Wermelskirchen Mit Spenderniere geht's zur WM

Wermelskirchen · Andrea Epking (56) leidet seit ihrer Geburt unter der Erbkrankheit Alport-Syndrom. Nachdem sie von ihrem Mann eine Spenderniere erhalten hatte, startete die Wermelskirchenerin sportlich voll durch.

 Ein fröhlicher und durchweg sportlicher Mensch: Andrea Epking startet ab Sonntag bei den "World Transplant Games" in Malaga.

Ein fröhlicher und durchweg sportlicher Mensch: Andrea Epking startet ab Sonntag bei den "World Transplant Games" in Malaga.

Foto: bernd geisler

Wer in ihr fröhliches Gesicht blickt, ahnt nicht, welche schwere Zeit Andrea Epking (56) durchmachen musste. Sie leidet seit ihrer Geburt unter der Erbkrankheit Alport-Syndrom. Es führt zu Schrumpfnieren und Schwerhörigkeit. Vor zwölf Jahren konnte Ehemann Axel (58) ihr eine Niere spenden. Damals begann für sie ein neues Leben. "Selbstverständlich ist für mich gar nichts mehr", sagt sie. "Ich liebe das Leben und beginne jeden Tag aufs Neue mit Dankbarkeit."

Andrea Epking strahlt die pure Lebensfreude aus. Bereits kurz nach der geglückten Operation - ihre neue Niere war sofort "angesprungen" - verspürte sie "neue Kraft". Behutsam tastete sich die Mutter zweier Kinder vor und nahm nach sieben Jahren zum ersten Mal teil an einer sportlichen Fahrrad-Botschaftstour "pro Organspende". Sie führte von Lüneburg nach Greifswald und dauerte zehn Tage. Seitdem radelt sie jedes Jahr mit und macht durch ihre Teilnahme auf den Mangel an Spenderorganen in Deutschland aufmerksam. Nicht nur das. Andrea Epking ist Mitglied des bundesweiten Sportvereins TransDia. Mitglieder sind Transplantierte und Dialysepatienten sowie deren Angehörige. Seit 1980 trägt er die Deutschen Meisterschaften der Transplantierten aus.

Die Wermelskirchenerin steigerte sich in ihren sportlichen Leistungen und stand bei mehreren Deutschen Meisterschaften auf dem Siegertreppchen: Bronze im Mini-Marathon, Silber im 2000-Meterlauf und Gold im Ballweitwurf. Mit ihren Leistungen bei den Deutschen Meisterschaften 2016 qualifizierte sie sich für den 60 Personen starken Kader der Deutschen Mannschaft für die alle zwei Jahre stattfindende Weltmeisterschaft der Transplantierten "World Transplant Games". Diesmal im spanischen Malaga. Sie findet statt vom 25. Juni bis 2. Juli. Andrea Epking nimmt teil am 3000 Meter-Walk der Damen, am Straßenlauf über sechs Kilometer, am "Spender Gedächtnislauf", Bowling und Ballweitwurf. Außerdem spielt sie im Deutschen Volleyball-Team.

"Ich weiß nicht, ob ich bei den 2000 Teilnehmern aus etwa 50 Ländern eine Gewinnchance habe", sagt Epking. Natürlich strenge sie sich an. Ein bisschen Biss muss schon sein. Aber letztendlich sei es ihr egal, ob sie eine Medaille gewinne: "Ich bin Susi Sorglos."

Der Weg ist das Ziel, und alle Teilnehmer sind bereits Gewinner: Sie haben das Leben neu gewonnen. Wichtig sei, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Organspende zu fördern. Alle diese sportlichen Aktivitäten werden durch eine Organspende erst möglich gemacht. "Das ist das großartigste Geschenk des Lebens", sagt sie. Ihre Niere arbeite hervorragend - und auch ihrem Mann gehe es gut.

Dass die WM-Teilnehmer die Reisekosten und auch das Hotel selbst bezahlen müssen, stört sie nicht. "Die Gemeinschaft ist wunderbar. Ich lerne viele neue Menschen kennen und erweitere meinen Horizont."

(bege)
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