Wermelskirchen Jugendliche begegnen sich im Kosovo

Wermelskirchen · Eine Gruppe aus Wermelskirchen besucht ein Jugendzentrum der Diakonie bei Mitrovica. Sie erhalten einen Eindruck von einem völlig anderen Leben. Die Menschen leben dort in extremer Armut, Jugendliche haben keine Perspektive.

 Sechs Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren und ihre drei Betreuer von der Evangelischen Gemeinde Hilgen-Neuenhaus (hier gemeinsam mit Teenagern aus dem Kosovo) weilen zurzeit im Jugend- und Trainingscenter der Diakonie in Mitrovica. In ihrem Online-Tagebuch (www.hilgen-neuenhaus.de) schreiben sie über ihre Erlebnisse.

Sechs Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren und ihre drei Betreuer von der Evangelischen Gemeinde Hilgen-Neuenhaus (hier gemeinsam mit Teenagern aus dem Kosovo) weilen zurzeit im Jugend- und Trainingscenter der Diakonie in Mitrovica. In ihrem Online-Tagebuch (www.hilgen-neuenhaus.de) schreiben sie über ihre Erlebnisse.

Foto: Hoffrogge

Es ist eine Freizeitbeschäftigung in den Herbstferien. Das Wiedersehen mit Bekannten und Freunden macht Freude, gemütliche Stunden lassen den Spaß nicht gänzlich außer Acht. Dennoch ist es keine Vergnügungsfahrt. Noch bis zum 20. Oktober sind sechs Jugendliche mit drei Betreuern der Evangelischen Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus zu Gast im Kosovo. Dort besuchen die Wermelskirchener das Jugend- und Trainingszentrum der Diakonie Kosovo bei Mitrovica in der Nähe von Pristina. Eine kosovarische Jugendgruppe hatte bereits im Juli die Gemeinde in Hilgen-Neuenhaus besucht (BM berichtete).

"Wir wollen uns ein Bild vor Ort machen. Und natürlich geht es darum, die Kommunikation zwischen den Ländern zu unterstützen. Wir machen hier keinen Vergnügungsurlaub, sondern Jugendbegegnung auf Augenhöhe", sagt Maria Hoffrogge am Telefon im Gespräch mit unserer Redaktion. Die 26-Jährige bildet mit Melanie Marx (28) und Patrick Dietz (26) das Betreuerteam.

Die Gruppe aus Wermelskirchen übernachtet in einem Hotel zehn Minuten von der Diakonie entfernt. "Die Diakonie ist hier die einzige kirchliche Institution, die sich um Rückkehrer kümmert. In dem Zentrum bietet sie Heimat und Raum für Jugendliche", beschreibt Maria Hoffrogge. Mit Rückkehrern sind diejenigen gemeint, die in die durch Krieg gebeutelte Region wieder kommen (müssen). Die Menschen kommen etwa auch aus Deutschland, weil sie hier kein Asyl erhalten haben. "Von staatlicher Seite gibt es im Kosovo keine Hilfe für diese Menschen. Sie leben hier in extremer Armut, haben keine Chance. Ganze Familien sammeln aus Müllhaufen PET-Flaschen, für die sie dann zwölf Cent pro Kilogramm erhalten", sagt Hoffrogge und fügt an: "Wenn ich so leben müsste, würde ich auch sofort gehen wollen!"

Das Trainingszentrum der Diakonie erstreckt sich über ein mehrere hundert Meter langes Areal und bietet Menschen jeder ethnischer Herkunft und jedes gesellschaftlichen Standes die Möglichkeit, sich in verschiedenen Qualifikationen ausbilden zu lassen. Das Angebot reicht von Trockenbau, Elektro-, Wasser- und Heizungsinstallationen bis hin zu Nähkursen und dem Friseurhandwerk. "Die Mädchen aus unserer Gruppe ließen sich die Chance nicht entgehen, ihre Haare auf kosovarische Art mit typischer Flechtkunst stylen zu lassen", erzählt Hoffrogge.

Neben Fortbildungen biete das Trainingscenter rückkehrenden Flüchtlingen die Chance, Ansprechpartner vor Ort zu finden, um sich wieder in die Gesellschaft integrieren zu können. Ebenfalls befindet sich auf dem Gelände der Diakonie einer der wenigen Kindergärten im Kosovo, den die Jugendlichen der Stephanus-Gemeinde auch besucht haben. Etwa 90 Kinder werden dort betreut.

Unmittelbar nach der Ankunft hat die Gruppe für uns skurril klingende Erfahrungen gemacht: "Wiederholt wird uns deutlich, dass die Stadt Mitrovica durch den Fluss Ibar in einen serbischen und albanischen Teil getrennt ist. Als wir im Trainingszentrum ankamen, wurden die kosovarischen Nummernschilder wieder an die Autos der Diakonie angebracht. Diese werden aus Respekt - und um Konflikten vorzubeugen - immer abgenommen, wenn der serbische Teil der Stadt befahren wird." Bis zu ihrer Abreise will die Gruppe mit den Jugendlichen aus dem Kosovo ein Projekt in die Tat umsetzen. "Nach einer lebhaften Diskussion überzeugte uns die Idee eines Kompostsystems. Durch die Nachhaltigkeit und das damit verbundene Umweltbewusstsein kann die Diakonie mit positivem Beispiel vorangehen. Die Abfälle der Mahlzeiten des Kindergartens können so sinnvoll verwertet werden. Es besteht die Hoffnung, dass sich das Kompostsystem durch die Vorbildfunktion im Kosovo verbreiten wird", wünschen sich die Jugendlichen.

(sng)
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