Wermelskirchen Syrer hilft bei Flüchtlingskoordination

Wermelskirchen · Housamedden Darwish ist den Mitarbeitern der Stadtverwaltung bei der Betreuung der Flüchtlinge eine große Hilfe.

 Housamedden Darwish aus Syrien hilft Tanja Dehnen und den übrigen Mitarbeitern der Verwaltung bei der Flüchtlingskoordination. Er hat zurzeit eine halbe Stelle.

Housamedden Darwish aus Syrien hilft Tanja Dehnen und den übrigen Mitarbeitern der Verwaltung bei der Flüchtlingskoordination. Er hat zurzeit eine halbe Stelle.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Was er sich wünscht? Diese Frage kann Housamedden Darwish sofort beantworten: "Ich wünsche mir einfach nur ein normales Leben", sagt der Mann aus Syrien, der vor eineinhalb Jahren mit seiner Frau nach Deutschland kam. Er ist Doktor der Philosophie, Buchautor und arbeitete als Dozent und Lehrer an der Universität in Aleppo. Nicht nur er ist glücklich, in Deutschland zu sein, auch die Mitarbeiter der Wermelskirchener Stadtverwaltung freuen sich. Im Rathaus hilft der Syrer bei der Flüchtlingskoordination.

"Wir sind glücklich, dass wir ihn haben", sagt Tanja Dehnen, Sachgebietsleiterin im Sozialamt. Darwish spricht Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch - mit diesen Sprachkenntnissen ist er eine wertvolle Hilfe. Er ist permanent unterwegs - in Schulen, im Rathaus und in den Flüchtlingsunterkünften. Überall muss er vermitteln und übersetzen. Er hilft den Flüchtlingen bei ganz alltäglichen Dingen, erklärt ihnen zum Beispiel die Mülltrennung. "Die deutsche Gründlichkeit, die deutschen Vorschriften und die Bürokratie sind für uns Einheimische manchmal schon schwierig", sagt Dehnen und fügt an: "Wie muss das auf Menschen aus einem völlig anderen Kulturkreis wirken?" Obwohl Darwish Erfahrungen in Frankreich und England sammeln konnte, war er doch überrascht über die Situation in Wermelskirchen: "Bei uns leben die Menschen getrennt nach Religionen und Volksgruppen. Hier ist alles gemischt, schwarz und weiß, katholisch und evangelisch, alle sind gleich, alle reden und arbeiten miteinander. Das gefällt mir gut."

Die syrische Stadt Aleppo, in der er als Dozent tätig war, ist die Hochburg der Oppositionstruppen gegen das Assad-Regime und wird durch die syrische Armee und die russische Luftwaffe bekämpft. 2005 hatte die Stadt 2,3 Millionen Einwohner, seit 2012 tobt der Bürgerkrieg. "Aus meiner Familie sind alle geflohen, sie leben in Nachbarländern wie der Türkei", sagt Darwish, "die Familie meiner Frau lebt aber noch in Syrien". Nicht immer ist ein Kontakt über das Internet möglich. "Es ist oft schwierig, da gerade in Aleppo oft der Strom ausfällt", sagt Darwish.

Zurzeit hat der Doktor aus Syrien eine halbe Stelle bei der Stadtverwaltung. Mit der offiziellen Anerkennung als Asylsuchender wird bald gerechnet, dann darf er zunächst für drei Jahre bleiben. Die bürokratische Hürde der "Aufstockung der Arbeitserlaubnis" ist ebenfalls in Arbeit, danach erhält er eine Vollzeitstelle. Genügend Arbeit wird es auch in den nächsten Jahren geben. Dass Housamedden Darwish sich im Bergischen bereits heimisch fühlt, wird deutlich, wenn er über seinen Sohn, der in Remscheid geboren wurde, spricht: "Er ist Remscheider", sagt er kurz und knapp.

(wsb)
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