Wermelskirchen Interessante Ausstellung über die Gleichberechtigung im Pfarrdienst

Wermelskirchen · Mit selbst erlebten Anekdoten, über die man aus heutiger Sicht lachen würde, "würzte" Pfarrerin in Ruhe, Rita Herche, ihren Vortrag zur Ausstellungseröffnung "Pionierinnen im Pfarramt - 40 Jahre Frauen gleichberechtigt im Pfarrdienst" im Gemeindehaus Hünger.

Pfarrerin Almuth Conrad, zuständig für Hünger und Burg, hatte diese Wanderausstellung der Evangelischen Kirche im Rheinland nach Wermelskirchen geholt und zur Eröffnung beim "Sonntags-Café" ihre Mentorin aus Remscheid dazu gebeten. Conrad absolvierte während ihres Theologie-Studiums ein Praktikum bei der heute 77-jährigen Rita Herche, die 19 Jahre in Remscheid als Pfarrerin aktiv war.

Auf 17 Schautafeln lässt die Ausstellung die Geschichte von Pfarrerinnen - einst Vikarinnen - in der Evangelischen Kirche Revue passieren. Deutlich wird: Die weiblichen Geistlichen legten einen steinigen Weg zurück. So erinnert sich Rita Herche noch lebhaft an die Zeit, als Vikarinnen lediglich eine beratende Stimme im Presbyterium der Gemeinde hatten: "Das war ausgesprochen unangenehm. Wir konnten nicht mitbestimmen, was man als junger, engagierter Mensch aber doch will", sagte sie und fügte an: "Es sind lustige, aber auch ärgerliche Dinge passiert." So habe ihr einst eine Frau aus der Gemeinde einen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem geschrieben stand, dass der Ehemann testamentarisch festgelegt habe, nicht von einer Pfarrerin beerdigt werden zu wollen.

Die rechtliche Gleichstellung im Pfarramt von Männern und Frauen erfolgte letztlich erst 1975 mit der Aufhebung der sogenannten Pastorinnen-Verordnung. Zuvor regelte die Evangelische Kirche, dass Vikarinnen sich Pastorinnen nennen durften und die gleiche Besoldung wie ihre männlichen Kollegen erhielten (1963) und dass verheiratete Frauen eine Pfarrstelle ohne Einschränkung besetzen konnten (1973). "Ich finde es bis heute peinlich, dass die Kirche mit ihren Regelungen zur Gleichberechtigung stets nachgezogen hat nach staatlichen Regelungen und nie Vorreiter war", meinte Rita Herche, die in ihrem Vortrag ebenso auf gesellschaftliche Entwicklungen einging: "1982 gab es die ersten Polizistinnen, 1992 in Hamburg die erste Evangelische Bischöfin." Und: "Bis 1977 waren die Frauen per Gesetz zur Führung des Haushalts verpflichtet."

Die knapp 20 Zuhörer bestätigten im Dialog, was Rita Herche feststellte: "Die Gleichberechtigung ist in unserer Gesellschaft immer noch nicht endgültig vollzogen, das steckt noch anders in den Köpfen. Wir haben noch längst nicht alles erreicht, die jetzige junge Frauen-Generation hat da noch Aufgaben."

Zu besichtigen ist die Ausstellung während der Veranstaltungen im Gemeindehaus Hünger sowie immer sonntags von 11.15 bis 12.30 Uhr sowie von 15 bis 17 Uhr.

(sng)
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