Schwerpunktthema Neue Ratsmehrheiten In Vorbereitung Mit "Blauen Briefen" begann die Zersplitterung der Partei

Tränen sind damals geflossen, Wut wurde lauthals geäußert, der Streit, der in der CDU ab 1996 letztlich dazu geführt hat, dass sich in den Folgejahren drei Splitterparteien und -gruppierungen abtrennten, ist in die Stadtgeschichte eingegangen. Die damalige UWG war mehr kleinlaut aus der CDU abgesplittert, ohne dass ein großer Rumor entstand. Anders war dies bei der späteren WNK. Die Kerngruppe um Henning Rehse in der CDU hatte damit begonnen, eine neue Kommunalpolitik mit mehr Bürgernähe einzufordern. Mit ihren Neuerungsideen und Rehse sicherlich auch mit seinem sehr direkten Naturell stießen bei den Altvorderen auf keine große Gegenliebe. Rehse wurde sogar aus der CDU ausgeschlossen.

Die damalige CDU-Vorsitzende Helga Loepp hatte zuvor einer Reihe von aus ihrer Sicht "Abweichlern" in den eigenen Reihen Briefe geschickt, die diese disziplinieren sollten. Diese, als "Blaue Briefe" in die Stadtgeschichte eingegangenen Schreiben, ließen sich Rehse & Co nicht gefallen. Sie sahen in der CDU nicht mehr ihre politische Heimat und verließen diese, sofern nicht sogar aus der Partei herausgeworfen um die "Wermelskirchener Neue Kommunalpolitik" (WNK) zu gründen. Der spätere Zusammenschluss mit der UWG erfolgte 2009.

Länger hielt sich der heutzutage ebenfalls von Voetmann als verlorener Sohn bezeichnete Friedel Burghoff in der CDU, bis er 2003 austrat und das Bürgerforum (Büfo) gründete. Burghoff, der zuletzt noch CDU-Fraktionsvorsitzender war, gab die neuerliche Aufstellung von Michael Heckmann als Bürgermeisterkandidat den Ausschlag für seine Entscheidung. "Der Austritt aus der CDU war der schlimmste Tag in meinem Leben, aber ich konnte das mit Heckmann nicht verantworten", erinnert sich Burghoff. Heckmann wurde dann auch mit mehr als 70 Prozent der Stimmen regelrecht abgewählt. Der bis dato stadtfremde Eric Weik kam ins Bürgermeisteramt. Und Burghoff hatte zuvor mit Manfred Schmitz-Mohr das Bürgerforum gegründet.

Einen erbitterten Wahlkampf lieferten sich die CDU, die sich über den gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten Hans-Dieter Husfeldt mit der SPD verbündet hatte, im Jahr 2009 mit dem Bürgermeisterbündnis. Und wieder unterlag die CDU haushoch, ebenfalls die SPD. Die zunächst harten Fronten im Stadtrat haben sich mittlerweile zusehends ends aufgelöst. "Wir sagen uns inzwischen alle die Tageszeit", beschreibt Henning Rehse das politische Klima.

(RP)
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