Wermelskirchen Senioren-WGs werden immer beliebter

Wermelskirchen · Im Alter nicht allein sein, selbstbestimmt leben und das gut betreut - so lautet das Ziel der Diakoniestation, die nicht als Vermieter auftritt, sondern sich um Pflege und Betreuung kümmert. Jeder Bewohner erhält dabei sein eigenes Reich.

 Ute Bever kümmert sich liebevoll um das Wohl der Bewohner in der Wohngemeinschaft "Lotte". Hier gibt es für den schmerzhaften Arm eine Wellness-Massage.

Ute Bever kümmert sich liebevoll um das Wohl der Bewohner in der Wohngemeinschaft "Lotte". Hier gibt es für den schmerzhaften Arm eine Wellness-Massage.

Foto: moll

"Nicht allein und nicht ins Heim" lautet die Überschrift in der Werbebroschüre der "Burgresidenz". In Unterburg ist in einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert eine Wohngemeinschaft für Senioren untergebracht. Das erste Haus für eine Wohngemeinschaft entstand in der ehemaligen Schule in Neuenhöhe bereits 2006 und 2015 der "Neue Wiedenhof" an der Berliner Straße/Ecke Dhünner Straße. Alle Häuser werden von der Diakoniestation betreut.

"Wir sind nicht als Vermieter tätig. Wir kümmern uns um Pflege und Betreuung", sagt Peter Siebel, Leiter der Diakonie. Jeder Bewohner hat sein eigenes kleines Reich, das er sich selbst einrichten kann. Dazu kommen Gemeinschaftsräume wie Küche, Wohnzimmer oder Esszimmer. Auch die Gemeinschaftsräume sind individuell gestaltet. "Einer bringt einen Sessel mit, einer einen Tisch und ein anderer einen Schrank. Besucher stören sich schon mal daran", sagt Siebel, "aber das Haus ist ja keine Möbelausstellung. Die Bewohner entscheiden selbst und sollen sich wohlfühlen".

Jeder Mieter kann seinen ganz eigenen Lebensrhythmus realisieren und ist nicht an vorgegebene Zeiten gebunden. Gerade die Frühstücks-oder Abendbrotzeiten sind flexibel. "Da sitzen auch schon einmal einige Bewohner bei einem Bier zusammen, reden miteinander, und es wird ganz spät. Eben so wie früher im normalen Leben".

Die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten teilen sich alle Bewohner je nach ihren Fähigkeiten. "Das stärkt auch die Gemeinschaft", sagt Siebel. "Gemeinsam kochen, essen und auch wieder aufräumen macht zusammen mehr Spaß". Pflege und Betreuung übernimmt die Diakonie - und auch nachts ist immer ein Mitarbeiter im Einsatz.

Ein Sonderangebot ist diese Wohnform nicht. Es sind viele Positionen, die zu bezahlen sind. Neben Miete und Nebenkosten kommen Pauschalen für Küche, Waschküche, Renovierungs-Rücklagen, Reinigung, Haushaltsgeld und eine Betreuungspauschale dazu. Das summiert sich auf etwa 2200 Euro. "Das finanziert sich aus dem Eigenanteil wie Rente, Einkommen oder Vermögen. Je nach Situation kommen Leistungen aus der Pflegeversicherung dazu, Betreuungsgeld, Wohngeld oder Sozialhilfe", erklärt Siebel. Die Kosten für Pflege und Betreuung werden direkt mit der Diakoniestation abgerechnet.

Die Wohnform hat einen entschiedenen Vorteil: "Die Kosten sind unabhängig vom Pflegegrad und werden auch nicht teurer bei einem erhöhten Pflegebedarf", sagt Siebel. Es sind keine reine Demenz-WG's. Behinderungen oder Beeinträchtigungen sind völlig unterschiedlich. Neben den alltäglichen Aufgaben ist auch die individuelle Betreuung wichtig: spielen, singen, spazieren gehen oder gemeinsame Feste. Das Angebot ist abwechslungsreich, aber es gibt keine Verpflichtung mitzumachen. "Jeder kann sich in seinen privaten Bereich zurückziehen, vielleicht zum Lesen, Musik hören oder Fernsehen", sagt Siebel. Angehörige sind immer herzlich willkommen, und es wird sogar ausdrücklich gewünscht, aktiv im Haus mitzumachen oder eigene Angebote zu machen.

Siebel stellte das Wohnkonzept bei der vergangenen Sitzung des Seniorenbeirates vor. Er merkte dabei, dass das Angebot gar nicht so bekannt ist. Es ist offenbar zum Erfolg geworden ohne eine große Öffentlichkeit. "Es gibt mittlerweile sogar eine Warteliste", sagt Siebel.

Info Diakoniestation, Tel. 02196 7238-0. www.diakonie-wk.de

(wsb)
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