Wermelskirchen Gespinstmotte sorgt für "Halloween-Deko"

Wermelskirchen · Die Raupen der Insekten haben Bäume an der B 51 komplett eingesponnen, sind aber ungefährlich - nach dem Johannis-Trieb Ende des Monats ist der "Spuk" wieder vorbei.

 Viele Bäume an der B 51 - kurz vor dem Ortseingang Bergisch Born - sind zurzeit von Netzen umhüllt, die wie dichte Spinnweben aussehen - dafür verantwortlich ist die Gespinstmotte.

Viele Bäume an der B 51 - kurz vor dem Ortseingang Bergisch Born - sind zurzeit von Netzen umhüllt, die wie dichte Spinnweben aussehen - dafür verantwortlich ist die Gespinstmotte.

Foto: Jürgen Moll

Wer dieser Tage aufmerksam von Wermelskirchen in Richtung Lennep unterwegs ist, wird sie kurz vor dem Ortseingang Bergisch Born auf der rechten Straßenseite an der B51 sehen: Bäume, die teilweise oder sogar vollständig von vermeintlich dichten Spinnweben umhüllt sind. In der Sonne schimmern sie seidig-silbrig, in der Dämmerung weiß-grau. Dazu fehlt den Bäumen das Laub - als wäre es Herbst. Schuld an diesem erstaunlichen Anblick, der an eine verfrühte Dekoration für eine Halloween-Party erinnert, ist die Gespinstmotte.

Die Raupen einiger Gespinstmotten-Arten, die die Blätter befallener Pflanzen abfressen sowie Stämme, Äste und Zweige komplett mit ihrem Gespinst überziehen, leben auf den befallenen Bäumen "gesellig" zusammen. Die Raupen der Gespinstmotte sind ungefährlich und schaden den Bäumen nicht langfristig. Das bestätigte Volker Niemz, Leiter des Betriebshofs, auf BM-Anfrage: "Es sieht blöd aus. Aber es ist so und geht wieder weg. Es gibt auch eine befallene Stelle in Dhünn. Mit Sicherheit handelt es sich nicht um den gefährlichen Prozessionsspinner, vor dem die Menschen Angst haben - den haben wir hier bei uns nicht", stellte er klar.

Die Gespinstmotten-Arten machen sich wirtsspezifisch über die Blätter von nur ein oder zwei Baum- oder Strauch-Arten her. "Den seidigen Schleier spinnen die kleinen Raupen, um sich vor Fressfeinden wie Vögeln oder Witterungs-Einflüssen wie Regen zu schützen", erklärt Karl-Heinz Jelinek vom Landesfach-Ausschuss Entomologie (Insektenkunde) des Naturschutzbundes (NABU) in NRW.

Unter dem Schleier fressen die Raupen bis etwa Mitte Juni den befallenen Baum kahl. Dann wandern sie zum Fuß des Stammes, wo sie sich im Schutz des Gespinstes verpuppen. Anfang Juli schlüpfen dann die weißen, schwarz gepunkteten Falter der Gespinstmotte. Nach der Paarung legen sie ihre Eier wieder an den Knospen ab, wo sie bis zum nächsten Frühjahr überdauern.

Dieses Naturschauspiel lässt sich seit einigen Jahren immer häufiger beobachten. Laut Pflanzenschutzdienst Bonn fördert insbesondere der Klimawandel dieses jährliche massenhafte Auftreten der Motten. Aber: Bis zu 80 verschiedene Insekten, darunter Schlupfwespen, Raubwanzen sowie einige Parasiten, verhindern eine ungehemmte Ausbreitung der Gespinstmotten.

Experte Jelinek rät davon ab, die Tiere mit Gift zu vernichten: "Das ist meistens ebenso sinnlos wie gefährlich für die Umwelt, da von Insektengiften auch die natürlichen Feinde der Gespinstmotten betroffen sind."

Die Bäume und Sträucher treiben mit dem sogenannten Johannis-Trieb um den 26. Juni wieder aus und lassen bald nicht mehr erkennen, dass sie befressen worden sind. Tatsächlich sind auch bei den Bäumen an der B 51 schon wieder erste Blatt-Triebe zu entdecken.

(sng)
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