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Wermelskirchen Innung rät nach Diesel-Urteil zur Ruhe

Wermelskirchen · In Wermelskirchen droht kein Diesel-Fahrverbot. Aber hiesige Pendler können betroffen sein. Kfz-Innungs-Obermeister rechnet mit vielen Reaktionen und Anfragen von Kunden. Bei Verkauf älterer Diesel-Fahrzeuge droht Wertverlust.

Diesel-Fahrverbot 2019 - welche Städte in NRW sind betroffen?
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Welche NRW-Städte sind vom Diesel-Fahrverbot betroffen?

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Foto: dpa

Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge sind in Wermelskirchen zwar nicht zu erwarten, da aber viele Autofahrer in die Metropolen pendeln, schauten auch sie gespannt auf das Urteil des Verwaltungsgerichts in Leipzig, das nun Fahrverbote ermöglicht. Es gibt 8963 angemeldete Dieselfahrzeuge in Wermelskirchen, davon haben nach Angaben des Kreises "nur" 2498 die Euronorm 6.

"Es droht hier kein Fahrverbot. Wir sind weit weg von Grenzwerten", sagt Thomas Marner, Technischer Beigeordneter, auf Nachfrage dieser Redaktion. Hätte Wermelskirchen allerdings nicht die Umgehungsstraße gebaut und würde der Durchgangsverkehr noch über die Telegrafenstraße rollen, "hätte uns da hier auch gedroht", betonte er. Denn auch ohne Messungen der Luftqualität wäre die Telegrafenstraße ein Kandidat für ein Fahrverbot: viel Verkehr, schmale Straße, relativ hohe, dichte Bebauung und wenig Querlüftung.

Doch viele Wermelskirchener Diesel-Fahrer pendeln in Großstädte, könnten somit auch von Fahrverboten betroffen sein. Nicht erst seit dem Urteil aus Leipzig diskutieren Branchenmitglieder über Abgaswerte und andere Antriebsformen, "sondern seit dem Diesel-Skandal", sagt bergische Kfz-Innungsobermeister, Reiner Irlenbusch. Damit ist er für die 300 Kfz-Betriebe im Bergischen Land - Rhein-Bergischer Kreis, Oberbergischer Kreis und Leverkusen - zuständig. "Aber mit dem Diesel-Fahrverbot wird das Problem akut. Es darf aber nicht auf dem Rücken der Händler und Kunden ausgetragen werden."

Irlenbusch rechnet mit weiteren Anfragen. Zum einen von Handwerkern aus dem Bergischen, die viele Aufträge in Köln oder Leverkusen haben und nun befürchten, dass sie mit ihren Diesel-Fahrzeugen nicht mehr zum Kunden kommen.

Zum anderen würden noch mehr Kunden versuchen, ihren älteren Diesel loszuwerden. "Aber die Märkte stehen unter Dampf", sagt der Kfz-Innungsobermeister. Wer heute seinen Diesel mit Euronorm 5 oder 4 verkaufe wolle, müsse damit rechnen, dass er nur noch 60 bis 70 Prozent des Wertes erhalte, der in der Schwacke-Liste vor dem Diesel-Skandal angesetzt wurde.

"Wer heute einen Neuwagen kauft, setzt sich in einen Benziner", beschreibt Irlenbusch die typische Verkaufssituation. Dabei behalte der Diesel seine klaren Vorteile für Vielfahrer wie niedriger Verbrauch und lange Lebensdauer. Und der NO2-Ausstoß neuer Diesel liege unter den Grenzwerten. "Aber der Kunde geht wider besseren Wissens weg vom Diesel - um jeden Preis."

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Ist der Einbau von Hardware in ältere Diesel die Lösung? Rainer Irlenbusch hat auch über die jüngsten Tests des ADAC gelesen, bei denen nach Einbau von SCR-Katalysatoren die Stickoxidwerte um 50, 60 und bei längerer Betriebszeit sogar um 90 Prozent gesenkt werden konnten. "Die Branche ist gut aufgestellt. Wir haben Spezialisten, die solche Kats einbauen können", sagt er.

Dennoch rate er Kunden, abzuwarten. Noch fehlten klare gesetzliche Vorgaben - Stichwort: blaue Plakette. Unklar sei, ob die umgebauten älteren Dieseln tatsächlich in den Fahrverbotszonen fahren dürften und ob es finanzielle Zuschüsse vom Staat und der Autoindustrie geben wird. "Wir brauchen Ruhe und Klarheit in der Entscheidung und am Ende gesetzliche Vorschriften", appelliert Reiner Irlenbusch an die Politik. Schließlich gehe aus dem Urteil aus Leipzig hervor, dass der Aspekt "Verhältnismäßigkeit" bei möglichen Fahrverboten zu berücksichtigen sei. Generell rät er Neuwagen-Käufern, sich auch Hybrid- und E-Autos anzuschauen.

Vergangene Woche hatte die Kreis-CDU den Bundesparteitag zur Beschlussfassung bei Diesel-Nachrüstungen aufgefordert. Sie verlangten, dass die betroffenen Automobilhersteller vollumfänglich für die entstehenden Kosten der Nachrüstung falsch deklarierter Diesel-Fahrzeuge aufkommen müssen und dies nicht aus Steuermitteln finanziert wird.

(pd)
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