Wermelskirchen Jugendamt sucht weitere Pflegeeltern

Wermelskirchen · In Wermelskirchen leben zurzeit 28 Kinder und Jugendliche in 25 Pflegefamilien. Das städtische Jugendamt ist für die Vermittlung der Pflegeeltern zuständig. Wer sich für ein Pflegekind entscheidet, hat einen neuen 24-Stunden-Job.

Wermelskirchen: Jugendamt sucht weitere Pflegeeltern
Foto: Teifel, Udo (tei)

"Suche Kinderzimmer mit Vollpension in Familien-WG mit netten Eltern" - so oder ähnlich könnte eine Anzeige aussehen, mit der ein Kind ein neues Zuhause sucht. In Wermelskirchen leben derzeit 28 Kinder und Jugendliche in insgesamt 25 Pflegefamilien. Die Vermittlung übernimmt das städtische Jugendamt. "Wir sind ständig auf der Suche nach Familien, die ein Kind mit offenen Armen empfangen, ihm Geborgenheit und ein neues Zuhause geben", betonen Barbara Frank und Andreas Voß, die sich die Amtsleitung teilen.

"Pflegeeltern sind Wahl-Eltern, die einem Kind oder Jugendlichen eine neue Chance im Leben geben", sagt Friederun Zielke vom Pflegekinderdienst in Wermelskirchen. "Wer sich für ein Pflegekind entscheidet, hat einen neuen 24-Stunden-Job. Da kommt ein kleiner Gast, der ein sicheres Nest sucht. Und der braucht Zeit, Zuwendung und Zuneigung", betont die Expertin. Dabei gehe es oft nur um "Geborgenheit auf Zeit". Denn Pflegekinder sind keine Adoptivkinder. "Pflegeeltern müssen lieben und danach auch wieder loslassen können", betont Barbara Frank.

Viele Kinder und Jugendliche kommen lediglich vorübergehend in eine Pflegefamilie - und zwar dann, wenn Zuhause die Welt auf dem Kopf steht und die leiblichen Eltern mit ihren Belastungen im Alltag nicht mehr fertig werden. Eheprobleme, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Suchtprobleme und Gewalt in der Familie können Gründe sein, warum das Jugendamt sich entschließt, eine Pflegefamilie für Kinder zu suchen.

Die Pflegeeltern helfen, einen Heimaufenthalt zu vermeiden. Ob sie für ein Pflegekind infrage kommen, entscheidet das Jugendamt. Und dessen "Pflegefamilien-Check" ist gründlich: "Wir suchen einen ,Platz mit WärmeQ. Die Pflegeeltern müssen Zeit, Geduld, Belastbarkeit, Offenheit, Toleranz und auch Erfahrung in der Erziehung mitbringen", sagt die Gleichstellungsbeauftragte Esther Wargenau-Zeitz. Ein Pflegekind aufzunehmen, sei eine schöne Aufgabe, aber auch eine riesige Herausforderung. "Das Kind muss versorgt, betreut, beschützt und gefördert werden", verdeutlicht Wargenau-Zeitz. Dabei sei immer der Blickwinkel des Kindes wichtig. Deshalb begleite das Jugendamt das Kind auch in der Pflegefamilie.

Das Jugendamt überlässt nichts dem Zufall. Mit Seminaren werden die künftigen Pflegeeltern sorgfältig auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet. "Es gibt Zeit für Fragen und Gespräche, pädagogische Unterstützung, rechtliche Hinweise und Hilfestellungen beim Umgang mit den leiblichen Eltern", erklärt Andreas Voß. Wirtschaftlich müsse die Pflegefamilie auf festen Beinen stehen - schließlich kosten auch Pflegekinder Geld. Und an dem, was das Jugendamt pro Monat beisteuert, kann sich die Pflegefamilie keine goldene Nase verdienen. Da soll sie aber auch nicht: "Das Engagement fürs Kind geht übers Herz und nicht übers Konto", sagt Esther Wargenau-Zeitz.

(ser)
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