich an jedem Tag des Praktikums Notizen, die sie abends durcharbeitet - "so kriege ich die Dinge in meinen Kopf".

Die Erinnerung an ihre Heimat lässt die 17-Jährige mit den Tränen kämpfen - das Haus ihrer Familie ist vom Krieg zerstört, ebenso ihre ehemalige Schule: "Ich bin stets gerne zur Schule gegangen, war morgens immer die Erste, die da war." Samah Hasans Augen strahlen aber wieder, als sie betont: "Das ist jetzt ein Schritt in ein neues Leben, das ich beginne. Ich hoffe auf die Erfüllung meines Traums in Deutschland."

(RP)
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