Schafzucht in Wermelskirchen Flaschenlamm Mimi gehört zur Familie

Wermelskirchen · Bei der Familie Jaeckel aus Dabringhausen wurden im Winter elf Lämmer geboren. Eins davon wurde vom Muttertier abgelehnt und per Hand aufgezogen. Die Entscheidung, eine Schafherde zu halten, hat die Familie nie bereut.

 Ida (8) und Lene (11) (v.l.) ziehen Lamm Mimi mit der Flasche groß.

Ida (8) und Lene (11) (v.l.) ziehen Lamm Mimi mit der Flasche groß.

Foto: Theresa Demski

Als Lene und Ida mit der Milchflasche den Weg zum Stall hinunterlaufen, da wartet Mimi schon ungeduldig am Gatter. Das weiße Lamm freut sich nicht nur auf den Besuch der beiden Mädchen, sondern vor allem auf die Milch. Denn nach der Geburt im Dezember entschied das Mutterschaf, nur eines der beiden Zwillings-Lämmer anzunehmen. Mimi ging leer aus.

Seit dem zeigen Lene und Ida Einsatz: Alle zwei Stunden brauchte das Lamm am Anfang die Milch aus der Flasche, zweimal in der Nacht. "Die Mädchen wollten sich den Wecker stellen", erzählt Gudrun Jaeckel. Aber stattdessen machte sie sich selbst auf den Weg zum Stall und ließ ihre Töchter schlafen. Inzwischen braucht Mimi nur noch dreimal am Tag die Flasche und das übernehmen die Mädchen mit großem Verantwortungsbewusstsein.

Elf Lämmer sind im Dezember bei Familie Jaeckel am Rande von Dabringhausen zur Welt gekommen - das letzte kam am frühen Heiligabend. Und jedes von ihnen hat von den Mädchen einen Namen bekommen. "Dafür sind die Kinder zuständig", sagt Gudrun Jaeckel. "Allerdings haben wir uns ein Veto-Recht einbehalten", ergänzt die dreifache Mutter und lacht. Seit die Lämmer auf der Welt sind, herrschen im Stall und auf der Wiese Hochbetrieb.

Gemeinsam mit acht Muttertieren und einem Bock lebt die Bergschaf-Familie bei den Jaeckels - fernab vom Straßenverkehr. Wenn es allerdings wärmer wird, dann verlassen die Bergschafe auch schon mal ihr idyllisches Zuhause und grasen auf verschiedenen Wiesen rund um Dabringhausen. Das Hüten übernimmt dann der Border Collie der Familie. Ein Hund gab damals für Gudrun Jaeckel auch den Ausschlag, die bunten Bergschafe auf den Hof zu holen. Das war 1998. "Ich hatte einen Border Collie, der hüten wollte", erzählt Gudrun Jaeckel. Mit den bunten Bergschafen holte sie sich viel Arbeit auf ihren Pferdehof - bereut hat sie es aber nie.

Denn nicht nur die Kinder genießen den Alltag mit den Schafen. "Wenn wir im Sommer aus dem Küchenfenster gucken, dann können wir ihnen bei den wagemutigsten Kunststücken zusehen", erzählt Gudrun Jaeckel. Dann steigt ein Schaf auf den Rücken des anderen, um einen Apfel vom Baum zu holen. Die größer gewordenen Lämmer machen sich einen Spaß daraus, über den Bock zu springen. "Wir wissen jetzt, wie Shaun das Schaf entstanden ist", sagt die Dabringhausenerin und lacht, "man muss nur unsere Schafe beobachten." Jedes Jahr im Mai oder im Juni kommt dann der Scherer.

Ein-, manchmal auch zweimal im Jahr wird es spannend: Dann steht die Geburt der Lämmer ins Haus. "Die bunten Bergschafe lammen asaisonal", erklärt Gudrun Jaeckel. Das Lammen ist also nicht an eine Jahreszeit gebunden. In neun Monaten könnten auf dem Hof die nächsten Lämmer zur Welt kommen. Dann allerdings haben andere den Stall längst verlassen. "Da müssen wir konsequent sein", sagt Gudrun Jaeckel. Sonst werde die Herde zu groß. Einige Tiere werden verkauft, andere geschlachtet. "Wir nennen nie den Namen von dem Schaf, das auf unserem Teller liegt", sagt Gudrun Jaeckel, "und wir essen das Fleisch mit Genuss." Dem Flaschenlamm Mimi allerdings wird dieses Schicksal nicht blühen. Das kleine weiße Schaf ist handzahm und gehört längst zur Familie.

(RP)
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