Serie Für Die Kirche Aktiv "Kirche und Glauben sind eigentlich ganz einfach"

Wermelskirchen · Sigrid Scheidler engagiert sich eigentlich schon immer für ihre Gemeinde in Hünger. Sie ahnt, dass sich kirchliche Angebote künftig verändern müssen.

 Sigrid Scheidler begrüßt die Gäste beim Seniorennachmittag herzlich. Sie möchte, dass die Menschen ein gutes Gefühl mit nach Hause nehmen.

Sigrid Scheidler begrüßt die Gäste beim Seniorennachmittag herzlich. Sie möchte, dass die Menschen ein gutes Gefühl mit nach Hause nehmen.

Foto: peter meuter

Hünger Selbst gebackener Kuchen, Kaffee, ein Nachmittag mit Musik und Andacht: Sigrid Scheidler und ihre Mitstreiter fackelten nicht lange. In Hünger stand ein frisch gebauter Anbau am alten evangelischen Gemeindehaus, und in der Woche wurden die Räume selten genutzt. "Wir dachten damals: Der Anbau ist so schön. Wir wollen ihn beleben", erinnert sie sich. Die Idee eines Cafés war geboren.

Damals initiierten die Hüngeraner das Seniorenangebot in der Gemeinde neu. Sie erfanden 1997 einen Nachmittag, an dem ältere Menschen aus dem Alltag ausbrechen konnten. Das war nichts Neues, aber es schlug ein. Von Anfang an nutzten die Senioren in Hünger den Nachmittag gern. Sigrid Scheidler und ihre Mitstreiter legen sich richtig ins Zeug, haben einen Fahrdienst initiiert und füllen das Gemeindehaus am Mittwoch in ungeraden Wochen verlässlich mit Leben.

"Ich wünsche mir, dass die Menschen ein gutes Gefühl mit nach Hause nehmen", sagt sie. Kirche und Glaube seien eigentlich ganz einfach, ergänzt sie dann. "Da werden keine Erwartungen an dich gestellt", sagt die 60-Jährige, "da bekomme ich etwas und muss nichts mitbringen." Mit diesem Bild von Kirche ist Sigrid Scheidler als Ehrenamtliche angetreten - damals mit 22, als sie mit ihrem Mann die Leitung des Jugendkreises übernahm und mehr als 30 Jahre später, als sie das Seniorenangebot zurück nach Hünger holte. "Ich habe als Jugendliche manchmal das Gefühl gehabt, mit der Bibel erschlagen zu werden", sagt sie, "genau das möchte ich nicht." Ihren Glauben teilen und ihn weitergeben, dieser Wunsch treibe sie an. Jugendkreis, Chor, Theatergruppe, Mädchenjungschar: Einmal angefangen, ergaben sich immer neue Einsatzgebiete.

Ende der 1980er Jahre machte sie sich mit ihrem Mann in der Gemeinde auf die Suche nach einem Angebot, bei dem auch die Familie eingebunden werden konnte. Die Suche blieb ohne Ergebnis. Also gründeten Scheidlers einen Familienkreis. Einen Abend im Monat trafen sich die Erwachsenen, an Wochenenden und in Ferien machten sich die Familien gemeinsam auf den Weg. "Wenn du dir etwas wünschst, dann pack es an", sagt Sigrid Scheidler. So funktioniere Gemeinde, diesen Raum habe es in Hünger immer gegeben. So entstanden Staudenbörse, Kirchcafé und Sonntagscafé, der Trauer-Einkehr-Tag und sogar der Förderverein.

Lange gestaltete Sigrid Scheidler "aus dem Bauch heraus". Sie plante, was ihr sinnvoll erschien; organisierte, was an der Reihe war. Dann wollte sie ihr Ehrenamt auf fundiertere Füße stellen. Sie besuchte Fortbildungen und machte von 2004 bis 2006 die Ausbildung zur Diakonin. "Es war schön, etwas Neues zu lernen", sagt sie, "aber du merkst auch: Man macht aus dem Bauch heraus gar nicht so viel falsch."

Im Moment ist Sigrid Scheidler wieder auf der Suche. Sie brauche ein Angebot, das sie auch selbst rüste. Etwas, das auf Frauen um die 60 zugeschnitten sei. Und sie ahnt: Kirchliche Angebote müssen sich verändern. Das Älterwerden gestalte sich heute anders als früher, Menschen würden nur noch ungerne zeitliche Verpflichtungen eingehen. Sigrid Scheidler freut sich, diese Veränderungen mitzugestalten. Bleibt abzuwarten, ob aus ihrer Suche wieder eine neue Idee entsteht.

(resa)
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