Wermelskirchen Siebenschläfertag als Wettervorhersage

Wermelskirchen · Der kommende Montag könnte das Wetter für die nächsten Wochen bestimmen. Fünf Experten bestätigen das.

Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt - diese Bauernregel ist vielen noch bekannt, aber stimmt sie auch? Am Montag ist es soweit, der Siebenschläfertag steht vor der Tür. Die Wetterprognosen sehen nicht allzu gut aus. Heißt das, Wermelskirchen muss sich auf einen regnerischen Sommer vorbereiten? Wir haben fünf echte Wetter-Experten befragt und in einer Aussage stimmen sie alle überein: Am Siebenschläfertag ist was dran.

Walter Hulverscheidt war früher Landwirt und kennt sich mit dem Wetter bestens aus. Der heute 80-Jährige hat nämlich bereits im Alter von 17 Jahren angefangen, täglich das Wetter zu dokumentieren - und damit bis heute nicht aufgehört. Das Ergebnis sind 63 gebundene Notizbücher mit insgesamt über 20.000 beschriebenen Seiten. "Als ich auf die Landwirtschaftsschule gegangen bin, mussten wir ein Merkbuch führen. Damit habe ich irgendwie nie wieder aufgehört", erzählt Hulverscheidt. Wenn er wissen will, wie das Wetter an einem Tag in den vergangenen 60 Jahren war, muss er nur in seine Kiste greifen und das entsprechende Notizbuch herausnehmen. "Am Siebenschläfertag 1968 war es zum Beispiel stark bewölkt und es hat fast den ganzen Tag geregnet", liest Hulverscheidt nach. Bei Betrachtung der nächsten Wochen fällt auf: Es gab deutlich mehr regnerische als sonnige Tage. "Der Siebenschläfer hat schon seine Bedeutung. Die Regel ist ja aus den Erfahrungen früherer Bauern entstanden", weiß Hulverscheidt.

Wo Walter Hulverscheidt früher selbst auf dem Feld unterwegs war, trifft man heute Landwirt Lutz Görne. Er hat vom Wetter in diesem Jahr bisher die Nase voll. "Wegen des ganzen Regens sind viele Arbeiten liegen geblieben", berichtet er. Er hofft trotz schlechter Vorhersagen auf Besserung nach dem Siebenschläfertag. "Es kommt nach meiner Erfahrung nicht auf den genauen Tag, sondern auf den Zeitraum drumherum an. Meistens stimmen die Tendenzen", sagt Görne. Für die nächsten Wochen wünscht er sich ein schönes Azorenhoch.

Jahrelange Erfahrungen mit dem Wetter hat auch Peter Dawid, der früher eine Gärtnerei in Dabringhausen hatte. "Wenn man so abhängig vom Wetter ist, achtet man natürlich ganz besonders darauf", sagt der 76-Jährige. So einen regnerischen Sommerbeginn mit so starkem Pflanzenwachstum wie momentan hat er bisher selten erlebt. Auch er blickt gespannt auf den Siebenschläfertag. "Diese Bauernregeln sind insofern angebracht, dass man meist mit ihnen rechnen kann. Zumindest die bekanntesten wie der Siebenschläfertag oder die Eisheiligen haben eine Berechtigung", findet Dawid.

Brigitte Zemella ist die Umweltbeauftragte der Stadt. Ihrer Meinung nach sind langfristige Wetterprognosen heute schwieriger als früher. Was den Siebenschläfertag betrifft, stimmt sie ihren Experten-Kollegen aus persönlicher Sicht aber zu. "Ich habe schon häufig erlebt, dass sich so ein Azorenhoch um den Siebenschläfertag herum auch die nächsten Wochen gehalten hat", erinnert sie sich.

Das kann Alexander Löcke, Hydrologe beim Wupperverband, nur bestätigen. "Aus wissenschaftlicher Sicht ist der Siebenschläfertag alles andere als Quatsch", stellt der 38-Jährige klar. Man könne das nicht auf einen Tag reduzieren, aber die Tendenzen seien nachweisbar. "Wenn um den Siebenschläfertag herum eine Großwetterlage vorherrscht, bleibt diese zu 60 bis 70 Prozent auch in den nächsten Wochen stabil", erklärt der Experte. Das belegen Daten des Wupperverband sowie andere Statistiken. "Am Siebenschläfertag ist ohne Frage was dran. Wenn der Montag aber schlecht wird, sollte man die Hoffnung auf schönes Wetter in den Sommerferien noch nicht aufgeben", sagt Löcke.

(kron)
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