Wermelskirchen Gülle gezielter an Pflanzen bringen

Wermelskirchen · Kooperation von Land- und Wasserwirtschaft kritisiert Gülleunfall an der Neye.

Eine große Schweinerei. Ein krimineller Akt. Und vor allem: Ein Vorfall, der die gesamte bergische Landwirtschaft in Verruf gebracht habe. Mit deutlichen Worten hat die "Kooperation Landwirtschaft/Wasserwirtschaft Große Dhünn-Talsperre" den Gülleunfall an der Neye-Talsperre kritisiert.

Landwirte aus Oberberg und Rhein-Berg, Vertreter von Wupper- und Aggerverband, der Landwirtschaftskammer (LWK), sowie der Unteren Wasserbehörden beider Kreise waren zur jährlichen Versammlung der Kooperation ins Haus Hembach gekommen. Die rund 120 Landwirte, die sich der Initiative angeschlossen haben, bewirtschaften aktuell 95 Prozent der Flächen innerhalb der Trinkwasserschutzzone um die Dhünn, berichtet Sprecher Manfred Kürten. Gesprächsthema Nummer eins war aber der Vorfall am 18. März 2015 an der Neye.

Man distanziere sich ausdrücklich vom Gülle-Handel, betonte Kürten. Gülle, die innerhalb der Kooperation anfalle, werde, wenn überhaupt, innerhalb der Gemeinschaft verteilt. Die Bilanz des seit 23 Jahren aktiven Zusammenschlusses zum Schutz der Großen Dhünn könne sich sehen lassen.

Mit Heinrich Spitz hat die NRW-Landwirtschaftskammer (LWK) inzwischen einen Berater speziell für die Kooperation bestellt. Aktuell berechnete Spitz den optimalen Zeitpunkt für das Ausbringen der ersten Gülle in diesem Jahr. Am 1. Februar war die Sperrfrist abgelaufen. Mithilfe einer Formel und den Tagesdurchschnittstemperaturen bestimmte er den exakten Beginn der Wachstumsperiode. "Wenn es grün wird, nehmen die Pflanzen den Dünger auf, er landet nicht im Grundwasser", erklärte Ursula Jandel, Geschäftsführerin der bergischen LWK-Kreisstellen, die seit dem Vorfall an der Neye eine deutliche Skepsis der Bürger registrierte. "Wenn die Fässer über die Straße rollen, steht bei uns das Telefon nicht mehr still."

Die Kooperations-Landwirte um Manfred Kürten beschaffen derzeit sogenannte Schleppschuhverteiler - Aufsätze, mit denen die Gülle nicht über Wiese und Feld versprüht, sondern gezielt an die Wurzeln gepumpt werde. Die Versorgung der Pflanzen sei damit optimal gewährleistet, es müsse weniger Kunstdünger eingesetzt werden, was wiederum der Wasserqualität zugutekomme, beschrieb Jandel und stellte klar: "Auch wenn mancher Bürger es so empfindet: Es kommt nicht mehr Gülle auf die Wiese als früher, dafür in gezielteren Gaben."

"Wir Landwirte fühlten und fühlen uns dem Gewässerschutz rund um die Dhünn verpflichtet", betonte Kürten die langfristige Zusammenarbeit. Freiwillig habe man Informationen über vorhandene Güllebehälter zur Erstellung von Katastern an die beiden Kreisverwaltungen gegeben. Nun gelte es, gemeinsam mit Behörden und den Talsperren-Betreibern Maßnahmen zur Risikominderung zu entwickeln.

www.guelle-nrw.de

(RP)
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