Wermelskirchen Neuorganisation des Sozialamts empfohlen

Wermelskirchen · Die Herausforderungen für eine moderne kommunale Sozialpolitik wachsen ständig. Themen wie Inklusion, demografischer Wandel oder Integration von Flüchtlingen machten es notwendig, das Sozialamt in Wermelskirchen wieder zu einem eigenständigen Bereich zu machen, sagte Bürgermeister Rainer Bleek in der Sitzung des Ausschusses für Soziales und Inklusion. Eingeladen war deshalb auch Ludwig Heimann. Der Inhaber der Unternehmensberatung Heiman Consulting war damit beauftragt worden, das bisherige Sozialamt zu bewerten und ein Konzept für die strategische Neugestaltung zu entwerfen.

Ein Rückblick: Nach dem Wechsel der Amtsleiterin Birgit Ludwig-Schieffers in die Erziehungsberatungsstelle 2013 ließen sich Jugendamt und Sozialamt zusammenlegen, um Einsparungen zu erzielen. Geschuldet war dies der Haushaltslage. Bürgermeister Bleek: "Ich war irritiert über die Entscheidung, das Sozialamt als eigenständigen Bereich in einem gewaltigen Amt mit sieben Schwerpunktthemen aufzulösen." Dadurch sei es nicht möglich gewesen, zentrale Aufgabenbereiche adäquat abzubilden.

Grundsätzlich, so erklärte Heimann, werde die Sozialberatung in Wermelskirchen bereits fachkompetent und gut geführt. Die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter sei hoch, und auch die Arbeitsprozesse seien geordnet. "Das ist schon eine gute Truppe", betonte er.

Jedoch werde zurzeit keine Rentenberatung angeboten, was zu den Pflichtaufgaben einer Stadt gehört. Ebenfalls bemängelte Heimann, dass Wermelskirchen im Sozialbereich über keinen Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) verfügt. "Dieser gibt etwa alleinerziehenden Mütter Hilfe, wenn der Vater des Kindes die Vaterschaft abstreitet, aber das Geld für einen Vaterschaftstest fehlt", erklärte Heimann. "Ohne den Unterhalt des Vaters rutschen die Mütter oft in die Armut." Auch die Beratung für behinderte Menschen finde nur in eingeschränktem Umfang statt, und eine zentrale Anlaufstelle für die Koordination bürgerschaftlichen Engagements fehle gänzlich. "Merkwürdig ist zudem, dass die ,Wohngeldstelle' im Ordnungsamt angesiedelt ist", so Heimann.

Erschwerend käme hinzu, dass der Sozialbereich ein expandierender sei. Das Thema Pflege gewinne in Zukunft an Wichtigkeit, es gebe neue Gesetzesvorhaben, wie das Integrationsgesetz, die Auswirkungen auf die Aufgaben des Sozialamts haben werden. Und in puncto Flüchtlinge sei es derzeit noch schwer zu prognostizieren, wie groß die Zuwanderung tatsächlich ausfällt.

Heimann empfiehlt daher, ein eigenständiges Amt für Soziales und Inklusion einzurichten, das sämtliche Schwachstellen und fehlenden Angebote aufgreift. "Wichtig ist eine Amtsleitung, die zumindest in der Anfangszeit mit einer Vollzeitstelle beschäftigt ist", sagte der Unternehmensberater. Dazu sollte ein Stabstelle für die Kernbereiche Inklusion, demografischer Wandel und Quartiersentwicklung eingerichtet werden und zu den bisher schon unterteilten Sachgebieten "Unterhalt" und "Soziale Leistungen und Dienste" noch der dritte Bereich "Flüchtlinge" hinzukommen. "Sollte sich die Lage in einigen Jahren entspannen, kann dieser Bereich wieder gestrichen werden. Doch jetzt ist es notwendig, einen Bereich zu haben, der sich speziell diesem Thema widmet."

(beaw)
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