Wermelskirchen Schmaus, Musik und Tischreden

Wermelskirchen · Bei der Stephanusgemeinde in Hilgen-Neuenhaus gab es Luther-Mahl.

 Neben Essen, Musik und Tischreden gab es an den Tafeln auch einige Gespräche - so wie zu Luthers Zeiten.

Neben Essen, Musik und Tischreden gab es an den Tafeln auch einige Gespräche - so wie zu Luthers Zeiten.

Foto: Jürgen Moll

In diesem Jahr feiern die evangelischen Christen 500 Jahre Reformation. Es gibt viele Veranstaltungen, Vorträge und Gottesdienste, die an den Reformator Martin Luther erinnern. Die Stephanusgemeinde in Hilgen-Neuenhaus hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen. Ein "Luther-Mal", garniert mit mittelalterlicher Flötenmusik und überlieferten Tischreden. Viele waren in mittelalterlicher Kleidung erschienen, und so entstand eine fast stilechte Stimmung. "Ich glaube, wir haben heute einen qualifizierten Martin Luther gefunden", sagte die Vorsitzende der Gemeinde, Dorothee Hoffrogge, bei ihrer Begrüßung.

Die Rolle des Martin Luther hatte Pfarrer Johannes Haun übernommen, der als Pfarrer im Ruhestand in Eipringhausen lebt. "Der Kurfürst hatte das Augustinerkloster in Wittenberg der Familie Luther zur Verfügung gestellt", erklärte Haun. "Dort lebte die Familie mit fünf Kindern zusammen mit Studenten, Bediensteten und Menschen, die Zuflucht suchten. Alle haben zusammen gegessen. Meist saßen 20 bis 50 Personen am Tisch". Das gemeinsame Mahl hatte einen großen Stellenwert. Essen, trinken, Gespräche und Diskussionen und auch mal Streit gehörte dazu. "Was gibt es Neues?" war eine Frage, die Luther seinen Gästen oft stellte.

"Das Gespräch kommt heute oft zu kurz", sagt Hoffrogge. Bei Kerzenschein am rustikal gedeckten Tisch kamen im Gemeindesaal aber schnell Gespräche auf. Es gab Kräuterquark und Apfel-/Zwiebelschmalz mit Roggenfladen, danach Kohlrabi-Radieschen-Salat und Blutwurst - leckere Speisen aus einer längst vergangenen Zeit. "Wer es sich leisten konnte, hat im Mittelalter schon gut gelebt", sagte Karin Peters, die mit vielen Helferinnen die Speisen vorbereitet hatte. Gekochtes Rindfleisch und gebackener Schinken mit Meerrettich und Senf, dazu Wurzelgemüse und Buchweizenrisotto, dieses Gericht könnte auch auf einer ganz modernen Speisekarte stehen.

"Man hat gut und gesund gelebt", sagt Pfarrer Haun. "Um 11.30 Uhr gab es die erste Mahlzeit und um 17 Uhr die Hauptmahlzeit. Es gab mit Dünnbier und Dünnwein ganz leichte Getränke. Die waren gesünder als Wasser, dass erst abgekocht werden musste". Pfarrer Haun als Martin Luther empfahl: "Lasst uns essen und trinken, lasst uns fröhlich sein". Dazu gehört natürlich auch die Mahnung, "dass man sich nicht ins Tischtuch schnäuze". Ein paar gute Tischsitten gehörten auch im Mittelalter dazu.

(wsb)
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