Unterwegs Starke Frauen prägten Wermelskirchens Geschichte

Wermelskirchen · Ob in der Schuhproduktion, in der Gastronomie oder im Filmgeschäft: Viele heute oft in Vergessenheit geratene Frauen prägten die Geschichte der Stadt Wermelskirchen entscheidend mit. Um ihre Rolle stärker als bislang in den Vordergrund zu rücken, luden Marianne Hürten und Petra Ammon zum Weltfrauentag zu einer Führung durch die Stadt ein - zehn Gäste schlossen sich bei wechselhaftem Wetter an. Seinen Anfang nahm der Rundgang vor dem Hotel "Zum Schwanen", das mittlerweile seit mehreren Generationen in weiblicher Hand ist. Weiter ging es Richtung Innenstadt, wobei die Gruppe unter anderem am "Film-Eck" Station machte. Mehr als 90 Minuten konnten sich die Gäste an zahlreichen Geschichten und Anekdoten erfreuen und manch neuen Blickwinkel auf die Vergangenheit der Stadt gewinnen.

 Petra Ammon und Marianne Hürten (vorne v.l.) begrüßten die Teilnehmer des Stadtspaziergangs vor dem Hotel "Zum Schwanen".

Petra Ammon und Marianne Hürten (vorne v.l.) begrüßten die Teilnehmer des Stadtspaziergangs vor dem Hotel "Zum Schwanen".

Foto: oehl

Ob in der Schuhproduktion, in der Gastronomie oder im Filmgeschäft: Viele heute oft in Vergessenheit geratene Frauen prägten die Geschichte der Stadt Wermelskirchen entscheidend mit. Um ihre Rolle stärker als bislang in den Vordergrund zu rücken, luden Marianne Hürten und Petra Ammon zum Weltfrauentag zu einer Führung durch die Stadt ein - zehn Gäste schlossen sich bei wechselhaftem Wetter an. Seinen Anfang nahm der Rundgang vor dem Hotel "Zum Schwanen", das mittlerweile seit mehreren Generationen in weiblicher Hand ist. Weiter ging es Richtung Innenstadt, wobei die Gruppe unter anderem am "Film-Eck" Station machte. Mehr als 90 Minuten konnten sich die Gäste an zahlreichen Geschichten und Anekdoten erfreuen und manch neuen Blickwinkel auf die Vergangenheit der Stadt gewinnen.

"In allen Stadtchroniken ist nur die Rede von starken Männern", sagte Marianne Hürten. "Das hat auch mit der schwachen rechtlichen Stellung der Frau im 19. und frühen 20. Jahrhundert zu tun." Doch auch wenn sie in die Annalen oft keinen Eingang fanden, spielten viele Frauen in der Stadtgeschichte dieser Zeit gerade im unternehmerischen Bereich eine wichtige Rolle. So leitete etwa Nanni Kattwinkel, Tochter des Schuhproduzenten Wilhelm Kattwinkel, nach dem Tod des Vaters 19 Jahre lang die familieneigene Firma, die durch die Kattwinkelsche Fabrik auch heute noch den meisten Wermelskirchenern ein Begriff ist. "Nannis Geschichte ist aber weitgehend unbekannt - ich habe davon auch erst im Gespräch mit einem Angehörigen der Familie erfahren", sagte Marianne Hürten. Auch das traditionsreiche, heute unter dem Namen "Film-Eck" bekannte Kino an der Telegrafenstraße wurde durch engagierte Unternehmerinnen geprägt: Ada und Luise Schiffler fungierten lange als Geschäftsführerinnen, bevor der heutige Besitzer Claus Schiffler das Kino 1972 übernahm. Interessant ist auch die weiter zurückliegende Geschichte der großen "Reichshalle", aus der das Kino später entstand. Vor ihrer Umwandlung in ein Lichtspielhaus 1927 diente diese auch als Ort für politische Versammlungen - etwa im Jahr 1918, als Kaiser Wilhelm II. am Ende des Ersten Weltkrieges abdanken musste und "Arbeiter- und Soldatenräte" sich in ganz Deutschland bildeten. "Zu dieser Zeit durften Frauen sich erstmals politisch einbringen - viele erfuhren in der Reichshalle von der bevorstehenden Einführung des Frauenwahlrechtes", sagte Hürten.

Petra Ammon und Marianne Hürten gehören zur IG "Die Stadtführer", die in Wermelskirchen regelmäßig Rundgänge mit historischem Schwerpunkt veranstaltet. Ob es auch im nächsten Jahr wieder eine Veranstaltung zum Thema "Starke Frauen" geben wird, ist derzeit aber noch offen. FREDERIK OEHL

(fre)
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