Wermelskirchen Stadtverwaltung kauft mobile Lautsprecheranlagen

Wermelskirchen · Die Stadt Wermelskirchen wird ihre Sirenen nicht aktivieren - die Ansichten dazu gehen auseinander. Heute um 12 Uhr Probealarm in Burscheid.

Katastrophen, Terroranschläge oder Großschadenslagen wie Gefahrgutunfälle - Wermelskirchen ist bisher davon verschont geblieben. Doch wie wird die Bevölkerung informiert, wenn in der Nähe von Wohngebieten, Hauptverkehrsstraßen oder der Innenstadt etwas passiert? Wie wird da die Bevölkerung informiert? Das Land setzt auf den Aufbau eines Bevölkerungwarnsystems - zum Beispiel die Reaktivierung von Sirenen. Die Stadt Wermelskirchen hält das für den falschen Weg. "Die Reaktionen der Bevölkerung auf Sirenensignale sind eher schwach", sagt Beigeordneter Jürgen Graef auf Anfrage. Stattdessen wird die Stadt zwei mobile Lautsprecheranlagen für rund 30.000 Euro in diesem Jahr anschaffen. So viel Geld gibt es aus dem Topf des Landes. In Burscheid heulen heute Mittag um 12 Uhr die Sirenen. Die Nachbarstadt hat das Geld genutzt ("Ein Glücksfall", so der Bürgermeister), um die zwölf Sirenen aufzurüsten. In Wermelskirchen gab es bis 1992 insgesamt 23 Sirenen. Die wurden abgeschafft, die Feuerwehr wird mit Pieper "leise" alarmiert. "Wir müssten rund 350.000 Euro aufwenden, um die Sirenen zu kaufen", sagte Graef. Zwölf würden wenigstens benötigt - bei einem Kaufpreis von 30.000 bis 36.000 Euro das Stück.

Die Feuerwehr wird alarmiert. Doch was ist im Zivilschutzfall geplant? Graef: "Die unterschiedlichen Warntöne sind längst in Vergessenheit geraten. Startet eine Sirene, heißt das doch letztlich, das Radio soll eingeschaltet werden." Doch welches? Wermelskirchen habe keine eigene lokale Station. "Wir haben aus der Vergangenheit heraus die Erfahrung gemacht, dass nach Sirenengeheul kein Radio eingeschaltet wird."

Katastrophenschutz sei zudem Sache des Kreises, Zivilschutz die des Landes und Kreises. "Wir sind für Großschadensereignisse zuständig, und die sind räumlich begrenzt und daher von der Kommune beherrschbar", erklärte der Beigeordnete. Er nennt da als Beispiel die Entschärfung einer Fliegerbombe in Hünger. "Da sind Feuerwehr und Mitarbeiter der Stadt von Tür zu Tür gegangen. Wir haben die Betroffenen persönlich informiert." So etwas könne man nicht mit einer Sirene machen.

Für andere Großschadensereignisse werden, wohl noch in diesem Jahr, zwei mobile Lautsprecheranlagen angeschafft. "Die können dann auf einem Pritschenwagen oder auf einem Anhänger montiert werden. Damit muss nicht die Feuerwehr durch die Stadt fahren und alarmieren, das können im Ernstfall auch Mitarbeiter des Bauhofes machen - oder andere Mitarbeiter des Rathauses." Dies sei so auch im Brandschutzbedarfsplan festgeschrieben worden. Die Feuerwehr sieht die Alarmierung im Zivilschutzfall aus einem anderen Blickwinkel. "Klar ist: Die Feuerwehr kann im Ernstfall nicht mit Lautsprecherwagen durch die Stadt fahren", sagte Roger Machill, stellvertretender Kreisbrandmeister. Denn seine Kollegen vor Ort seien dann meist im Einsatz. In Wermelskirchen sei das Gefährdungspotenzial zwar nicht zu groß wie in einer Chemiestadt Leverkusen, "aber gefährliche Stoffe werden auch durch Wermelskirchen transportiert". Denn: Die Autobahn teilt die Stadt. "Dort sind täglich Gefahrguttransporte unterwegs. Und je nach Windrichtung könnten nach einem Unfall mit Leckage Wohngebiete durch Giftgaswolken betroffen sein. Und bei Umleitungen geht es auch über die B51 Richtung Hilgen oder über die Dellmannstraße Richtung Remscheid. Das Risiko besteht, dass bei einem Gefahrgutunfall die Bevölkerung alarmiert werden müsste", beschrieb der Feuerwehrmann ein mögliches Szenario.

Einfachstes Alarmierungsmittel sei in so einer Gefahrenlage sicher die Sirene, meinte Roger Machill - "wie im Ernstfall da umgegangen wird, muss konzeptionell im Brandschutzbedarfsplan der Stadt Wermelskirchen festgeschrieben werden."

Übrigens: In Burscheid werden zukünftig viermal im Jahr die Sirenen aufheulen. Um 12.12 Uhr schließt ein einminütiger Entwarnungston den Probealarm ab.

(RP)
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