Wermelskirchen Politiker wollen Streetworker-Einsatz

Wermelskirchen · Jugendhilfeausschuss überraschte den Beigeordneten mit einem Antrag - ob die Finanzpolitiker folgen? FDP schießt bereits quer. Der Streetworker soll Jugendliche betreuen, die die bestehenden Angebote nicht annehmen.

 Der Dorfpark in Dabringhausen - hier wie auch an anderen Stellen im Stadtgebiet treffen sich Jugendliche, die nicht die Angebote von Vereinen und Einrichtungen annehmen. Ihr Auftritt führte immer mal wieder zu Polizeieinsätzen.

Der Dorfpark in Dabringhausen - hier wie auch an anderen Stellen im Stadtgebiet treffen sich Jugendliche, die nicht die Angebote von Vereinen und Einrichtungen annehmen. Ihr Auftritt führte immer mal wieder zu Polizeieinsätzen.

Foto: Moll

Wie kann man das Problem von Jugendlichen, die im Dorfpark über die Stränge schlagen, in den Griff kriegen? Dirk Wartmann (WNKUWG) meinte jetzt im Jugendhilfeausschuss, man sollte nachdenken, um diesen Jugendlichen etwas zu bieten. "Kreative in dieser Stadt sollten mal die Köpfe zusammenstecken" - er löste damit eine Diskussion aus, mit deren Ergebnis er wohl mit seinem Antrag, über den Dorfpark zu diskutieren, nicht gerechnet hatte: Die Mitglieder des Ausschusses beantragten die Einstellung eines Streetworkers. Zu diesem Zeitpunkt war Kämmerer Bernd Hibst nicht mehr im Raum - er hätte sich wohl mächtig verschluckt.

Wie kann man diese Jugendlichen überhaupt erreichen? Der Erste Beigeordnete Stephan Görnert meinte, mit den bestehenden Angeboten seien sie nicht zu erreichen. Und das gelte nicht nur für Dabringhausener Jugendliche - das sei stadtweit ein Problem. Dies könne man nur angehen mit einem Streetworker. Er wollte eigentlich nur um Unterstützung werben, ihn bei dem nächsten Entwurf des Stellenplans zu unterstützen. "Ein Streetworker, ich denke, eine halbe Stelle reicht vorerst, sollte nicht nur in Dabringhausen Jugendliche ansprechen, sondern auch an anderen Stellen, oder gemeinsame Freizeitmöglichkeiten entwerfen." Er hofft, so auch Ärger mit der Nachbarschaft einzudämmen.

Was er dann hörte, wird ihn gleichermaßen überrascht wie auch bestätigt haben. Sabrina Herbst (AJZ Bahndamm): "Wir kriegen mit, wie Jugendliche rumlaufen und keinen Anlaufpunkt haben." Das AJZ sei sicher speziell und nicht für jeden - aber "viele treiben sich an der Rampe" rum. Sie begrüße den Vorschlag der Stadtverwaltung, wieder einen Streetworker einzustellen - "sonst klappt es nicht mehr, Junge und Alte zusammenzubringen". Die AJZler sehen sich in dieser Situation längst als "Helfer und Konfliktvermittler" an der Rampe.

Robert Dahlhoff, CVJM-Jugendreferent, beobachtet seit 25 Jahren dieses Problem mit jungen Leuten, dass seiner Ansicht zyklisch auftauche. Ob Braunsberg, Hüpptal oder Dorfpark - das sei nicht neu. Die Arbeit eines Streetworkers, meinte er, sollte sich nicht überbewertet werden. Er plädierte: "Jugendliche brauchen einen Raum, ohne dass sie immer gleich betreut werden müssen." Man sollte ihnen diesen Raum gönnen und auch mal Konflikte hinnehmen. Es müsse diese "funktionsdiffusen Zwischenräume" geben, bis sich die Jugendlichen entwickelt hätten. "Damit müssen wir sensibel umgehen."

Dahlhoff wurde dann sehr deutlich: "Wenn ich an einem Park lebe, muss ich auch damit rechnen, dass der Park mit Leben gefüllt ist." Er warnte vor "blindem Aktionismus" in Form von Ordnungsamts- und Polizeiaktionen; "wir müssen auch mal Bürgern gegenüber standhaft bleiben, wir müssen solche Probleme aushalten, sonst ist es aus mit dem sozialen Miteinander."

Einerseits wollte der Leiter der Polizeistation, Andreas Weilermann, Dahlhoff verstehen: "Das ist ein temporäres Problem - immer in den Sommerferien." Die jungen Leute wollen nicht bespaßt werden, sondern sich nur treffen. Andererseits sei der Lärm über das normale Maß hinausgegangen, und da hätten Polizei und Ordnungsamt tätig werden müssen: "Es gibt da einen Rechtsanspruch, der zu erfüllen ist."

Als Lösung, die plötzlich rund um den Tisch fast große Einigkeit hervorrief, fand bei den Jugendpolitikern die Einstellung eines Streetworkers. Wobei Dagmar Eppert (FDP) als einzige Politikerin zurückruderte - sie fragte gleich, wie das haushaltstechnisch abgewickelt werden könnte.

Das interessierte aber die Jugendpolitiker in diesem Moment nicht. Sie empfahlen dem Rat bei Enthaltung der FDP, eine Stelle zu schaffen. Wobei Görnert gleich die große Euphorie in dieser Runde dämpfte: "Zeitnah wird das nicht möglich sein."

(RP)
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