Wermelskirchen Grundrecht auf Trinkwasser im Grundgesetz verankern

Wermelskirchen · Drei Tage lang diskutierten 53 Bürger im Landhaus "Spatzenhof" darüber, wie das Wassersystem im Bergischen Land energetisch optimiert werden kann.

 Die Vorsperre der Kleinen Dhünn-Talsperre ist ein Teil des großen Trinkwasserreservoirs Große Dhünntalsperre.

Die Vorsperre der Kleinen Dhünn-Talsperre ist ein Teil des großen Trinkwasserreservoirs Große Dhünntalsperre.

Foto: Udo Teifel

Dass sich so viele Menschen dafür interessieren, wie mit dem Wasser im Bergischen Land umgegangen wird, hätte Mark Schwalm von der Bergischen Universität Wuppertal gar nicht gedacht. Er ist der Projektleiter des "Enerwa"-Projektes, bei dem er sich gemeinsam mit einem Team damit auseinandersetzt, wie das Wassersystem im Bergischen energetisch optimiert werden kann. 53 zufällig ausgewählte Bürger aus Wermelskirchen, Hückeswagen und Burscheid bekamen die Chance, drei Tage lang im Landhaus "Spatzenhof" mitzureden, Diskussionen anzustoßen und alles über das Thema Wasser zu erfahren. Auch viele andere hätten gerne mitgemacht, berichtete Mark Schwalm.

Diejenigen, die dabei waren, zeigten sich bei der gestrigen Abschlussveranstaltung begeistert. "Ich nehme eine unglaubliche Menge an interessanten Informationen zum Umgang mit Trinkwasser mit", sagte die Wermelskirchenerin Christiane Müller. Auch Vanessa Kirstein fasste ihre Eindrücke zusammen: "Es kristallisiert sich heraus, dass es, wenn es um den Umgang mit Wasser geht, einen Interessenkonflikt zwischen Wirtschaft und Politik gibt. Die Umsatzsteigerung steht im Vordergrund und der Naturschutz rückt in den Hintergrund."

Was den Bürgern wichtig war, fassten sie in einem Positionspapier zusammen. Dabei ging es nicht um konkrete Projektvorschläge, sondern darum, wie die Wasserwirtschaft im Bergischen strukturell verbessert werden könnte. Beispielsweise wurde überlegt, wie die Stromkosten, die beim Wassertransport von einer Talsperre bis zum Verbraucher anfallen, reduziert werden können.

Mark Schwalm und sein "Enerwa"-Forschungsteam werden die Bürgerinteressen demnächst Bundestagsabgeordneten der Ausschüsse für Umwelt und Energie vorstellen. "Wir wollen ihnen nicht bloß erklären, wie Energieoptimierung in der Wasserwirtschaft aussehen kann. Das, was die Bürger wollen, spielt eine große Rolle", sagte Mark Schwalm.

Herauskristallisiert habe sich beispielsweise, dass die Bürger die Privatisierung der Wasserwirtschaft ablehnen und eine Aufnahme des Grundrechtes auf Trinkwasser ins Grundgesetz fordern. "Sie sind zudem bereit, ein wenig mehr für ihr Wasser zu zahlen, wenn in der Wasserwirtschaft Energie eingespart werden kann und die Wasserqualität trotzdem gleich bleibt."

Mark Schwalm gibt an, dass sich 42 Prozent der eingeladenen Bürger auf die Anschreiben zurückgemeldet haben. "Das ist mehr als bei so mancher Kommunalwahl", sagte er stolz.

(RP)
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