Wermelskirchen Rückkehr zu G 9 wirft viele Fragen auf

Wermelskirchen · Behörden wollen Personal- und Raumbedarf ermitteln. Städtisches Gymnasium soll Fragebogen des Ministeriums und der Stadt beantworten. Die Schulleitung betont: Die Rahmenbedingungen müssen vorher klar sein.

Die Ära des Turbo-Abiturs scheint vorbei zu sein. Dass die Schule wieder in neun Jahren - Kurzformel "G 9" - durchlaufen wird, soll einem Gesetzesentwurf zufolge ab dem Schuljahr 2019/2020 wieder der Regelfall sein. Auf den ersten Blick wirkt die Umstellung auf das alte Modell problemlos, wird doch alles wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Was allerdings auf die Gymnasien zukommt und welche Folgen eine Rückkehr zu "G 9" für die Kommunen tatsächlich bedeutet, wird derzeit ermittelt. So hat das Städtische Gymnasium Wermelskirchen - wie alle anderen Gymnasien im Land - einen Fragebogen des Ministeriums erhalten.

"Der Fragebogen ist sehr detailliert. Er dient einer Erhebung, mit der der Raumbedarf und der Personalbedarf, was Stellen im Sekretariat oder für Hausmeister anbelangt, ermittelt werden soll", sagt Elvira Persian, stellvertretende Schulleiterin, auf Nachfrage dieser Redaktion. Außerdem hat die Stadt Wermelskirchen einen Fragebogen erarbeitet, der der Schulleitung ebenso zur Beantwortung vorliegt.

Ob das Gymnasium G 9 einführt oder ob sie beim G 8-Modell bleibt - das sei eine Entscheidung, die die Schulkonferenz erst auf der Grundlage beschlossener Gesetze treffen könne, betont Schulleiterin Marita Bahr. "Das Gesetz soll zu den Sommerferien verabschiedet sein. Wir werden kein Vorabvotum abfragen, solange die Grundvoraussetzungen nicht klar sind. Erst dann kann im Schülerrat, in der Lehrer- und in der Schulkonferenz diskutiert und ein Meinungsbild erhoben werden."

Diesem demokratischen Prozess wolle man nicht vorgreifen. Es müsse erst klar ein, wie die Stundentafel aussieht, wie die Fächer gewichtet werden, ab welchem Schuljahr soll die zweite Fremdsprache unterrichtet werde - ab Klasse 6 oder 7 ?- , ob die Stundenzahl in der Oberstufe reduziert wird, ob der Gesamtplan wieder angefüllt wird. "Die leistungsstarken Schüler brauchen Futter, ist eine Vertiefung und Erweiterung des Stoffs vorgesehen? Und was wird aus dem Nachmittagsunterricht?", nennt die Schulleiterin Beispiele. Sie rechne nicht vor Ende April mit Festlegung dieser Rahmenbedingungen. Sollte dann ein Antrag auf G 8 gestellt werden, was theoretisch sogar ein einzelner Schüler machen könne, werde dieser diskutiert und eine Entscheidung in der Schulkonferenz - Gremium aus Lehrern, Eltern und Schülern - im neuen Schuljahr getroffen. Denn die ersten, die von G 9 betroffen sind, seien die neuen Fünftklässler - wenn sie 2026 in die 13. Jahrgangsstufe wechseln würden. "Wir haben den Eltern bei der Anmeldung gesagt, dass G 9 die Regel werden soll", sagt Marita Bahr. Und diese Eltern sollen in den Entscheidungsprozess einbezogen werden.

Der auch für Schulen zuständige Beigeordnete, Stefan Görnert, schätzt, dass sich der erforderliche Raumbedarf in Grenzen halten werde. Ein Überangebot an Räumen gebe es derzeit nicht, vielmehr seien die Schüler seit G 8 weniger auf Wanderschaft von einem Raum zum anderen, sagt Bahr. Anderthalb ehemalige Klassenräume seien umgewandelt worden. "In den Naturwissenschaften sind wir gut aufgestellt. Aber im Fach Sport ist es jetzt schon eng. Eine Klasse schicken wir zum Schwimmen, weil es keine Hallenkapazitäten mehr gibt."

(pd)
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