Wermelskirchen Stadtcafé wird Rathaus-Poststelle - Bleek: Pächter geht nach Lindlar

Wermelskirchen · Für viele plötzlich und überraschend hat das Stadtcafé seinen Betrieb eingestellt. Mit einem handgeschriebenen Plakat bedankt sich der Pächter Peter Preuß bei seinen Gästen und bittet um Entschuldigung für die schnelle und spontane Schließung (wir berichteten). Der Vertrag zwischen der Stadt Wermelskirchen und dem Pächter endet zum 31. März; Preuß ist quasi vorher ausgestiegen.

Ursprünglich war das Stadtcafé nur ein Café mit angeschlossener Küche für kleine und meist kalte Speisen, so der Bürgermeister auf Anfrage der Redaktion. Doch mit einem richtigen Küchenbetrieb wurden die Auflagen wesentlich höher. "Wir hätten noch ein paar Monate verlängern können, aber dann wären die Auflagen zu erfüllen gewesen", sagte Rainer Bleek gestern.

Um den Betrieb in seiner bisherigen Form zu erhalten, hätten umfangreiche Umbaumaßnahmen stattfinden müssen. Die Verwaltung nennt die Punkte Müllentsorgung, Entlüftung und Trennung von Spül- und Kochküche. Die Anforderungen des Kreisveterinäramtes werden mit zirka 300.000 Euro beziffert. "Das Geld haben wir nicht zur Verfügung, und können es auch nicht einfach in den Haushalt einstellen", sagte der Bürgermeister. Er fügte hinzu: "Es gehört auch nicht zu den Kernaufgaben der Verwaltung das gastronomische Angebot sicherzustellen."

Hinzu kam, dass der angestellte Koch im Stadtcafé kurzfristig eine neue Stelle angetreten hat. Damit konnte Preuß laut Bleek nicht mehr die Leistungen erbringen; auch der Mittagstisch für die Beschäftigten im Rathaus ist damit erst einmal gestrichen. "Wir müssen prüfen, was wir da machen", sagt Bleek, "es ging ja alles sehr schnell. Wir müssen den Bedarf prüfen, und dann kommt sicher nur eine Anlieferung in Frage." Erste Pläne für die Räumlichkeiten gibt es: In das Stadtcafé und der bereits geschlossenen Sparkassen-Filiale soll die Poststelle der Stadtverwaltung umziehen. "Diese Stelle wird damit ins Erdgeschoss verlagert und die Anlieferung durch die Paketdienste wird einfacher", sagt Bleek. Angedacht ist, die Theke im Foyer auf einen aktuellen modernen Stand zu bringen, so dass dieser Bereich für Veranstaltungen genutzt werden kann.

"Es ist schade, dass es so gelaufen ist", bedauert der Bürgermeister. "Die Zusammenarbeit mit Peter Preuß war immer gut." Sicher hat die bauliche Situation am Rathaus auch einen Teil zur Entwicklung beigetragen. Bis auf die ersten beiden Jahre hat das Stadtcafé bis heute immer mit einer Baustelle gelebt. Und ein eingerüstetes Café ist sicher nicht einladend. "Es scheint sich doch noch alles zum Guten zu wenden", sagt Bleek. "Ich habe heute erfahren, dass Peter Preuß ein neues Projekt in Lindlar beginnen wird." Das bestätigte Preuß gestern im Gespräch mit dieser Zeitung nicht. Er suche nach einem geeigneten Objekt außerhalb von Wermelskirchen, das verbunden ist mit einem Neuanfang. "Hier gibt es nichts geeignetes, zudem wäre es für mich zu emotional."

Die fristgerechte Kündigung habe er bereits vor einem halben Jahr erhalten, sagte Preuß. "Aber es hat immer wieder Gespräche gegeben, die mir Hoffnung gemacht hätten, weiter arbeiten zu können." Schon damals habe es Baupläne gegeben. "Wenn ich höre, dass der Umbau einer 20 Quadratmeter großen Küche 300.000 Euro kosten soll, das zweifele ich an der Ernsthaftigkeit, mich halten zu wollen."

(wsb)
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