Wermelskirchen Kleine Münzen bereiten große Probleme

Wermelskirchen · Laut einer neuen EU-Verordnung müssen Banken jede Münze auf Echtheit prüfen. Fehlt das Gerät dafür, übernehmen dies externe Dienstleister. Bei der Stadtsparkasse verursacht das viel Aufwand und Mehrkosten von 20 000 Euro jährlich.

 Jede einzelne Münze muss seit 1. Januar mit speziellen Maschinen auf Echtheit überprüft werden

Jede einzelne Münze muss seit 1. Januar mit speziellen Maschinen auf Echtheit überprüft werden

Foto: dpa, dka vmd htf

Etwa 3,2 Millionen Geldmünzen werden pro Jahr bei der Stadtsparkasse abgegeben. Das entspricht einem Gewicht von knapp 14 Tonnen, vergleichbar mit dem Gewicht von etwa 14 VW Golf. Bislang hat die Sparkasse immer das Hartgeld entgegengenommen, aufbereitet, gerollt und den Geschäftskunden wieder zur Verfügung gestellt. Die dazu erforderlichen Kosten - Personal, Anschaffung, Wartung der Maschine und Aufbereitung - wurden nicht weitergegeben, es war ein Service für die Kunden, berichtet der Vorstandsvorsitzende Rainer Jahnke auf BM-Anfrage.

Seit Anfang des Jahres bereiten die etlichen kleinen Münzen der Sparkasse Wermelskirchen jedoch große Probleme. Denn das Geschäft mit dem Hartgeld kostet jetzt deutlich mehr Geld - genauer gesagt entstehen der Sparkasse Mehrkosten von etwa 20 000 Euro pro Jahr. Der Grund: Am 1. Januar ist eine neue EU-Verordnung zur Münzprüfung in Kraft getreten. Diese verpflichtet die Geldinstitute, jede einzelne Münze auf Echtheit zu prüfen. Diese Prüfung kann nur über bestimmte, sehr teure Maschinen erfolgen. Die Sparkasse ist nicht in Besitz solcher Maschinen.

Also muss ein externer Dienstleister die Prüfung übernehmen. Und das bedeutet einen erheblichen Mehraufwand und eben deutlich höhere Kosten. "Es ist sehr ärgerlich. Das ist für uns eine riesige Hausnummer, für die wir nichts können. Und wir können auch nichts gegen die Verordnung unternehmen", sagt Jahnke. Für die Stadtsparkasse gebe es keine andere Möglichkeit. "Die Investitionen für die anzuschaffenden Maschinen wären viel zu hoch." Nun müsse man das Geld entgegennehmen und einem Dienstleister weiterreichen, der die Münzen prüft und rollt. "Dann dürfen wir die Rollen zurückkaufen und an unsere Kunden wieder ausgeben", erklärt Jahnke. Etwa 0,6 Cent müsse die Sparkasse umgerechnet für die Prüfung einer Münze bezahlen - egal, ob es sich um eine Ein-Cent-Münze oder ein Zwei-Euro-Stück handelt.

Die Volksbank Remscheid-Solingen, die eine Filiale an der Telegrafenstraße hat, hat den Bereich "Münzen" bereits seit Jahren ausgelagert. Eine beauftragte Gesellschaft müsse demnach auch jetzt die neue Verordnung beachten. Sie stelle die Dienstleistung der Volksbank in Rechnung, sagt Sprecherin Kristina Hellwig.

Die Evangelische Kirchengemeinde ist der größte "Münzlieferant" der Stadtsparkasse, es folgen Eiscafés, Markthändler oder sonstige Einzelhändler, bei denen viel mit Bargeld bezahlt wird. Die Abwicklung des Münzgeschäfts ist laut Jahnke auch für die Händler ein Problem - "daher forcieren viele auch die Kartenzahlung", berichtet er.

Wie viel Hartgeld aus den Kollekten der Evangelischen Kirchengemeinde pro Jahr bei der Sparkasse eingezahlt wird, sagt Pfarrer Ulrich Seng nicht. Er teilt aber mit, dass die Kirchengemeinde auf die neue Entwicklung reagiert und versucht, den Aufwand und somit auch die Kosten für die Sparkasse zu reduzieren. Die Gemeinde werde die Menschen dafür sensibilisieren, nicht zu viele kleine Münzen in die Klingelbeutel zu geben. Das Problem sei Folgendes: "Viele Menschen geben bei der Kollekte in einem Gottesdienst zum Beispiel einen Fünf-Euro-Schein - und zusätzlich entleeren sie ihr Portemonnaie und geben alle kleinen Münzen hinzu, weil sie denken, dass es eine gute Sache ist und auch kleine Münzen helfen", erklärt Seng. Aber gerade die etlichen kleinen Münzen verursachen seit Jahresanfang die enormen Mehrkosten für die Stadtsparkasse. "Wir möchten dafür werben, nicht mehr die ganz kleinen Münzen in die Klingelbeutel zu geben", sagt Seng. Gleichzeitig möchte die Gemeinde noch einmal stärker auf die vor zehn Jahren eingeführten Kollektenbons aufmerksam machen.

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Bei der Gemeinde können solche Bons im Wert von einem oder 5,50 Euro erworben werden. Die Bons sind auf einem DIN-A4-Bogen gedruckt und werden in Einheiten von jeweils 50 Euro ausgegeben. Statt Bargeld kann der Gottesdienstbesucher so viele Bons wie er möchte in den Klingelbeutel geben. Das für die Bons eingezahlte Bargeld wird für dieselben karitativen Zwecke verwendet. Bei Erwerb der Kollektenbons können die Spendenbescheinigungen steuerlich geltend gemacht werden. "Wir hoffen, dass wir den Mitarbeitern der Sparkasse so die Arbeit in Zukunft etwas erleichtern", sagt Seng.

(RP)
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