Wermelskirchen Jedes zweite Krad zu schnell oder zu laut

Wermelskirchen · An den "Ein- und Ausfalltoren" wie Lüdorf registrierte die Lärmmessung bis zu 400 Biker in einer Stunde. Thomas Jumpertz vom Arbeitskreis Motorradlärm will mit seinen Mitstreitern das Gespräch mit Motorradfahrern suchen.

 Diese Displayanzeigen will die Stadtverwaltung anschaffen. Sie sollen Raser - Auto- wie Motorradfahrer - zu mehr Rücksicht auffordern.

Diese Displayanzeigen will die Stadtverwaltung anschaffen. Sie sollen Raser - Auto- wie Motorradfahrer - zu mehr Rücksicht auffordern.

Foto: Broer

Die Ergebnisse der Geräuschmessung an neuralgischen Punkten zur Registrierung von Motorradlärm liegen dem Arbeitskreis Motorradlärm vor. Davon berichtet Mitglied Thomas Jumpertz. Der 53-Jährige ist in zweifacher Hinsicht betroffen - als Anwohner der K18 in Dabringhausen und passionierter Motorradfahrer. Demnach ist jedes zweite Motorrad an den Messpunkten zu schnell und/oder zu laut unterwegs gewesen. Diese erschreckende Feststellung, die das von der Stadtverwaltung beauftragte Gutachterbüro zutage förderte, nahm Jumpertz aus der jüngsten Arbeitskreissitzung am Dienstagabend mit.

"Wir werden jetzt die Öffentlichkeit suchen, wollen mit Anwohnern und den Motorradfahrern ins Gespräch kommen", nennt Jumpertz ein erstes Ergebnis, auf das sich der Arbeitskreis als Konsequenz auf die Lärmmessung verständigte. Es seien eindeutig die "Ein- und Ausfalltore" von Wermelskirchen, die massiv von dem Problem betroffen seien: Halzenberg, Preyersmühle sowie der gesamte Bereich der L101 von Habenichts, Stumpf und Lüdorf gehörten dazu.

"Das Thema ist heikel und schwierig. Nicht zwingend besteht ein Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Lautstärke. Das ist formal schwer nachweisbar", kommentiert Jumpertz, der mit seinem Motorrad eher Urlaubstouren unternimmt oder früh morgens unterwegs ist, bevor "die ganzen Verrückten" auf der Straße sind. Allein bei einer Messung in Lüdorf habe man 400 Motorräder pro Stunde registriert, wovon die Hälfte nicht gesetzeskonform unterwegs war. Bei der Messung unterschied die Technik zwischen kurzen Fahrzeugen wie Motorrädern oder längeren Fahrzeugen wie Pkw bis hin zu Lkw, um eine Differenzierung zu ermöglichen. "Das ist der Wahnsinn", zeigt sich Jumpertz erschüttert.

In seinen Augen stehe fest, dass sich das Fahrverhalten verändert habe: Beispielsweise nach der Sanierung der Fahrbahn auf der K18, wo nun ein erhöhtes Unfallaufkommen zu verzeichnen ist.

Die Stadtverwaltung wolle zeitnah zwei elektronische Displays anschaffen, die die Biker aufmerksam machen sollen. Diese Tafeln zeigen nicht - wie man es gewöhnlich kennt - die Geschwindigkeit an, sondern warnen bei zu hoher Lautstärke: "Bitte Rücksicht nehmen." "Ein Modellversuch in Baden-Württemberg zeigte eine Senkung der Lautstärke um 2,3 Dezibel durch die Displays", erläutert Jumpertz.

"An der Messung lässt sich erkennen, dass ein Zusammenhang zwischen dem Aufkommen und dem Wochentag sowie dem Wetter besteht", beschreibt Thomas Jumpertz - bei gutem Wetter am Wochenende sind die meisten Kradfahrer unterwegs. Deshalb stellen sich Thomas Jumpertz und seine Mitstreiter am Sonntag, 15. April, in Dabringhausen an die Altenberger Straße (Höhe Glascontainer), um unmittelbar mit den Bikern zu sprechen. Sitzbänke, Pavillons sowie Kaffee und Kuchen sollen zum Verweilen einladen. "Wenn wir 85 Prozent der Motorradfahrer erreichen und sensibilisieren, ist das gut. Die übrigen 15 Prozent muss die Polizei herausfischen", weiß Jumpertz, und unbelehrbare "schwarze Schafe". Kommunen wie Wermelskirchen, Hückeswagen, Burscheid oder Odenthal müssten sich zusammentun, um Raserei und Lärm zu bekämpfen, denn alle hätten das gleiche Problem.

(sng)
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