Wermelskirchen Seit zehn Jahren Hilfe für Helfer

Wermelskirchen · Die psychosoziale Unterstützung (PSU) für Einsatzkräfte der Feuerwehr gibt es kreisweit seit zehn Jahren. Hierbei bieten Kollegen nach belastenden Einsätzen untereinander ihre Hilfe an. Viele Erlebnisse gehen den Helfern dabei sehr nahe.

 Das PSU-Team der Feuerwehr Wermelskirchen - hinten von links: Dirk Esgen, Achim Schmitz, Sven Kampernaus und Ralf Lambeck; vorne von links: Sascha Skorupa und Andrea Rauchel.

Das PSU-Team der Feuerwehr Wermelskirchen - hinten von links: Dirk Esgen, Achim Schmitz, Sven Kampernaus und Ralf Lambeck; vorne von links: Sascha Skorupa und Andrea Rauchel.

Foto: Jürgen Moll

Wenn es auf der A 1 kurz vor Leverkusen mal wieder kracht, geht das meist nicht glimpflich aus. Es gibt Verletzte, die in ihren Autos eingequetscht sind, und auch immer wieder Todesfälle. Ganz nah dran sind die Männer und Frauen der Feuerwehr. Sie erleben solche teils traumatisierenden Ereignisse hautnah. "Als Feuerwehrmann kommt man schnell in solche Situationen - und das kann sehr belastend sein", erzählt Ralf Lambeck. Zugführer des Löschzugs I der Feuerwehr Wermelskirchen. "Deshalb gibt es die PSU, bei der wir sozusagen untereinander psychologische erste Hilfe leisten", erklärt der Brandoberinspektor.

Die psychosoziale Unterstützung (PSU) für Einsatzkräfte der Feuerwehr findet im Rahmen der sogenannten überörtlichen Hilfe statt. Das bedeutet, dass die Feuerwehren kreisweit zusammenarbeiten. "Man kann sich ja in seiner eigenen Stadt nicht aus einem Feuerwehreinsatz heraushalten. Deshalb übernimmt die PSU vor Ort dann jemand von einer anderen Feuerwehr", erklärt Lambeck.

In Wermelskirchen gibt es insgesamt neun Feuerwehrleute, die als PSU-Helfer geschult sind. Sie waren in diesem Jahr beispielsweise nach den Unfällen mit Todesfolge auf der A 1 im Einsatz, um dort den Kollegen beizustehen. "Wir dienen den Kameraden als Ansprechpartner, um über das Erlebte zu sprechen und Hilflosigkeit zu vermeiden", sagt Lambeck. In Erinnerung ist ihm ein schwerer Brand geblieben, bei dem es viele verletzte Feuerwehrleute gab. "Da galt es, einfach für die Kollegen da zu sein und ihnen bei der Verarbeitung des Einsatzes zu helfen", berichtet Lambeck.

Die PSU-Helfer sind aber nicht nur vor Ort, sondern begleiten die Betroffenen auch weiter. Wer jemanden zum Reden braucht, kann sich jederzeit an einen PSU-Helfer wenden. "Belastungsreaktionen sind völlig normal, dafür braucht sich niemand zu schämen. Es ist nur wichtig, dass man sich Hilfe holt", betont Lambeck. Diese bieten er und die anderen PSUler solange an, bis es den Betroffenen besser geht oder diese sich professionelle Hilfe holen. "Davor sollte man sich nicht scheuen", sagt Lambeck. Denn trotz vollen Einsatzes könne es immer vorkommen, dass die Rettung eines Menschenlebens trotzdem erfolglos bleibt. "Und das ist für viele schwer zu verarbeiten", sagt Lambeck.

Die PSU-Helfer sind zwar ehrenamtlich tätig, aber trotzdem gut ausgebildet. Insgesamt 32 Lehrstunden muss ein Helfer absolvieren, bevor er zum Einsatz kommt. Für die nächsthöhere Stufe (PSU-Assistent) benötigt man sogar noch einmal 120 Stunden. Hier lernen die PSUler unter anderem Grundlagen der Psychologie und Gesprächsführung sowie Stressbewältigung und den Umgang mit dem Tod.

Ralf Lambeck ist seit vergangener Woche frisch gebackener PSU-Assistent. In diesem Jahr wird er sich außerdem noch zu Wermelskirchens erstem PSU-Ausbilder fortbilden. "Ich möchte vor allem den jungen Leuten als erfahrener Feuerwehrmann zur Seite stehen und den Kollegen ihre Sorgen nehmen. Da setzen wir uns als PSU-Team sehr gerne ehrenamtlich für ein", sagt Lambeck.

Er erinnert sich auch noch gut an die Zeit, bevor es die PSU bei der Feuerwehr gab. "Damals wurde versucht, so etwas durch die abschließenden Einsatzbesprechungen zu kompensieren", erinnert er sich. Man habe in einer lockeren Runde über das Erlebte gesprochen. "Das war aber natürlich nicht so intensiv, wie das jetzt bei der PSU gemacht werden kann", erklärt Lambeck und fügt an: "Deshalb ist es wichtig, dass es die PSU jetzt schon seit zehn Jahren gibt. So haben die Feuerwehrkameraden immer einen Ansprechpartner und müssen mit ihren Problemen nicht allein bleiben."

Dem kann auch Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden nur zustimmen: "Unser PSU-Team ist ein überaus wertvolles und qualitativ hochwertiges Angebot für alle Einsatzkräfte im Rheinisch-Bergischen Kreis", sagt er.

(kron)
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