Wermelskirchen Musik und Satire — gelungene Unterhaltung

Wermelskirchen · Licht aus. Spot an. Und dann betritt sie, zunächst unscheinbar, mit ihren Musikern Christoph Schenker und Reentko Dirks die Bühne. Links ein Cello, rechts eine Gitarre und Anna Maria Scholz alias Annamateur mit Halskrause.

Als Einstieg erfüllen Variationen des "Cats"-Klassikers "Memories" ihren Zweck. Die Stimme haut um. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mit ihrem Debütprogramm "Walgesänge" konnten sich "Annamateur und Außensaiter" bereits einen großen Erfolg in der Katt verbuchen. Erfolg Nummer zwei folgte am Samstagabend. Sie ist die Diva des Trios, aber eigentlich beweist sie mit ihrem "Psychotrip" und "Seelengequatsche" nur die tiefe Zuneigung zu ihren Kollegen.

Kunst und leichte Unterhaltung

Auch wenn sie eine umwerfende Stimme hat, ist sie ohne ihre "musikalischen Puppen" doch verloren auf der Bühne. Das Programm behandelt "Die Bandaufstellung nach B. Hellinger". Und ja, es geht um den Hellinger. Den umstrittenen Seelsorger. Hauptsächlich Musiker, verbindet das Trio Kunst mit leichter Unterhaltung und bringt Musik in andere Dimensionen. Nicht unüblich also, dass es sich die Drei auf dem Boden bequem machen und liegend musizieren.

Die Darbietungen der Trägerin des Deutscher Kleinkunstpreis 2008 (Chanson/Musik/Lied) und des Bayrischen Kabarettpreises 2010 (Musikpreis) haben durchaus etwas Lyrisches, melodische und gesprochene Vortragsweise machen interessant. Die Texte, die von ihrer Verworrenheit her teilweise an Peter Licht erinnern, sind dem Kopf nicht immer auf Anhieb zugänglich, verbreiten aber eine ganz eigene Faszination und fügen sich mühelos in das Gesamtkonzept ein.

Der frenetische Beifall kam schnell, auch im "Provinznest Wermelskirchen". Vielleicht lag es an ihrer Natürlichkeit, daran, dass sie sich immer durch die Haare wuschelte und mit ihrer Halskrause schwitzte.

"Ungeschönt gut"

Oder an den kleinen Lachanfällen der Künstler. Oder daran, dass sie eine neonblaue Hose mit schwarz-weiß gepunktetem Rock und schwarzem T-Shirt kombinierte. Mit Turnschuhen. Oder weil es einfach genau die richtige Mischung aus Unterhaltung und Satire war. Die Mitteilungsmanie der Mandys und Kevins dieser Welt, "halt die Kamera drauf und stell es in Youtube".

Das ist der Tenor der Zeit. Das Programm traf, und die Zuhörer klatschten nickend Beifall. "Echte Momente und Gefühle sind selten." Bei dem Satz mussten schließlich viele schlucken. Aber "Annamateur" ist eben auch "ungeschönt". Ungeschönt gut!

(RP)
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