Wermelskirchen Heime voller Demenzkranker

Wermelskirchen · Die örtlichen Altenheime müssen sich darauf einstellen, immer mehr Schwerstpflegefälle zu betreuen. Doch der tatsächliche Pflegeaufwand bei Demenzkranken wird nicht berechnet und bemessen.

Immer mehr alte Menschen kommen erst ins Heim, wenn sie bereits dementiell erkrankt oder verändert sind. Das belegen auch die Zahlen, die Sozialamtsleiter Hans-Willi Aubel jetzt ermittelt hat.

Danach sind in Haus Regenbogen bereits so gut wie alle Bewohner demenzkrank: 37 von 40 weist die Statistik auf. Doch die Pflegedienstleiterin Iris Sichelschmidt sagt unumwunden: "Wer zu uns kommt, der kann sich selbst nicht mehr helfen."

Da das Haus Regenbogen im Gegensatz zu den anderen Senioreneinrichtungen vor Ort ein reines Alten- und Pflegeheim sei, konzentrierten sich dort eben auch die schwerst Pflegebedürftigen. So sind zur Zeit im Haus Vogelsang von den insgesamt 118 Bewohnern 65 an Demenz erkrankt. Im Seniorenpark carpe diem leiden von 92 Bewohnern 52 an Demenzerkrankungen wie Alzheimer und ähnlichen. Da Haus Vogelsang und carpe diem aber auch über Betreutes Wohnen verfügen, liegt dort der Anteil der Schwerstpflegebedürftigen noch niedriger als in Haus Regenbogen.

"Es müssten aber eigentlich sogar noch die Pflegestufen vier und fünf geben, nicht nur eins bis drei", sagt Pflegedienstleiterin Iris Sichelschmidt. Denn alleine der Aufwand, den die Pflegekräfte bei den Demenzkranken für die reine Nahrungsaufnahme und das notwendige Erinnern ans Trinken aufbringen müssten, übersteige die Klassifizierung und vor allem die Personalbemessung für die Pflegestufen.

Die effektive Zeit werde nicht berücksichtigt: "Wir müssen alleine 18 von 20 Bewohnern in unserem Demenzbereich bei der Nahrungsaufnahme helfen", berichtet sie. Die soziale Betreuung der Demenzkranken sei dabei noch gar nicht berücksichtigt. Nach der Beurteilung des Medizinischen Dienstes seien aber nur 15 der 40 eigentlich demenzkranken Bewohner in der Pflegestufe drei klassifiziert.

Bislang leide Haus Regenbogen zwar noch nicht am allgemeinen Fachkräftemangel in der Pflege, aber: "Der Markt ist leer", weiß Iris Sichelschmidt. Und bis dato partizipiere das Pflegeheim noch davon, viele gute und langjährige Kräfte zu haben: "Aber einige sind schwanger, und das kann in einem kleinen Haus wie unserem zu einem Problem werden", befürchtet die Pflegedienstleiterin.

Und dass das Heim für die meisten Menschen die wirklich letzte Station ist, zeigen auch die vom Sozialamtsleiter ermittelten Zahlen zur Verweildauer. In Haus Regenbogen sind es durchschnittlich 283 Tage, in carpe diem 234 Tage. In Haus Vogelsang bleiben die Bewohner aber durchschnittlich noch 1080 Tage. Denn gerade in dieser Einrichtung lebten die Senioren teilweise schon seit bis zu zehn Jahren, erläuterte Aubel.

(RP)
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