Wermelskirchen "Rockpalast" wird wieder erlebbar im "Film-Eck"

Wermelskirchen · Im urigen Kino gibt's am Donnerstag einen ganz besonderen Abend: Peter Rüchel blickt zurück auf die legendäre TV-Sendung "Rockpalast". Zudem erwartet die Besucher Live-Musik der "78Twins".

 Peter Rüchel in seinem Büro in Leverkusen. Im Hintergrund ist seine riesige CD-Sammlung zu sehen.

Peter Rüchel in seinem Büro in Leverkusen. Im Hintergrund ist seine riesige CD-Sammlung zu sehen.

Foto: wsb

"Es war eine ganz andere Zeit, und wir hatten wohl genau für diese Zeit die richtige Idee", sagt Peter Rüchel (79) rückblickend. 1976, kein Internet, kein Handy, keine CD, und selbst die Musik-Kassette war noch in den Anfängen. Musik kam aus dem Radio oder von der Schallplatte. Das Fernsehprogramm bestand aus ARD, ZDF und den Dritten Programmen. Peter Rüchel war damals Leiter beim WDR-Fernsehen für den Jugendbereich. Zusammen mit Regisseur Christian Wagner entwickelte er die Idee für Live-Musik-Übertragungen im Fernsehen. Zunächst waren es 30 Minuten-Sendungen aus Clubs in Bochum, Hamburg oder Köln. Doch es sollte mehr werden: Ganze Konzerte sollten übertragen werden, ohne zeitliches Limit. Nach Überzeugungsarbeit gab es von Fernsehdirektor Werner Höfer den Auftrag: "Machen!". So entstand "Rockpalast" - ein Konzept, das bis heute unvergleichbar ist. Nach Tagesschau, Wetter, Wort zum Sonntag wurden von Samstagnacht bis zum Sonntagmorgen Live-Konzerte europaweit gesendet. Und da die TV-Geräte noch nicht stereofähig waren, wurde der Ton parallel im Radio übertragen. Sieben europäische Länder waren beim Start im Juli 1977 dabei und bei späteren Sendungen sogar 16 Länder.

"Wir hatten ein ordentliches, aber kein üppiges Budget, um alles zu organisieren", sagt Rüchel. "Die Gagen waren nicht so interessant, da die Bands ja in einer Nacht eine komplette Europatournee machen konnten". Konzerte waren damals Werbeveranstaltungen für die aktuellen Schallplatten. Keine Werbeunterbrechungen, kein zeitliches Limit und auch keine Nachfrage nach Einschaltquoten. So ging die amerikanische Gruppe "ZZ Top" bei ihrem ersten Europaauftritt morgens um 4 Uhr auf die Bühne, ab 5.30 Uhr gab es die Zugabe. Überall wurden private Partys gefeiert bis in die frühen Morgenstunden, und auch "Zaungäste" aus der DDR waren dabei. Aus dem "Tal der Ahnungslosen" (Raum Dresden) zog es die jungen Leute in Gebiete, in denen West-Empfang möglich war. "Eine herrliche und aufregende Zeit", sagt Rüchel. Er wird am 27. Oktober aus seinen Erinnerungen erzählen. Musikalisch gibt es Live-Musik vom Feinsten. Die Essener Band "78Twins" ist bereits mehrfach beim "Deutschen Rock & Pop Preis" ausgezeichnet worden. Die Auftritte um die Zwillingsbrüder Benny (Schlagzeug) und Bastian Korn (Piano, Gesang) sind sehens- und hörenswert. Denn es kann durchaus sein, dass Bastian auch mal "auf dem Piano" steht und natürlich weiterspielt. Bastian Korn und Peter Rüchel lernten sich im Liveclub "Topos" in Leverkusen kennen. Hier entstand auch die Idee für die gemeinsamen Veranstaltungen.

"Musik verbindet", sagt der 79-jährige Rüchel in seinem "musikalischen Büro" in Leverkusen vor seiner großen CD-Sammlung. "Ganz wunderbar, dass wir das zusammen machen. Denn es gilt zu bedenken, dass die 78Twins bei der ersten Rockpalast-Sendung noch gar nicht geboren waren". Die letzte "Rockpalast-Nacht" wurde im März 1986 gesendet - und noch heute gibt es im Nachtprogramm Wiederholungen der legendären Konzerte.

(wsb)
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