Silvester mit Hund Zuwendung, Bach und Lavendel helfen

Wermelskirchen · Wenn der Hund aus Angst vor dem Feuerwerk zittert: Tiertrainerin Anne Bucher hat Tipps, die eine lindernde Wirkung haben.

 Ein entspannter Hund an Silvester. (Symbolfoto)

Ein entspannter Hund an Silvester. (Symbolfoto)

Foto: Monique Wüstenhagen/tmn

Mit dem Verkaufsstart von Feuerwerk, Krachern und Böllern setzt für viele Haustierbesitzer eine nervöse Phase am Jahresende ein: Besonders Hunde leiden an der Angst vor dem ungewohnten, unangenehmen Geknalle, das schon Tage vor der Silvesternacht besonders abends zwischen den Häusern erschallt. Anne Bucher, die in Wermelskirchen die Tiertrainingsschule "CaneCaba" betreibt, hat ein paar Tipps, die zumindest lindernde Wirkung haben können.

Die Tierexpertin, die sich bewusst als "Trainerin für Menschen mit Hunden und Pferden" bezeichnet, weiß jedoch auch: "Wer sich jetzt mit der Angst seines Hundes vor Knallern und Böllern beschäftigt, ist eigentlich zu spät dran." Effektive und langfristig wirksame Hilfe böte nur ein strukturiertes Training gegen die Silvester-, Geräusch- und Gewitterangst der Vierbeiner. "Solch ein Training sollte im Januar beginnen, damit es beim nächsten Jahreswechsel greift, und nicht den Weg aller guten Vorsätze geht", sagt Anne Bucher.

Die Trainerin nennt Verhaltensregeln für Herrchen und Frauchen: "Ein Sicherheitsgeschirr oder eine doppelte Sicherung mit Halsband und Brustgeschirr sind ratsam, vor allem wenn das Tier bereits in der Vergangenheit deutliche Reaktionen zeigte oder dem Halter noch nicht vertraut ist." Die jährlich wiederkehrende Frage, ob Trösten erlaubt ist oder doch eher eine die Angst verstärkende Wirkung hat, beantwortet Anne Bucher mit "Ja".

Eine gute Bindung oder Mensch-Hund-Beziehung sei Hundehaltern in der Regel sehr wichtig. In der Biologie spreche man von sozialer Unterstützung, die die Fähigkeit zur Kooperation in einer Gruppe beschreibt, um Gruppenmitglieder in schwierigen Situationen zu unterstützen: "Das geschieht durch Zuwendung und körperliche Nähe. Als soziale Unterstützung ist erlaubt, was dem Hund guttut und worauf er sich freiwillig einlässt." Das könne durch das Anbieten von Kontaktliegen, Streicheln, Massagen oder Spiel geschehen. Beschäftigung und Geräuschdämmung empfiehlt die Trainerin ebenso: "Musik im Haus, geschlossene Vorhänge und Jalousien mindern Geräusche und Lichtreflexe von außen. Studien ergaben, dass beispielsweise Klaviermusik von Bach einen positiven Effekt auf das Herz-Kreislauf-System ausübt." Knabbersachen, Futterbälle und andere Dinge dienen zur Beschäftigung und damit Ablenkung, wenn sich der Hund darauf einlassen könne.

Entspannungsdüfte wie Lavendel haben eine unterstützende Wirkung bei den von Anne Bucher genannten "Notfallmaßnahmen": "Die Geruchsmoleküle entfalten ihre Wirkung auf das Gehirn unmittelbar über die Nasenschleimhäute. Wichtig ist es, naturreine ätherische Öle zu verwenden, diese mindestens eins zu zehn zu verdünnen und den Hund niemals direkt damit einzusprühen. Eine Duftlampe oder ein Tuch mit etwas verdünntem Öl in der Nähe des Hundes sind ausreichend."

Angst habe viele Nebenwirkungen mit schwer kalkulierbaren Auswirkungen. "Ist es wahrscheinlich, dass ein Hund mit starker Angst reagiert, ist eine Medikation für Silvester sinnvoll und sollte mit dem Tierarzt oder Verhaltensmediziner besprochen werden. Dabei darf kein Acepromazin verwendet werden. Dieses mindert nicht die Angst, sondern lähmt lediglich die Muskeln - eine dramatische Situation", sagt Anne Bucher.

Abschließend betont die Expertin mit Blick auf Silvester: "Angst ist nicht unveränderbar. Kurzfristigste Maßnahmen und soziale Unterstützung lindern. Mittelfristig muss trainiert werden, damit das Tier nicht Jahr für Jahr leidet."

(RP)
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