Wermelskirchen Orchester sorgt für Festtagsstimmung

Wermelskirchen · Das Sinfonieorchester begeistert die Zuhörer im Rittersaal von Schloss Burg - und das gleich zweimal an einem Tag. Solistin Miriam Jagenberg (20) sorgt im Zusammenspiel mit dem Orchester für ein ganz besonderes Live-Erlebnis.

 Enormes Pensum: Das Sinfonierorchester der Musikgemeinde begeisterte die Zuhörer am Samstag im Rittersaal von Schloss Burg mit einem Doppelkonzert.

Enormes Pensum: Das Sinfonierorchester der Musikgemeinde begeisterte die Zuhörer am Samstag im Rittersaal von Schloss Burg mit einem Doppelkonzert.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

"Wir wollen nicht mit der Musik aus der Kneipe konkurrieren" - mit diesen Worten schloss David Hecker, Wermelskirchner Musikschulleiter, das letzte, wohl vergessene, Fenster des Rittersaals in Schloss Burg, durch das rhythmische Bässe elektronisch verstärkt empordröhnten. Von Konkurrenz konnte überhaupt keine Rede sein bei dem exquisiten Musikgenuss, zu dem das Sinfonieorchester der Musikgemeinde am Samstagnachmittag und -abend im Doppelkonzert an den historischen Ort geladen hatte. Als Dirigent mit von der Partie war außer Hecker Reinhold Felthaus, als Solistin war Miriam Jagenberg (Klarinette) verpflichtet worden.

Nach dem "Junge-Talente"-Konzert im September (BM berichtete) zeigte das Sinfonieorchester ein weiteres Mal ein junges Talent, diesmal aus den eigenen Reihen. Für die 20-jährige Miriam Jagenberg stand Mozarts berühmtes Spätwerk, das Klarinettenkonzert A-Dur, KV 622, auf dem Programm. Vor allem anderen ist das enorme Pensum zu bedenken, diesen Prüfstein der Musikgeschichte für jeden Klarinettisten, an einem Tag gleich zweimal im Konzert zu spielen. Hut ab!

Insbesondere im langsamen Mittelsatz mit seiner oft gehörten, vielleicht sogar manchmal etwas verbrauchten eindrücklichen Melodie blühte die Solistin auf, berührte mit ihrem warmen und makellosen Ton. Das Orchester unter der Leitung von Reinhold Felthaus tat das Seinige dazu und brachte im unvergleichlichen Live-Erlebnis die ganze farbenreiche Klangschönheit dieses unvergänglichen Stückes zur Geltung. Auch in Kopf- und Schlusssatz des Konzertes zeigte sich das Orchester nach einigen Takten der Konzentrationsfindung bestens präpariert, erfasste stilsicher und mit viel Musikalität Charakter und Bögen der unterschiedlichen Sätze, hier hätte die Solistin noch mehr ausdifferenzieren, mehr Akzente setzen dürfen.

Bereits vor dem Mozartkonzert hatte das "Junge Orchester der Musikschule" unter David Heckers Leitung mit den bekanntesten Melodien aus Engelbert Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel" aufgewartet. Die kleine Streicherschar unterstützte eine mehr als stattlich zu nennende Bläserriege mit Saxofon, Trompete, Posaune, Klarinette und Querflöte, insgesamt rund 20 junge Leute. Mit gespannter Aufmerksamkeit und erfolgreichem Bemühen um Präzision füllten die jungen Musiker den Saal mit Klang und gaben keinen Anlass zur Sorge um den Nachwuchs.

Der zweite Teil des Konzertes stand im Zeichen unbekannterer Komponisten aus den nordischen Ländern, dem Spätromantiker und Finnen Jean Sibelius und dem schwedischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, Lars-Erik Larsson. Die das Konzert abschließende "Pastoralsuite op. 19" des Schweden erinnerte an Filmmusik, illustrierte magische Welten vor dem geistigen Auge. So brachte das Sinfonieorchester mit der schwungvollen Musik rhythmisch, in Artikulation und Dynamik präzise, den Saal in Festtagsstimmung. Besonders profilieren konnten sich alle Bläser, fast scheint es hier vermessen, die Soli der Oboe (Thomas Mattiesson) und Flöte (Lisa Witte) hervorheben zu wollen.

Von Jean Sibelius war zuvor das "Andante festivo" in einem brillanten Streicherklang erklungen, ein kurzes Stück mit episch-hymnischen Klangcharakter. Außerdem erklang sein "Valse triste op.44" ("Trauriger Walzer"). Die Streicher zeigten zartestes Pizzicato, sauberste Intonation, schnelle Temposteigerungen, in denen sie mühelos dem eindeutigen Dirigat folgen konnten, und große emotionale Bögen in sonorer Klangfülle.

Auch wenn laut Selbstbeschreibung aus dem Programmheft "das Können vieler Laienmusiker vermutlich nie an die Qualitäten eines Berufsmusikers heranreichen wird" - dieser Sieg der Passion über vermeintliches Unvermögen ließ den Zuhörer tief beeindruckt zurück.

(evb)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort