Allerheiligen Vor 100 Jahren erster Kriegsgefallener auf Soldatenfriedhof beigesetzt

Wermelskirchen · Die Grabstein-Aufschriften auf dem Soldatenfriedhof an der Berliner Straße sind größtenteils schwer lesbar. Moos und Flechten haben in den vergangenen Jahren ganze Arbeit geleistet. Karl Faust (76) wünscht sich, dass die Steine noch einmal aufgehellt werden. Besonders ins Auge gefasst hat der gebürtige Wermelskirchener den ersten Stein in der Reihe der Kriegsgefallenen zwischen 1914 und 1918: den Grabstein von Walter Gottschalk.

 Karl Faust (76) besucht das Grab des Soldaten Gottschalk.

Karl Faust (76) besucht das Grab des Soldaten Gottschalk.

Foto: Eickhorn

Die Grabstein-Aufschriften auf dem Soldatenfriedhof an der Berliner Straße sind größtenteils schwer lesbar. Moos und Flechten haben in den vergangenen Jahren ganze Arbeit geleistet. Karl Faust (76) wünscht sich, dass die Steine noch einmal aufgehellt werden. Besonders ins Auge gefasst hat der gebürtige Wermelskirchener den ersten Stein in der Reihe der Kriegsgefallenen zwischen 1914 und 1918: den Grabstein von Walter Gottschalk.

Die Aufschrift besagt, dass Gottschalk vor 100 Jahren, am 1. November 1915, im Ersten Weltkrieg fiel. "Er ist nicht der erste Wermelskirchener, der im Krieg starb, aber der erste, der auf diesem Soldatenfriedhof begraben wurde", ist Karl Faust sicher und fährt fort: "Er hat ja auch das erste Grab in der Reihe bekommen." Thomas Pleil, Friedhofsverwalter der städtischen Friedhöfe, sagt, man könne wegen fehlender Unterlagen nicht mehr nachvollziehen, welche Kriegsgefallenen man wann beigesetzt habe. Dass Gottschalk aber vor genau 100 Jahren gestorben sei, stimme. Karl Faust kennt mehr als die Geburts- und Todesdaten Gottschalks. Er kann eine ganze Menge über ihn erzählen. Der 76-Jährige ist nämlich über mehrere Ecken mit dem Soldaten verwandt. "Bevor Walter Gottschalk in die Armee eingezogen wurde, war er Metzgermeister an der Kölner Straße. Er hatte eine Frau namens Mala, die eine gebürtige Faust und meine Großtante war, und einen Sohn namens Ferdinand", erzählt der gebürtige Wermelskirchener.

Gottschalks Metzgereibetrieb habe sich im Haus an der Kölner Straße 8 befunden. Heute ist dort ein Laden für Hörakustik beheimatet. "In der Kaiserlichen Armee war Walter Gottschalk dann 'Jäger'. Das waren die Leute, die das gefährlichste Leben lebten. Sie mussten für nachfolgende Truppen die Front erkunden", sagt der 76-Jährige.

Auch wenn Karl Faust über die genauen Todesumstände keine Angaben machen kann, meint er sich daran zu erinnern, dass Gottschalk im Elsass gefallen sei. "Auf jeden Fall aber fiel er in Frankreich. Sein Schwiegervater, der mein Großvater war, reiste nämlich mit Eisenbahn und Pferdekutsche dorthin und brachte Walter Gottschalk zurück nach Wermelskirchen." In der Heimat habe der Soldat dann als erster einen Platz auf dem Ehrenfriedhof bekommen. Über die Jahre ist sein Stein stark verwittert.

Friedhofsverwalter Thomas Pleil sagt, es sei gewollt, dass man den Grabsteinen ihr Alter ansehe. "Die damaligen Ereignisse sollen sich in den Steinen widerspiegeln." Pleil wird sich die Grabsteine in den kommenden Tagen aber ansehen und entscheiden, ob sie gereinigt werden müssen.

(rbrt)
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