Wermelskirchen Schornsteinfeger in dritter Generation

Wermelskirchen · 50 Jahre reinigte Norbert Rauin - wie schon sein Vater - Schornsteine. Nun geht der Dhünner in den Ruhestand. Der von ihm betreute Bezirk bleibt in der Familie, denn sein Sohn Bastian hat sich erfolgreich dafür beworben.

 Wenn der Vater mit dem Sohne: Schornsteinfeger Norbert Rauin (r.) mit Sohn Bastian.

Wenn der Vater mit dem Sohne: Schornsteinfeger Norbert Rauin (r.) mit Sohn Bastian.

Foto: J. Moll

Am Montag, 31. Juli, ist der offiziell letzte Tag für Norbert Rauin (65), Schornsteinfeger aus Dhünn-Neuenhaus. Nach 50 Jahren geht er in den Ruhestand, und sein spontaner Wunsch heißt: "Ausschlafen bis 8 Uhr." Er fügt dann aber lachend hinzu: "Wahrscheinlich klappt das nicht." Die Tage begannen immer um 6.30 Uhr, und so braucht es wohl erst einmal eine Umgewöhnung.

1969 war Norbert Rauin mit der Ausbildung fertig, arbeitete als Geselle und legte später seine Meisterprüfung ab. 1992 übernahm er den Bezirk von seinem Vater Egon, und nun steht tatsächlich die dritte Generation am Start. Sohn Bastian (34) übernimmt den Bezirk. Dies geschieht weder automatisch, noch ist dies selbstverständlich. "Man muss sich für einen Bezirk bewerben", sagt Bastian Rauin. "Die Auswahl erfolgt nach einem Punktesystem. Durch die Bezirksregierung wird der Bezirk dann zugewiesen."

Vater Norbert ist stolz und glücklich, dass es so weitergeht. "Bastian hat durch viele Seminare und Weiterbildungen Punkte gesammelt. Aber es gehört auch ein bisschen Glück dazu." So bleibt der Bezirk Bergisch Born, der Südbezirk von Remscheid und ein Teil von Lennep das Arbeitsgebiet für den Schornsteinfeger aus Dhünn. Die Zuweisung gilt für sieben Jahre, dann muss er sich für "seinen Bezirk" wieder neu bewerben.

Rauin Senior bezeichnet seinen Beruf auch als Hobby. "Es gibt Tausende von Kunden, viele kenne ich noch von meinem Vater. Die persönlichen Kontakte, die über viele Jahre entstanden sind, waren schön und wichtig", sagt er. In ein tiefes Loch werde er aber nicht fallen. Er wird seinen Sohn unterstützen und Termine übernehmen. Und dann warten ja noch die Enkel Emil (fast drei Jahre) und Ella (zwei Monate). Der Garten braucht Zuwendung, und vielleicht gibt es mit Elektro-Fahrrädern ein neues Hobby. Zusammen mit Ehefrau Andrea sind Reisen geplant: Lieblingsziel ist Spanien mit der Insel Mallorca. "Schön vor einer Finca sitzen, abseits vom Touristentrubel - vielleicht gönnen wir uns das in Zukunft öfter."

Für Sohn Bastian war es schon früh klar, dass er den Beruf des Schornsteinfegers wählen würde. "Ich bin einfach in den Betrieb hineingewachsen", sagt er. Und der Beruf hat sich mächtig gewandelt. Während früher nur die Reinigung der Schornsteine die Aufgabe war, sind heute viele weitere Arbeiten hinzugekommen. "Als noch mit Kohlen und Briketts geheizt wurde, mussten die Schornsteine ja wesentlich öfter gereinigt werden. Bei modernen Heizungen ist das nicht mehr so intensiv", erklärt Norbert Rauin.

Während der Bezirk für die nächsten Jahre sicher ist und die Abrechnung nach der Gebührenordnung erfolgen, stehen andere Dienstleistungen im Wettbewerb. Der moderne Schornsteinfeger bietet Beratungen für Brandschutz an, führt Messungen durch, er ist für bauliche Abnahmen und Prüfungen von Feuerstätten und Heizungsanlage zuständig und auch verantwortlich. "Es gibt immer neue technische Entwicklungen und neue Gesetze. Über alles muss man sich informieren, muss Seminare besuchen und sich ständig weiterbilden", sagt Bastian Rauin. "Man muss am Ball bleiben, aber so wird es auch nie langweilig."

Aus der großen Verantwortung ist Vater Norbert ab Anfang August raus. Und vielleicht klappt es ja nach ein oder zwei Tagen auch mit dem Ausschlafen bis 8 Uhr.

(wsb)
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