Wermelskirchen Heimstatt als Tourstation

Wermelskirchen · Der SPD-Generalsekretär André Stinka informierte sich bei der Caritas. Lösungen für aktuelle Probleme hatten die Politiker nicht.

 Beate Junker, stellvertretende Leiterin des Hauses, mit André Stinka.

Beate Junker, stellvertretende Leiterin des Hauses, mit André Stinka.

Foto: Moll

Theorie ist das eine, Praxis das andere. Das erlebte gestern der SPD-NRW-Generalsekretär André Stinka bei seinem Besuch der Caritas Heimstatt. "Es wird immer schwieriger, gutes Personal in ausreichender Zahl zu finden", bekam er von Beate Junker zu hören. Sie ist stellvertretende Hausleiterin am Vogelsang. "Der Pflegeaufwand wird immer größer, Krankheiten wie Down-Syndrom und Demenz nehmen zu, die Menschen werden immer älter." Probleme, die für Junker Tagesgeschäft in der Heimstatt sind, wo 37 behinderte Menschen in Wohngruppen leben.

"Erfahrungen mit Problemen der Inklusion, der Integration und der Auswirkungen bei der Umsetzung des Teilhabegesetzes kann ich nicht am Schreibtisch sammeln. Da muss ich raus ins Land und mit Menschen sprechen", sagte Stinka im Pressegespräch. Und so ist dann auch die Sommertour konzipiert.

Junker berichtete, dass die Heimstatt "aktuell eine halbe Stelle für eine Heilerziehungskraft ausgeschrieben" habe - "und bis jetzt haben wir noch keine Bewerbung", sagte Beate Junker. Liegt es an der "halben" Stelle, an der Bezahlung, an den Arbeitsbedingungen oder an der mangelnden Anerkennung? Eine Antwort fanden Stinka und die ihn begleitenden Politiker der Kreis-SPD nicht. Einig waren sich alle, dass Handlungsbedarf besteht und die politischen Entscheidungen, auch wenn sie gut gemeint sind, manchmal über das Ziel hinaus gehen.

"Die Dokumentationspflicht ist dafür ein gutes Beispiel", sagte Thomas Pütz, Fachbereichsleiter der Caritas. "Der Nachweis ist gut und dient auch der Qualitätssicherung. Aber dadurch fehlt uns die Zeit für die Menschen. Die Mehrarbeit wird nicht durch zusätzliches Personal aufgefangen."

"Die Diskussion in der Gesellschaft über die Inklusion ist zu kurz gekommen", sagte Stinka. "Der Bund hat die UN-Konvention zur gesellschaftlichen Teilhabe von behinderten Menschen unterschrieben, und die Länder haben das Problem. Es ist ein riesiges Gesellschaftsproblem." Mehr Personal, bessere Ausbildung, bessere Bezahlung und höhere Anerkennung der Pflegeberufe sind die Forderungen des Politikers.

Was geschieht denn konkret mit den Erfahrungen, die während der Sommertour gesammelt werden konnten? "Zu jedem Termin gibt es eine Mappe mit Stichworten. Als Mitglied der Landtagsfraktion gehen diese Eindrücke an die Referenten und in die Fraktion", erklärte Stinka. Die Rundreise durch NRW diene auch dazu, die Distanz zwischen Politik und Bürgern abzubauen. Vielleicht hilft der Besuch eines Jugendzeltlagers der Aggertalsperre, die Erlebnisse als Rollstuhlfahrer in einem Klettergarten oder die Eindrücke bei der Caritas in Wermelskirchen bei zukünftigen bürgernahen Entscheidungen.

(wsb)
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