Wermelskirchen Lars Redlich lässt es in der Katt ordentlich krachen

Wermelskirchen · Auf Fotos sieht Lars Redlich aus wie der Typ, vor dem Väter ihre Töchter warnen. Mit treuherzigem Hundeblick, Herzbuben-Tolle und markantem Männerkinn dürfte er die Herzen (fast) aller Weiblichkeit vom stürmisch erobern.

Und das vom pubertären Teenager über die vom Kinderwunsch beseelte Familiengründerin bis zur nach wie vor sexuell interessierten Schwiegermutter. Seniorinnen der "Best-Ager"-Parship-Generation selbstverständlich nicht ausgenommen.

Auf der Bühne der Katt staunten auch die von der Partnerin mitgeschleiften Männer über diesen Tausendsassa Lars (geboren 1981 in Berlin), der während zweieinhalb Stunden überall dort zu Hause war, wo Musikkabarett und Musikshow draufstanden. Wobei "Tausendsassa" noch arg verweichlicht klingt.

Lars Redlich legte ab der ersten Sekunde los wie ein von der Leine gelassener Bullterrier, der wider Erwarten tatsächlich "nur spielen" will. Mit einem "improvisierten" Blues auf "Wermels-Church" reimte er Bierchen und Schnürchen auf Wermelskirchen und animierte die Leute, mitzuschnippen. Danach ein saublöder Witz mit Nachdenkpause: "Kommt ein Pferd in den Blumenladen: ,Hamse Margeriten?'"(Tipp: laut lesen).

Ein massentaugliches Umarmen der ersten Reihe und eine animierte Ohrläppchen-Orgie der Besucher - und alle Frauen lagen ihm zu Füßen. Lars ließ mit witzig-kabarettistischen Texten zu bekannten Melodien den Entertainer raus und zeigte auch Mitleid mit den Männern im Saal. Bei "Fußballlos durch die Nacht" und "Theater-Sch... statt Champions League, besser noch als Ehekrieg" fühlten sich die Männer solidarisch. In seinem Spottlied über Ossi-Mädchen ("Oh Mandy") mit sächsischen Urlauten zeigte er ganz nebenbei, dass er das Metier des Musicaldarstellers auch gesanglich bestens drauf hat. Es gab tosenden Beifall.

Seinen Sinn für Dramaturgie zeigte er in einem traurigen Lied über den verlassenen Partner, um danach die Stimmung mit "Schorsch die einzelne Socke" von ganz unten nach ganz oben zu katapultieren. Das Publikum war hin und weg. Nach "Ist das alles echt?", einer perfekten Hansi-Hinterseer-Parodie inklusive Körpersprache, gelang es ihm tatsächlich, in der Pause einen "Operetten-Reggae" aus den hingeworfenen Wörtern "Mett-Igel, Pferd, Zahnseide, bergisches Landbier, Stützstrumpf und gegenläufiger Radverkehr" zu basteln und zur Riesengaudi des Publikums vorzutragen. Am Ende blieb aber eine Frage offen: Wie schaffte es dieser Herzbube nur, seine luftige Haartolle trotz aller Bewegungen stets wie frisch geföhnt aussehen zu lassen?

(bege)
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