Wermelskirchen Kleine Faire Modemesse zeigt Alternativen auf

Wermelskirchen · 2015 erhielt Wermelskirchen die Zertifizierung als "Faire Stadt". "Diese Auszeichnung muss auch gelebt werden. Es ist eine fortlaufende Entwicklung und ein Prozess", sagte Sophia Merren bei der Begrüßung auf der "Kleinen Fairen Modemesse" in der Katt. Aus der ursprünglichen Idee einer kleinen Modenschau war eine richtige kleine Messe geworden. Viele Stände präsentierten Taschen und Textilien, die unter guten Bedingungen produziert und fair vermarktet werden. In Vorträgen wurde über Produktionsbedingungen berichtet.

 Auf dem Catwalk für faire Mode - in der Katt wurde Bekleidung präsentiert, die der kritische Verbraucher mit gutem Gewissen tragen kann.

Auf dem Catwalk für faire Mode - in der Katt wurde Bekleidung präsentiert, die der kritische Verbraucher mit gutem Gewissen tragen kann.

Foto: Walter Schubert

So werden beispielsweise 2.720 Liter Wasser für die Herstellung eines T-Shirts benötigt. Wenn dieses für 29 Euro im Handel verkauft wird, blieben für die Näherin lediglich 18 Cent als Lohn. Bei einem "fairen, guten und gerechten Handel" geht es hingegen nicht nur um gute Arbeitsbedingungen, sondern auch um Umweltschutz. Das Wiederverwenden von Material war daher ein Thema auf der Messe - "Upcycling" ist der Begriff dafür. "Wir machen aus alten Moltontüchern und aus Handtüchern Topflappen oder Stifte-Etuis," sagte Barbara Seidel, die bei der Flüchtlingsinitiative WiW mitarbeitet. Und für Hildegard Schmees (25) ist das "Upcycling" sogar Bestandteil ihres Modedesign-Studiums geworden. Aus Bettlaken und Handtüchern sind richtige Kollektionen entstanden. "Ich achte jetzt viel mehr darauf, was ich kaufe und wie viel ich kaufe", sagte sie.

Große Modehäuser werden nicht nur zu den Jahreszeiten mit neuer Ware beliefert, sondern teilweise monatlich oder in noch kürzeren Abständen. "Todschick - unmenschlich produziert" heißt ein Buch, in dem es um diese riesigen Mengen, die meist in Asien produziert werden, geht. "Wer sich informiert, kritisch hinterfragt und nachdenkt, kann sich dem Diktat der Mode entziehen", sagte Isabell Ullrich von der Christlichen Initiative Romero (CRI). "Auch der Mythos, dass Sportmarken fair(er) produzieren, ist falsch. Fair play gibt es nur auf dem Sportplatz und nicht bei den Näherinnen".

Doch fair Gehandeltes gibt es natürlich auch für den Sport. "Das ist Espresso am Körper", meinte Claudia Lambeck vom Fahrradhaus Lambeck lachend und zeigte Funktionskleidung mit "High Tech-Fasern aus Kaffeesatz" - natürlich, umweltfreundlich und fair.

Im Durchschnitt kauft jeder Bundesbürger 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Etwas weniger, dafür bewusster und gezielter einkaufen, wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Richtig wäre auch ein anderer Messe-Termin. "Ein freies Wochenende zu finden ist fast unmöglich", sagte Eva-Maria Ponsar, Leiterin der Katt. "Wir planen ja jetzt schon für 2020".

(RP)
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