Wermelskirchen Jugendamt sucht Pflegefamilien für Flüchtlingskinder

Wermelskirchen · Zur Zeit leben 15 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Wermelskirchen. Sie sind unter anderem betreut in Ferienwohnungen untergebracht. Dabei wird es nicht bleiben.

Die Jungen und Mädchen sind über die Erstaufnahmen in den Mehrzweckhallen in Dabringhausen und an der Schubertstraße hiergeblieben. Über die Zuweisungen durch die sogenannte Landesverteilstelle, die beim Landesjugendamt in Köln angesiedelt ist, werden weitere minderjährige unbegleitete Flüchtlinge folgen - so sieht es die seit Monatsbeginn gültige, neue Fassung des bundesdeutschen Kinder- und Jugendhilfegesetzes vor. Das Jugendamt Wermelskirchen sucht jetzt deshalb vor allem Gastfamilien und auch ehrenamtliche Vormünder sowie Sprachmittler (Übersetzer). Dazu wird es am Donnerstag eine Informationsveranstaltung geben.

"Bislang waren die Jugendämter in den Kommunen mit stark frequentierten Erstaufnahme-Einrichtungen wie Köln oder Dortmund überproportional belastet. Das soll sich durch die Zuweisungen ändern. Letztlich wissen auch wir hier vor Ort nichts genaues - wir rechnen aber mit 25 bis 30 dieser geflüchteten Kinder. Das schließen wir aus zwei Zahlen: In NRW befinden sich derzeit 8000 unbegleitete Minderjährige. Die neue Zuweisungsregelung geht künftig von einem Kind pro 1000 bis 1500 Einwohner aus", sagt Barbara Frank, pädagogische Jugendamtsleiterin.

"Natürlich sprechen wir vorher mit den Kindern: Welche Geschichte haben sie? Die tragen schließlich alle ihr Paket. Nicht alle Jungen und Mädchen werden sich für Gastfamilien eignen. Und selbstverständlich betreuen wir mit unseren Kooperationspartnern vom Intensiv Pädagogischen Dienst sowohl die Kinder als auch die Gastfamilien." Wer als Gastfamilie helfen möchte, muss Voraussetzungen erfüllen, die denen einer klassischen Pflegefamilie entsprechen: Wirtschaftliche Unabhängigkeit, ausreichend Wohnraum und ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis sind Grundbedingungen. Aber, so weiss Frank: "Eine finanzielle Belastung entsteht den Gastfamilien nicht: Es gibt einen Erziehungsbeitrag sowie die Pflege-Regelsätze für Kleidung und Nahrung." Sie setzt auf die nach wie vor große Hilfsbereitschaft unter den Bürgern, es hätten sich bereits Familien gemeldet: "Als vergleichsweise kleines Jugendamt haben wir es doppelt schwer. Es gibt in ganz NRW keine Plätze mehr. Und der soziale Dienst arbeitet eh immer mit 98 Prozent unter Volllast, jetzt sind es 120 Prozent. Nichtsdestotrotz brauchen diese Kinder unsere Hilfe. Mit unseren Maßstäben ist nicht fassbar, in so jungem Alter schon solch eine Fluchtgeschichte hinter sich zu haben. Wir wollen die Hürden den Realitäten anpassen, aber sorgsam bleiben - wir wollen, dass es gelingt!"

Do. 19. November, 18 Uhr, Infoveranstaltung, Bürgerzentrum.

(sng)
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