Familie & Co. Flüchtlingskinder erleben Martinszug zum Abschied

Wermelskirchen · Kurzfristig organisiert und improvisiert dürfte er dennoch weit und breit seinesgleichen suchen: Am Donnerstagabend machten sich 38 Flüchtlingskinder aus der Erstaufnahmeeinrichtung in der Dabringhauser Mehrzweckhalle mit selbstgebastelten Laternen auf den Weg zu einem halbstündigen Martinszug durchs Dorf. Die Augen der Kinder strahlten dabei derart, dass beinahe keine Laternen nötig gewesen wären.

 Kurz bevor sie die Mehrzweckhalle verlassen mussten, erlebten 38 Flüchtlingskinder einen tollen Martinszug durchs Dorf. Zuvor hatten die Kinder ihre eigenen Laternen gebastelt.

Kurz bevor sie die Mehrzweckhalle verlassen mussten, erlebten 38 Flüchtlingskinder einen tollen Martinszug durchs Dorf. Zuvor hatten die Kinder ihre eigenen Laternen gebastelt.

Foto: Singer

"Ursprünglich hatten wir geplant, dass die jüngeren Kinder bei dem Martinszug des Kindergartens Bussardweg und die älteren bei dem der Grundschule Höferhof mitgehen", sagte Jaqueline Herzog (DRK), Leiterin der Erstaufnahmeeinrichtung. Dies hätten sich auch viele Dabringhauser Bürger gewünscht und wäre natürlich mit einem "richtigen" St. Martin zu Pferde optimal gewesen. "Dann erfuhren wir aber, dass die Flüchtlinge nach der Registrierung die Halle bereits am Freitag verlassen", sagte Herzog. Das Team habe innerhalb von drei Stunden umgeplant. "Wir wollten doch die Jungen und Mädchen im Alter von drei bis 14 Jahren nicht enttäuschen." Schließlich hatten die Kinder seit Wochenbeginn unter der Leitung der 23-jährigen DRK-Erzieherin Maren Wolkenstein nicht nur Laternen gebastelt, wofür Bürger die Materialien spendeten. "Mit Hilfe von Dolmetschern und auch mit Bildern haben wir den Kindern die Martins-Geschichte erzählt und ihre Bedeutung klargemacht. Sogar das Singen von drei Liedern wurde geübt", erzählte Maren Wolkenstein.

Dass die Jungen und Mädchen beim Martinszug dann noch nicht ganz so textsicher waren, versteht sich von selbst. Dies tat der Stimmung aber keinen Abbruch, hatten die sieben Betreuerinnen um Jaqueline Herzog doch an einen tragbaren CD-Spieler gedacht, der zwischenzeitlich für die musikalische Untermalung sorgte.

An einer Station des Zuges erlebten die Flüchtlingskinder sogar das typische Martinssingen: Am Haus von Susanne und Frank Lessing in der Nachbarschaft der Mehrzweckhalle machte der Martinszug Halt. Dort gab es von dem Ehepaar sowie deren Enkelkindern Mia und Phil einige Süßigkeiten.

"Alle Mitarbeiter ziehen an einem Strang - eigentlich haben die jetzt schon Feierabend", sagte Jaqueline Herzog stolz. Aus eigener Tasche bezahlte das Team sogar die Stutenkerle und Teilchen, die die Kinder im Anschluss an den Martinszug mit heißem Kakao an der Halle verspeisten. Dort hatte Sven Kampernaus, der mit seiner Sicherheitsfirma an der Halle arbeitet, für ein Lagerfeuer gesorgt - als hauptberuflicher Feuerwehrmann sicherte er auch gleich die Brandwache.

STEPHAN SINGER

(sng)
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