Wermelskirchen Spannende Suche zwischen Dokumenten

Wermelskirchen · Als das Stadtarchiv in Köln 2009 einstürzte, hatte Heimatforscher Klaus Breidenbach aus Wermelskirchen gerade eine intensive Recherche zwischen den alten Dokumenten begonnen. Zum Prozessauftakt erinnert er sich an bewegte Zeiten im Archiv.

 Der Heimatforscher Klaus Breidenbach hat im Kölner Stadtarchiv viel Zeit verbracht, bevor es einstürzte. BM-Foto: Demski

Der Heimatforscher Klaus Breidenbach hat im Kölner Stadtarchiv viel Zeit verbracht, bevor es einstürzte. BM-Foto: Demski

Foto: Theresa Demski

Viermal die Woche machte sich Klaus Breidenbach ab September 2008 auf den Weg nach Köln. Im Historischen Stadtarchiv an der Severinstraße bezog er seinen Stammplatz, griff nach den Dokumenten, die dort bereits vom Vortag auf ihn warteten und las. Er suchte, studierte und analysierte alle Dokumente, die ihm zum Thema "Alte Höfe und Häuser im Wupperviereck" in die Finger gerieten. Nach sechs Stunden machte er sich wieder auf den Heimweg - meistens mit vielen neuen Erkenntnissen im Gepäck.

Besondere Aufmerksamkeit widmete er Ende 2008 den Raitz von Frentz-Akten. Aus den alten Papieren des Freiherrn war ein Findbuch entstanden, in dem spannende Verbindungen ins Bergische angedeutet wurden. "Ich wollte aber nicht nur die Zusammenfassung des Findbuchs, sondern auch die Originale sehen", erinnert er sich. Und genau die fand er im Stadtarchiv, stöberte, duplizierte und sammelte wertvolle Informationen für sein Buch, das ein Jahr später erschien. Kurz vor Weihnachten packte er seine Sachen zusammen und verabschiedete sich in den Weihnachtsurlaub.

Als er im Frühling 2009 zurückkehren wollte, war das Stadtarchiv bereits eingestürzt. "Die Reitz von Frentz-Akten sind für alle Zeiten verschüttet", sagt der Heimatforscher. Das gilt auch für viele andere Dokumente. "Als ich am 3. März von dem Einsturz hörte, machte ich mir gleich große Sorgen um die wertvollen Originale", erzählt er. Pünktlich zum Prozessauftakt werden seine Erinnerungen an die Tage und Wochen vor dem Einsturz wieder lebendig. Und tatsächlich: Viele Dokumente sind seitdem verschwunden. Klaus Breidenbach reagierte: "Ich habe dem Stadtarchiv in Köln meine Unterlagen angeboten", erzählt Breidenbach. Hundert Ordner hat der Wermelskirchener in seinem Leben als Heimatforscher zusammengetragen, viele Bücher geschrieben, Fotos gesammelt und Filmmaterial entdeckt. Er hat Kopien von Originaldokumenten abgeheftet, ein aufwändiges Inhaltsverzeichnis erstellt und arbeitet nun an einem Index, um über eine Stichwortsuche auf das Archiv zugreifen zu können. Die Historiker aus Köln haben Interesse angemeldet.

Das Angebot ist für Klaus Breidenbach Ehrensache. Schließlich hat ihm das Archiv samt seiner historischen Schätze manch eine Recherche ermöglicht, ihn auf Spuren gesetzt. Damals zum Beispiel, als er im Archiv in der "Weinzollliste" von 1478 einen Hinweis auf ein Kloster in Wermelskirchen fand. Da machte er sich auf die Suche, fand einen zweiten Hinweis des Orts-Chronisten und machte sich dann mit seinem Kollegen Martin Jeremias auf den Weg nach Buchholzen. Dort vermuteten sie den ehemaligen Standort des Klosters. "Wir sind durch die Büschen gestreift und haben Luftfotos studiert", sagt er und lacht. Sie fanden nichts. Also suchte Breidenbach weiter und entdeckte schließlich, dass die Erwähnungen in den Urkunden wohl nur Annahme waren. Ein Kloster hatte es in Wermelskirchen nicht gegeben. Die Suche danach bleibt unvergessen.

Seine Geschichte mit den Dokumenten aus Köln begann mit seinem ersten Buch 1990 und sie ist nicht am Ende. "Mich faszinieren die alten Originale", sagt er, "wenn ich über ein altes Siegel streiche, dann wird Geschichte fühlbar." Und deswegen gräbt er weiter, so tief wie das eben notwendig ist, um etwas zu finden. Sein neues Buch liegt bereits beim Verleger und die Pläne für die nächste Recherche nehmen Gestalt an. So viel sei verraten: Sie könnte sich um die Katholische Kirche in Wermelskirchen drehen.

(RP)
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