Wermelskirchen Mitstreiter finden und viel bewegen

Wermelskirchen · Helga Loepp feiert am Dienstag ihren 70. Geburtstag. Die Kommunalpolitikerin erinnert sich an stürmische Zeiten und bedeutende Begegnungen.

 Heute 70 Jahre alt und kein bisschen "(ehren-)amtsmüde": Helga Loepp trat in den 70ern in die CDU ein, wurde Ratsmitglied, schaffte den Sprung in den Kreistag und war Bürgermeisterin. Heute unterstützt sie viele Initiativen.

Heute 70 Jahre alt und kein bisschen "(ehren-)amtsmüde": Helga Loepp trat in den 70ern in die CDU ein, wurde Ratsmitglied, schaffte den Sprung in den Kreistag und war Bürgermeisterin. Heute unterstützt sie viele Initiativen.

Foto: Demski

"Alleine kannst du nur wenig erreichen": Wer Helga Loepp nach den wichtigen Einsichten ihres Lebens fragt, der erntet kein Zögern. Zu lebendig sind ihre Erinnerungen an die vielen Begegnungen, an Ereignisse und Initiativen, die deutlich machten: "Wenn du Mitstreiter findest, könnt ihr die Dinge verändern." Das war schon damals so, als die junge Helga Schnepper am Fürweg in Hückeswagen aufwuchs - mit zwei jüngeren Brüdern. Sie sei zierlich, fast ein bisschen zerbrechlich gewesen und habe auf dem Weg zur Katholischen Volksschule die Unterstützung der großen Jungs gebraucht.

"Wir waren 40 Minuten unterwegs und ich war noch nicht stark genug, um meine Tasche den ganzen Weg zu tragen", erinnert sich Helga Loepp. Also sprang Schulfreund Vincent ein. Und auf dem Rückweg plauderten sie über Erdkunde - sie, der das Lernen leicht fiel, und er, der sich schwer tat. Sie halfen sich, wo Hilfe nötig war.

Nach der achten Klasse endete die Schulzeit. "Wenn ich ein Junge gewesen wäre, dann wäre ich gerne Dachdecker geworden", sagt sie, "riesige Dächer wie am Dom und schwindelnde Höhen, das hätte mir gefallen." Aber für das einzige Mädchen in der Familie war kein weiterer Schulbesuch vorgesehen. Ein Jahr lang besuchte sie die Haushaltungsschule in Wermelskirchen, als dann die Frauenfachschule ins Gespräch kam, da traf sie eine Entscheidung: Sie bewarb sich heimlich für eine Ausbildung zur Industrie- und Baukauffrau, wurde bei Wolff Weiss vorstellig und bekam die Stelle - und schließlich auch die Zustimmung der Eltern.

Mit 19 heiratete sie Erwin Loepp, schnell gründeten die Beiden eine Familie und zogen mit Tochter Gabriele nach Wermelskirchen. Helga Loepp arbeitete weiter, schaffte den Spagat als berufstätige Mutter, vier Jahre später kam Sohn Marc auf die Welt und die Familie schuf sich ein eigenes Zuhause. Dann kamen die Kinder in die Schule und Helga Loepp entdeckte wieder: "Wo sich Menschen zusammentun, können sie etwas bewegen." Klassenpflegschaft, Schulpflegschaft und Schulkonferenz: Die zweifache Mutter gestaltete mit. 1977 hatten SPD und FDP Kooperationsschulen auf den Weg gebracht - Realschulen, Hauptschulen und Gymnasien sollten in Schulzentren zusammengefasst werden. Ein Volksbegehren "Stop Koop" wehrte sich erfolgreich gegen diese Pläne - und Helga Loepp stand dabei in Wermelskirchen in der ersten Reihe. Damals begann ihr politischer Einsatz. Sie trat in die CDU ein.

Der Erfolg beflügelte, Helga Loepp wollte weiter gestalten: Für die Wahl in den Stadtrat, brauchte sie drei Anläufe. "Es gab schon andere Frauen in der CDU", erinnert sie sich, "viele von ihnen sagten aber nichts." Helga Loepp schon. Sie wurde Schiedsfrau und schaffte 1989 nicht nur den Sprung in den Rat, sondern auch gleich in den Kreistag - und blieb Jahrzehnte. "Es war schön, die Entwicklungen mitzugestalten, zu sehen wie die Turnhallen am Schwanen und in der Schubertstraße gebaut wurden", erinnert sie sich. Am Schwanen entstand eine Hauptschule, viel veränderte sich.

Und wo stieß sie an Grenzen? "Die Straßen", sagt Helga Loepp, "da haben wir wirklich ein Problem." Und irgendwann sei sie die Grabenkämpfe leid gewesen. 2009 kandidierte sie nicht mehr für den Stadtrat, blieb im Kreistag und setzt sich bei der Landschaftsversammlung Rheinland nach wie vor im Bereich Krankenhaus ein. Das wurde ihr neues Thema und sie beobachtete zufrieden, wie aus großen Schlafsälen helle Zweibettzimmer wurden.

Wie geht es weiter? "Ich werde vor der nächsten Wahl erspüren müssen, ob ich noch gebraucht werde", sagt sie ohne Gram. Sie sei fit und belastbar, genieße die Stunden als freiberufliche Industriekauffrau, aber auch die Zeit mit der Familie, mit ihren drei Enkelkindern und Urlaube.

Und dann gibt es noch die zahlreichen Initiativen, die sie teilweise mitprägte, die sie nach wie vor unterstützt und die sie alle in höchsten Tönen lobt: der Hospizverein, die Tafel, der Bürgerbusverein, die Lebenshilfe, Förderkreise für Pflegeheime und Feuerwehr. "Dort haben sich Menschen zusammengetan, eine Lücke geschlossen und viel erreicht", sagt sie. Und damit schließt sich ein Kreis: Mit Mitstreitern gelingt einfach mehr.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort