Wermelskirchen Konrad Beikircher in Topform

Wermelskirchen · "Bin völlig meiner Meinung" - so heißt das Programm von Konrad Beikircher. Die rheinische Frohnatur begeistert mit seinen Geschichten und Anekdoten.

"Ich kann mich gut leiden, ich komme gut mit mir klar und Recht habe ich sowieso." - Das ist kurz zusammengefasst die Botschaft von Konrad Beikircher. Die rheinische Frohnatur, 1965 aus Südtirol eingewandert, präsentiert sich bei seinem Auftritt in der Katt frisch und fröhlich wie immer. "Herzlich willkommen, so wollte ich Sie geheißen haben." Und wer seit mehr als 30 Jahren auf der Bühne steht, hat einen so unglaublichen Fundus an Geschichten, dass dem Publikum manchmal schwindelig wird.

"Geht man im Rheinland vor die Tür, gibt es sofort eine Geschichte", sagt Beikircher. "Geh'n Sie in Bielefeld vor die Tür - da passiert nix." Er schwadroniert, erzählt, erklärt und wechselt dabei von einem Dialekt in den nächsten, dass das Publikum fast den Applaus vergisst. Nicht weil ihnen das nicht gefällt, sondern das Ganze muss ja erst einmal gehört, aufgenommen und verarbeitet werden.

Wie die Beschreibung der "Absichtserklärung in der Vergangenheit". Eigentlich ein Widerspruch, doch im Rheinland geht so etwas. Bis zur Auflösung vergeht aber einige Zeit, da zwischendurch ganz viele Geschichten erzählt werden müssen. Über den Bankdirektor aus der "kalten Heimat" (Westpommern), der "Kelln" (Köln) liebt, über das auf der Stange sitzende Suppenhuhn (Vorzimmerdame) bis hin zum "Katschmarek" (kölschen Hausmeister). Der löst dann auch die am Anfang stehende Beschreibung auf: "An und für sich wollte ich gar nicht gekommen sein." Sätze, die es nur im Rheinland gibt.

Beikircher, der im Dezember 71 Jahre alt wird, erinnerte an seine Anfänge. 1984 holte ihn Elke Heidenreich zum WDR. Schnell entstanden seine Kultfiguren Frau Roleber (schwärztens katholisch) und Frau Walterscheid, die mit dem falschen Glauben. "Die Beichte hilft", ist Frau Roleder sicher, "weg mit däm Driess". Es sind "Witwen aus Überzeugung", die verstorbenen Ehemänner waren in der letzten Zeit "etwas undicht".

Gewarnt wurde vor dem Poppeldorfer Friedhof. "Der hat eine Hanglage, du liegst also schräg im Sarg", sagt Beikircher, "und bis dich aff am stemmen." 51 Jahre im rheinischen Universum. "Ein anderes Zuhause kann ich mir nicht mehr vorstellen. Es ist einfach schöner als wies woanders." Kein Schreibfehler, sondern echte Sprache. Wie eng der Glaube mit dem Rheinland, speziell mit Köln, verbunden ist, zeigt dieses Beispiel. "Der Herrgott" heißt es in allen Bundesländern. In Köln sagt man: "Uns Herrjott". "Ganz toll", sagt ein Zuschauer in der Pause, "jetzt brauche ich erst einmal ein Kölsch."

(wsb)
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