Wermelskirchen So kämpft die VHS gegen den Dozentenschwund

Wermelskirchen · Volkshochschulen im Land verlieren zurzeit wichtige Lehrkräfte. In VHS-Abendkursen verdienen sie nur 23 Euro pro Stunde - in Integrationskursen dagegen 35. Die VHS Bergisch Land hat da ein eigenes Modell entwickelt.

Anfang November sorgte eine Mitteilung im Kölner Schulausschuss für Aufregung: Es stünden bald nicht mehr genug qualifizierte Dozenten für alle Deutschkurse an der Volkshochschule (VHS) zur Verfügung, hieß es da. Der Hintergrund des Personalmangels ist auch finanzieller Natur: Unterrichteten die Lehrer nämlich in Integrationskursen, erhielten sie dafür 35 Euro pro Stunde; als Dozent in VHS-Abendkursen für Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache dagegen aber nur 23 Euro. Dementsprechend fielen Letztere immer häufiger aus.

Die Volkshochschule Bergisch Land, in der sich Wermelskirchen, Burscheid und Leichlingen zusammengeschlossen haben, hat das Problem frühzeitig erkannt - und gegengesteuert: Sie hat ein eigenes Modell entwickelt, in dem sie Flüchtlinge und in Deutschland lebende Ausländer in der deutschen Sprache unterrichtet. "Die Integrationskurse werden komplett vom Bundesamt für Migration für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanziert. In anderen Volkshochschulen dürfen daran nur Personen aus Nicht-EU-Ländern teilnehmen, die dazu von der Ausländerbehörde oder vom Jobcenter verpflichtet sind, Spätaussiedler und EU-Bürger mit Zulassung durch das BAMF", erläutert Dr. Ulrike Langholz-Baumgartner, stellvertretende VHS-Leiterin.

Nicht so in der hiesigen VHS: Hier können auch Flüchtlinge mit Aufenthaltsgestattung aus Eritrea, Irak, Iran, Syrien und Somalia sowie selbstzahlende Gäste in den Integrationskursen Deutsch lernen. Die Teilnahmegebühren für diese noch nicht anerkannten Flüchtlinge werden laut Langholz-Baumgartner in Wermelskirchen durch Kredite finanziert. "Die Flüchtlinge bekommen diese Kredite vom Sozialamt und verpflichten sich zur Zurückzahlung." Wenn sie an den Modulen mit 100 Stunden regelmäßig teilnehmen, werde dies von ihr bestätigt. "Dann können die Flüchtlinge damit zum Verein ,Willkommen in Wermelskirchen' gehen. Sie bekommen die Kosten teilerstattet."

Das Konzept hat deutliche Vorteile: Die Schüler lernen den Unterricht in den Integrationskursen kennen und können nach der Statusänderung unmittelbar in die dann verbindlichen Integrationskurse übernommen werden. Der zweite Vorteil erklärt zudem, warum die VHS Bergisch Land genug Deutsch-Dozenten auch in den nicht staatlich geförderten Angeboten hat: "Unser Kursangebot an gut bezahlten Integrationskursen ist umfangreicher als in anderen Städten. So können wir unsere Dozenten besser auslasten, und sie sind dann auch bereit, zusätzlich noch in den schlechter bezahlten Kursen mit der niedrigeren Landesförderung zu unterrichten", erläutert Ulrike Langholz-Baumgartner weiter.

Außerdem könne sie dort die Lehrkräfte einsetzen, die noch keine Lehrzulassung vom Bundesamt haben. Ein Mangel an Deutsch-Kursen ist also derzeit in der VHS Bergisch Land sicher nicht zu befürchten. Das Angebot der Integrationskurse hat sich seit 2013 mehr als verdreifacht, die Zahl der Abendkurse aber ist im gleichen Zeitraum nicht gewachsen. "Die Menschen drängen alle in die staatlichen Integrationskurse, weil sie dort Abschlüsse machen können und die Teilnahme die Voraussetzung für Passverlängerungen ist", berichtet Ulrike Langholz-Baumgartner.

(RP)
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