Wermelskirchen Gymnasiasten erproben Gefahren im Straßenverkehr

Wermelskirchen · Mit einem Aufschrei drückt Gülistan Dinler voll auf die Bremse. Ein Lkw hat der 17-Jährigen auf der Landstraße plötzlich die Vorfahrt genommen. Ihre Reaktion ist schnell, 0,41 Sekunden schnell, um genau zu sein. Und doch hat das Mädchen keine Chance: Bei einer Geschwindigkeit von 80 Kilometern die Stunde ist der Anhalteweg einfach zu lang. Die Gymnasiastin rast in den Lastwagen hinein. Passiert ist ihr glücklicherweise nichts. Denn dieses Unfallszenario war nur eine Bremstestsimulation - eine von fünf Stationen der Verkehrswacht Rheinisch-Bergischer Kreis für die zehnte Jahrgangsstufe des Städtischen Gymnasiums.

 Schülerin Johanna Vielhauer (15) auf ihrer Fahrt mit der Rauschbrille. Karola Krause von der Verkehrswacht passt auf.

Schülerin Johanna Vielhauer (15) auf ihrer Fahrt mit der Rauschbrille. Karola Krause von der Verkehrswacht passt auf.

Foto: Moll

Seit drei Jahren leistet die Verkehrswacht mit Simulationen Aufklärungsarbeit an der Schule. "Ziel ist es, die Jugendlichen für die Hauptunfallursachen im Straßenverkehr zu sensibilisieren", sagt Geschäftsführerin Karoline Strauch-Schmitz. "Ins Leben gerufen wurde die Aktion, weil im Rheinisch-Bergischen Kreis Unfälle mit jungen Fahrern so stark zugenommen haben, dass sie zu der gefährdetsten Gruppe im Straßenverkehr gehören."

Anfangs konzentrierte man sich bei den Simulationen vor allem auf die Auswirkungen von Alkohol und Drogen auf die Fahrtüchtigkeit. Seit Aufkommen von Smartphones, Tablets und Co. werden aber auch diese Ablenkungsursachen stärker berücksichtigt. Denn: Um auf eine Gefahrensituation zu reagieren und die Bremsung einzuleiten, braucht der menschliche Körper eine Reaktionszeit von etwa einer Sekunde. Bei 100 Kilometern die Stunde ergibt sich daraus ein Reaktionsweg von 30 Metern. "Da kann man sich ausrechnen, was im im Notfall passiert, wenn jemand mal eben zwei Sekunden auf sein Handy schaut", sagt Karoline Strauch-Schmitz.

Der Schrecken sitzt bei Gülistan Dinlar noch tief. "Das war ein komisches Gefühl", sagt sie nach dem virtuellen Crash. Als nächste Station will sie den Kettcar-Parcours mit der Rauschbrille probieren, die einen Rauschzustand von 0,8 Promille nachahmt. "Ich würde mich niemals ans Steuer setzen, wenn ich getrunken habe. Aber zu testen, wie sich das anfühlt, finde ich spannend", sagt die 17-Jährige, die seit sechs Monaten an ihrem Führerschein dran ist. Das bestätigt auch Natalie Händeler (16): "Man will sich und andere ja nicht in Gefahr bringen, doch als Lektion ist die Rauschbrillensimulation toll."

Ergänzt wurde das Angebot durch einen Film zum Thema Restalkohol, einen Reaktionstest und sowie einen Baumstamm zum Einhämmern von Nägeln mit Rauschbrille.

(beaw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort