Wermelskirchen Sicherheitskonzept stört nicht beim ausgelassenen Feiern

Wermelskirchen · Von Irritation keine Spur auf der Wermelskirchener Kirmes. Warum auch? Die großen Wasserbehälter hinter Gittern, die an den Zufahrten aufgestellt waren, fielen schließlich nicht direkt ins Auge. Und so konnte man beim Schlendern auch kaum einmal jemanden darüber reden hören. Die eigenen Kinder machten etwa eine Familie aus Lindlar überhaupt erst darauf aufmerksam: "Was ist das denn?", so die Frage. "Ja, das weiß ich jetzt auch nicht", kam schließlich die Antwort der Mutter zurück. Und auch sonst ließ man sich das Feiern auf der diesjährigen Kirmes nicht von den Sicherheitsmaßnahmen verderben, die im Zuge des Terroranschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt deutlich verschärft worden waren.

Jürgen Golke und Frank Weidmann aus Leichlingen waren am Wochenende zusammen mit ihren Frauen und drei weiteren Paaren im Hotel "Zum Schwanen" abgestiegen, gleich neben dem Schwanenplatz. "Nicht extra wegen der Kirmes, das nicht", meinte Golke schmunzelnd. Das Volksfest habe man einfach in die Planungen mit einfließen lassen. "Wir sind auf einer Wanderung, die uns in mehreren Etappen von Leichlingen nach Husum, der Heimat meiner Frau, führen wird", sagte Golke.

Die beiden Männer standen am frühen Samstagabend an einem Bierstand vor dem Hotel und erfrischten sich nach der ersten Etappe mit einem kalten Getränk. "Der Rest ist noch im Hotel, wir waren mit dem Duschen scheinbar schneller fertig als die anderen", sagte Weidmann lachend. Das Thema Sicherheit sei ihnen beiden zwar präsent, sie hätten aber nicht das Gefühl, sich auf der großen Kirmes in Wermelskirchen dadurch eingeengt zu fühlen: "Klar, wir wissen alle, was schon passiert ist, und dass das auch jederzeit und überall wieder passieren kann", meinte Golke. Er fügte aber gleich hinzu: "Nein, davon lasse ich mich aber nicht einschränken." Weidmann ergänzte: "Leichlingen ist ja auch sehr nahe an Köln: Und dort haben wir uns den Karneval auch nicht verbieten lassen!" Es sei der Gedanke der Aufklärung, der den beiden durch den Sinn gehe, wenn sie an den islamistischen Terror dächten: "Das dauert eben, es ist ein langer Prozess", sagte Weidmann. "Diesen Prozess haben wir im Westen schon durchgemacht und dabei sehr viel Veränderungen erlebt", ergänzte er.

 Frank Weidmann(l.) und Jürgen Golke genießen die Kirmes.

Frank Weidmann(l.) und Jürgen Golke genießen die Kirmes.

Foto: Moll

Die Wasserbehälter auf der Wermelskirchener Kirmes seien dabei eine Möglichkeit, eventuelle Anschläge zu erschweren, bestenfalls auch zu verhindern: "Aber wer das wirklich machen will, der schafft es auch. Ganz egal, wie viel Aufwand im Vorfeld betrieben wird", zeigte er sich überzeugt. Golke ergänzte ganz pragmatisch: "Das stört mich jetzt nicht im Feiern - und das würde ich auch nicht wollen. Und schließlich kann ich auch nicht über jeden Bekloppten auf der Welt nachdenken..."

(wow)
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