Wermelskirchen Großes Interesse an Buchvorstellung

Wermelskirchen · Marita Jendrischewski und Volker Ernst vom Bergischen Geschichtsverein präsentierten das Buch über den Wermelskirchener Missionar Carl Schmitz im Katt-Bistro vor. Er lebte 50 Jahre in Namibia.

Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Im Vorfeld hielt Marita Jendrischewski die Spannung aufrecht und verriet nicht, was ihren Großonkel Carl Schmitz 1906 dazu bewog, sein "Hallodri"-Dasein als Tagelöhner und Kartenspieler in ein Missionarsleben umzuwandeln. Bei der ersten Buchvorstellung der Autorin von "Carl Schmitz - Vom Webstuhl in die Namib (die Lebensgeschichte eines bergischen Missionars)" verkündete Marita Jendrischewski die Beweggründe von Carl Schmitz, sein Leben radikal zu ändern: "Er saß beim täglichen Spiel, als vor seinem inneren Auge der Teufel auf seinen Karten auftauchte."

Ausgelöst von der Lektüre des Briefwechsels zwischen ihrem Großonkel Carl Schmitz und dessen Bruder Bernhard (Opa der Autorin), recherchierte Jendrischewski in Archiven der Stadt, der Mission in Wuppertal und in Namibia, wohin sie inzwischen sechs Mal reiste. Eine wichtige Quelle dabei: Die Berichte, die der Missionar Carl Schmitz regelmäßig aus Afrika nach Deutschland schickte. Vor seiner "Erleuchtung" seien für Carl Schmitz die "Karten seine Bibel" und das "Wirtshaus seine Kirche" gewesen. Es folgten 50 Jahre Tätigkeit als Missionar - eine überdurchschnittlich lange Zeit.

Carl Schmitz erlebte in Deutsch-Südwest, wie das heutige Namibia damals hieß, mit seiner Familie nicht nur das Aufeinandertreffen von europäischem Werteverständnis mit afrikanischer Kultur, sondern auch die Wirren des Ersten Weltkrieges, in dessen Folge die Kolonialära Deutschlands endete, und des Zweites Weltkrieges, der verursachte, dass sich Teile von Schmitz' Familie über Jahrzehnte nicht sehen konnten (Tochter Erika und ihr Gatte Kurt Thude).

Letztlich kehrte der am 1. November 1857 in Käfringhausen geborene Carl Schmitz ins Bergische zurück - er verstarb am 4. Februar 1957 an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruchs und wurde in Wuppertal-Barmen beerdigt. "Bei seiner Rückkehr 1956 habe ich ihn als kleines Mädchen das erste Mal gesehen", erinnerte sich Marita Jendrischewski bei der Lesung. Das Wiedersehen ihres Opas und ihres Großonkels sei berührend und unvergesslich gewesen: "Trotz der unterschiedlichen Lebenswege war die Verbundenheit der Brüder - zu dem Zeitpunkt mit 81 und 87 Jahren zwei alte, schwerhörige Herren - stark spürbar."

Die Wermelskirchener Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins (BGV) ist Herausgeber des Buches. "Es geht um einen gebürtigen Wermelskirchener", sagte der Vorsitzende Volker Ernst. Beinahe vorsorglich betonte er: "Der Völkermord an den Herero und Nama durch die deutsche Kolonialmacht im heutigen Namibia war ein schweres, unmenschliches Verbrechen." Gleichzeitig entkräftete Ernst: "Carl Schmitz kam danach nach Afrika, war in diese Ereignisse nicht verwickelt."

Marita Jendrischewski und Volker Ernst freuten sich über die Resonanz mit knapp 80 Besuchern im Bistro Katt.

(sng)
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